Stilmittel in der deutschen Sprache
In literarischen Texten sind äußere Form, sprachliche Gestaltung und inhaltliche Aussagen eng miteinander verknüpft. Analysierst du einen Text, so solltest du also auch dessen Sprache berücksichtigen. Stilmittel findet man vor allem in Gedichten, wo sie dazu dienen, eine bestimmte Wirkung zu steuern oder zu verstärken.
Stilmittel sind bewusst eingesetzte sprachliche Mittel werden beispielsweise dazu verwendet, den Inhalt des Textes hervorzuheben, einen Gedanken oder eine Position besser zu veranschaulichen, Spannung zu erzeugen oder den Leser/die Leserin einzubeziehen.
Rhetorische Stilmittel – Definition
In allen Gattungen der Literatur, aber auch in Sachtexten können sprachliche Stilmittel vorkommen, besonders in Reden und in der Werbung. Man nennt diese Stilmittel auch rhetorische Figuren, wobei diese unterschiedliche Funktionen haben und daher auch verschiedene Wirkungen erzielen können.
Zu den Wirkungsabsichten können zum Beispiel Anschaulichkeit, Eindringlichkeit, Ästhetik, Spannungserzeugung oder Einbezug der Zielgruppe gezählt werden. Jede Textinterpretation muss daher eine Analyse aller Arten von rhetorischen Stilmitteln einschließen.
Stilmittel sind Techniken, mit denen bestimmte Aussagen betont, verstärkt oder verschönert werden können.
Stilmittel – Übersicht
Zu den generellen Kategorien von Stilmitteln gehören vier Arten von Figurenformen:
- Klangfiguren
- Wortfiguren
- Satzfiguren
- Gedankenfiguren
Diese sehen wir uns im Folgenden genauer an.
Darunter versteht man den bewussten Einsatz von Buchstaben, Silben und Wörtern, die beim Sprechen von Wortkombinationen oder Sätzen einen besonderen Klang erzeugen, zum Beispiel im Fall der Alliteration, für die mehrere hintereinander folgende Wörter den gleichen Anlaut aufweisen. Hier sind ein paar Beispiele von Klangfiguren:
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Alliteration: Wiederholung des Anlauts in benachbarten Wörtern
Beispiel: Das Wasser wogte und wallte.
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Anapher: Wiederholung von Wörtern am Satz- oder Versanfang
Beispiel: ... mit all seinen Ängsten, mit all seinen Hoffnungen.
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Assonanz: Gleichklang der Vokale in benachbarten Wörtern
Beispiel: Der Wind singt in den Wipfeln.
Fehleralarm
In der Dichtkunst werden „Assonanz“ und „Reim“ oft verwechselt. Eine Assonanz ist der Gleichklang von Vokalen, z.B. „Haus“ und „Raum“. Ein Reim hingegen betrifft Endungen, wie „Haus“ und „Maus“.
Hierbei werden Wörter verändert, miteinander kombiniert oder neue Wörter gebildet, die damit eine besondere Aussage vermitteln sollen, beispielsweise durch sogenannte Wortneuschöpfungen (Neologismus). Zu den Wortfiguren zählen außerdem:
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Klimax: Anordnung von Wörtern oder (Teil-)Sätzen in nach aufsteigender Intensität
Beispiel: Ihre Freundschaft war stark, unzerbrechlich, für immer.
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Neologismus: Neubildung eines Begriffs
Beispiel: unkaputtbar
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Oxymoron: Verbindung zweier scheinbar widersprüchlicher Begriffe
Beispiel: ein riesiger Zwerg.
Wusstest du schon?
Das Oxymoron ist ein Stilmittel, das scheinbar widersprüchliche Begriffe kombiniert, wie „bittersüß“ oder „lautes Schweigen“. Ein bekanntes Beispiel aus der Literatur ist „schwarze Milch“ aus Paul Celans Gedicht „Todesfuge“. Diese ungewöhnlichen Kombinationen regen zum Nachdenken an und schaffen eine besondere Atmosphäre.
Mit ganzen Sätzen, die sprachlich meist auch durch sich wiederholende oder gegensätzliche Begriffe oder Begriffspaare gebildet werden, können ganz bestimmte oder generelle Aussagen versinnbildlicht werden. Das sind Satzfiguren:
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Chiasmus: Umkehrung/Spiegelung von Wörtern oder (Teil-)Sätzen
Beispiel: Einer für alle und alle für einen.
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Inversion: Veränderung der üblichen Satzstellung
Beispiel: Gerötet war sein Gesicht, als er sich umdrehte.
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Parallelismus: Wiederholung von gleich gebauten Satzteilen oder Sätzen
Beispiel: Sie heulten, sie schrien, sie tobten.
Ähnlich wie bei den Satzfiguren können auch Wörter in bestimmten Kombinationen und Sinnzusammenhängen der Darstellung, Vermittlung und vor allem der Strukturierung von Symbolen oder Aussagen dienen. Hier sind einige Beispiele für solche Gedankenfiguren:
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Antithese: Gegenüberstellung zweier gegensätzlicher Ideen oder Begriffe
Beispiel: Freude betont das Leben, Trauer betont den Tod.
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Paradoxon: scheinbar unlogische oder unmögliche Aussage mit tieferer Wahrheit
Beispiel: Je mehr du weißt, desto mehr merkst du, wie wenig du weißt.
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Rhetorische Frage: Scheinfrage, die bereits die Antwort bzw. Zustimmung voraussetzt
Beispiel: Ich frage Sie: Ist das zu viel verlangt?
In der folgenden Abbildung sind die vier Arten von Stilmitteln noch einmal zusammengefasst:
Stilmittel – Wirkung
Mit sprachlichen Stillmitteln können mehrere Wirkungen erzielt werden:
- Stilmittel sollen in erster Linie die Aufmerksamkeit der Lesenden wecken.
- Stilmittel machen den Text interessanter und wirkungsvoller.
- Sie sorgen dafür, dass bestimmte Aspekte betont, hervorgehoben oder verdeutlicht werden.
- Viele bildliche Stilmittel vereinfachen den Inhalt des Textes.
- Stilmittel sollen bestimmte Emotionen oder Gedankengänge hervorrufen.
- Jedes Stilmittel hat eine ganz eigene Wirkung.
Kontrovers diskutiert:
Aktuellen Forschungsergebnissen zufolge könnte der Einsatz von Metaphern in der politischen Rede wichtige Debatten beeinflussen. Einige Linguistinnen und Linguisten glauben, dass Metaphern helfen, komplexe Themen verständlicher zu machen, während andere befürchten, dass sie dazu genutzt werden könnten, die Realität zu verzerren und Manipulationen zu ermöglichen. Was denkst du?
Stilmittel im Gedicht
Besonders in der Gattung der Lyrik verwenden die Dichterinnen und Dichter diverse sprachliche Stilmittel, um etwas Besonderes auszudrücken oder eine bestimmte Wirkung bei der Leserin oder dem Leser zu erzeugen. Lyrische Texte erhalten durch Stilmittel immer interpretationswürdige Intentionen, die in der Regel im Kontext der inhaltlichen Aussage stehen und diese hervorheben sollen.
Besonders die Rezeption, also die Aufnahme und Verarbeitung eines lyrischen Werks durch die Lesenden, blickt auf die Wirkung von Text und Darbietung. Die Analyse der Stilmittel eines Gedichts erfolgt nach der Untersuchung von Form, Inhalt und Aufbau.
Kennst du das?
Vielleicht hast du schon einmal gemerkt, wie ein Songtext dich tief berührt hat. Auch hier stecken Stilmittel dahinter. Zum Beispiel kann eine Hyperbel, die absichtliche Übertreibung, die Intensität der Gefühle verstärken. Oder ein Vergleich kann dir helfen, Emotionen besser nachzuvollziehen.
Stilmittel im Gedicht – Analyse
Wenn man ein Gedicht analysieren und interpretieren möchte, stößt man immer auf zwei Ebenen: die Sachebene und die Bildebene.
Auf der Sachebene vermittelt das lyrische Ich ausschließlich die beschreibenden Sachinformationen und Darstellungen.
Mit der Bildebene werden die Sachinformationen sprachlich konstruiert und organisiert, um damit die Aussage und die Wirkung eines Gedichts und seines Inhalts zu bestimmen.
In einer Gedichtanalyse wird schließlich die Verknüpfung beider Ebenen durch sprachliche Stilmittel und die damit verbundene Wirkungsabsicht interpretiert. Aus diesem Grund ist es wichtig, rhetorische Stilmittel zu erkennen und ihre gängige Verwendung in der Literatur, besonders in der Lyrik, verstehen zu können.
Schlaue Idee
Schau dir Werbung im Fernsehen an. Oft findest du dort Metaphern wie „Der Himmel auf Erden“ für ein leckeres Dessert. Sie helfen, Interesse zu wecken und das Produkt für Käuferinnen und Käufer attraktiv zu machen.
Organisation sprachlicher Bilder
Die Sachebene und die Bildebene eines Textes können mithilfe verschiedener Kategorien von Stilmitteln miteinander verknüpft werden, die sich einer Bedeutungsübertragung bedienen, die wiederum nicht realistisch oder wörtlich verstanden werden muss.
Häufig sind dies Vergleiche, Metaphern, Redewendungen, Sprichwörter oder typische Alltagswendungen. Zum Beispiel:
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Er ist stark wie ein Löwe. (Vergleich)
-
Er bricht ihr das Herz. (Metapher)
Manche dieser Sprachbilder lassen sich nur aus dem gesamten Zusammenhang eines Gedichts (bzw. Texts) erschließen, da sie neue und bislang unbekannte Bildvergleiche oder Übertragungen beinhalten, wie die Chiffre Schwarze Milch der Frühe aus Paul Celans Gedicht Todesfuge.
Die meisten Stilmittel wurden bereits in der Redekunst der griechischen und der römischen Antike entwickelt und angewendet. Daher stammen die heute gültigen Fachbegriffe auch oftmals aus dem Altgriechischen oder dem Lateinischen. In der folgenden Übersicht werden die häufigsten Stilmittel anhand einer Tabelle beispielhaft aufgeführt und kurz erklärt:
Rhetorische Figur |
Erklärung |
Beispiel |
Metapher |
bildhafte Bedeutungsübertragung |
Mauer des Schweigens |
Akkumulation |
Reihung von Begriffen zu einem genannten oder nicht genannten Oberbegriff |
„Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott!“ (J.W. Goethe, Faust I) |
Allegorie |
Darstellung eines abstrakten Sachverhalts durch eine Sache oder durch Bildlichkeit |
Amor für die Liebe |
Alliteration |
Wortfolge, in der (fast) alle Wörter mit demselben Buchstaben beginnen |
durch dick und dünn |
Anapher |
gleicher Beginn mehrerer Verse oder Strophen |
„Mein Geist war ein verzehrend Feuer, mein ganzes Herz zerfloß in Glut.“ (J.W. Goethe, Willkommen und Abschied) |
Antiklimax |
Abfall der Größe oder der Bedeutsamkeit innerhalb einer Wortreihe |
„Es waren Könige, Edelleute und das gemeine Volk geladen.“ |
Antithese |
Verbindung von entgegengesetzten Begriffen oder Aussagen |
„Dunkel war’s der Mond schien helle.“ |
Apokope |
Wegfall der letzten Silbe oder des letzten Buchstabens eines Wortes |
„Er hat uns gerettet, er trägt die Kron’.“ (T. Fontane, John Maynard) |
Assonanz |
Ähnliche Klänge benachbarter Wörte |
Ich weiß nicht, was ich will. |
Chiasmus |
symmetrische Überkreuzstellung von semantisch oder syntaktisch einander entsprechenden Satzgliedern |
„Eng ist die Welt und das Gehirn ist weit.“ (F. Schiller, Wallenstein) |
Correctio |
Korrektur oder Ergänzung einer Aussage |
„Der Artikel ist schlecht, ja grauenhaft.“ |
Diminutiv |
Verniedlichung |
„Sah ein Knab ein Röslein stehn.“ (J.W. Goethe, Heidenröslein) |
Ellipse |
ungrammatische Verkürzung eines Satz(-teil)es |
„Sieht mit Rosen sich umgeben.“ (J.W. Goethe, Mit einem gemalten Band) |
Epipher |
Wiederholung gleicher Wörter am Satz- oder Versende |
„Doch alle Lust will Ewigkeit, will tiefe, tiefe Ewigkeit“ (F. Nietzsche, Das trunkene Lied) |
Euphemismus |
Beschönigung |
vollschlank statt dick |
Hendiadyoin |
Betonung eines Begriffs durch zwei (fast) synonyme Wörter |
braten und brutzeln |
Hyperbel |
Übertreibung |
Ich habe es dir schon tausendmal gesagt. |
Inversion |
Veränderung der üblichen Reihenfolge im Satz |
„Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut.“ (Jakob van Hoddis, Weltende) |
Klimax |
Steigerung |
„Veni, vidi, vici.“ – „Ich kam, sah und siegte.“ (G. J. Caesar) |
Litotes |
Verneinung des Gegenteils |
Er ist nicht unklug. |
Metapher |
Übertragung einer Bedeutung auf einen fremden Zusammenhang |
im Strudel der Ereignisse |
Neologismus |
Wortneuschöpfung |
Berufsjugendlicher |
Oxymoron |
Verbindung zweier Vorstellungen, die sich ausschließen |
„Krieg ist Frieden. Freiheit ist Sklaverei. Unwissenheit ist Stärke.“ (G. Orwell, 1984) |
Parallelismus |
Wiederholung von gleich gebauten Satzteilen oder Sätzen |
Sie heulten, sie schrien, sie tobten. |
Paronomasie |
Verbindung klangähnlicher Wörter |
Eile mit Weile |
Personifikation |
Vermenschlichung |
Vater Staat |
Pleonasmus |
überflüssige Wiederholung innerhalb einer Wortkombination |
runde Kugel |
Paradoxon |
Scheinwiderspruch |
Sie weinte vor Glück. |
Parenthese |
Unterbrechung eines Satzes durch einen Einschub |
Ich habe es – obwohl ich mich so bemüht hatte – nicht hinbekommen. |
Rhetorische Frage |
scheinbare Frage, auf die jede und jeder die Antwort kennt |
Wer ist schon perfekt? |
Symbol |
Sinnbild für eine allgemeine, meist abstrakte Bedeutung |
Taube: Frieden / Ring: Ewigkeit |
Tautologie |
Wiederholung eines Begriffs oder Ersetzung eines Begriffs durch ein sinnverwandtes Wort |
Es ist, wie es ist. / Nie und nimmer. / In Reih und Glied. |
Vergleich |
Verknüpfung zweier Begriffe, meist durch wie verbunden |
schnell wie der Wind |
Diese Aufzählung der verschiedenen Stilmittel kann dir sicherlich bei deiner nächsten Gedichtinterpretation behilflich sein.
Stilmittel – Übungen
Benenne, um welche Stilmittel es sich bei folgenden Beispielen handelt:
Ausblick – das lernst du nach Stilmittel – Arten, Wirkung und Beispiele
Vertiefe deine Kenntnisse über literarische Texte wie Lyrik und Dramatik. Vielleicht hast du ja auch Lust bekommen, mehr über Autoren wie beispielsweise Friedrich Schiller oder Heinrich Heine zu lernen.
Zusammenfassung – Stilmittel - Arten, Wirkung und Beispiele
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Stilmittel sind sprachliche Techniken in literarischen Texten, die die Wirkung, Betonung und Veranschaulichung von Inhalten steuern.
- Sie dienen dazu, den Inhalt hervorzuheben, Gedanken zu verdeutlichen, Spannung zu erzeugen und die Zielgruppe einzubeziehen.
- Es gibt vier Arten von Stilmitteln: Klangfiguren, Wortfiguren, Satzfiguren und Gedankenfiguren.
- Beispiele für Klangfiguren sind Alliteration, Anapher und Assonanz.
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Wortfiguren umfassen unter anderem Klimax, Neologismus und Oxymoron.
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Satzfiguren beinhalten Chiasmus, Inversion und Parallelismus.
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Gedankenfiguren umfassen beispielsweise Antithese, Paradoxon und rhetorische Frage.
- Stilmittel werden in der Literatur verwendet, um die Aufmerksamkeit der Leser zu wecken, den Text interessanter zu gestalten und bestimmte Aspekte zu betonen.
- In der Lyrik werden Stilmittel verwendet, um die Intentionen des Dichters hervorzuheben und die Wirkung des Textes zu steigern.
- Stilmittel sollen Emotionen und Gedanken beim Leser hervorrufen.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Stilmittel
Was sind Stilmittel?
Stilmittel sind sprachliche Ausdrucksformen oder Techniken, die dabei helfen, Texte interessanter, einprägsamer und wirkungsvoller zu gestalten. Sie werden in der Rhetorik und Literatur eingesetzt, um bestimmte Effekte zu erzielen.
Welche sprachliche Stilmittel gibt es?
Es gibt sehr viele sprachliche Stilmittel. Ein Tabelle mit vielen Beispielen haben wir hier zusammengefasst. Dazu zählen beispielsweise: Metapher, Anapher, Alliteration, Personifikation, Oxymoron, Euphemismus und Hyperbel, aber auch Ironie und Sarkasmus.
Was sind die häufigsten Stilmittel?
Zu den wichtigsten und häufigsten Stilmitteln gehören:
- Alliteration
- Anapher
- Euphemismus
- Hyperbel
- Metapher
- Oxymoron
- Paradoxon
- Parenthese
- Personifikation
- Rhetorische Frage
- Vergleich
Wie finde ich Stilmittel in einem Text?
Sprachliche Stilmittel zu erkennen und zu interpretieren ist das Herzstück jeder Textanalyse. Um rhetorische Figuren zu analysieren, solltest du sie immer in Bezug zu Inhalt und Form (beispielsweise des Gedichtes) setzen.
Stilmittel, die du oft in Texten findest, sind zum Beispiel Vergleich, Personifikation, Metapher, Alliteration und Anapher.
Was sind bildhafte Stilmittel?
Bei diesen Stilmitteln geht es darum, das Gesagte bzw. Geschriebene mit einem Bild oder Konzept aus einem anderen inhaltlichen Bereich zu veranschaulichen. Dadurch werden die Gemeinsamkeiten der verglichenen Konzepte hervorgehoben.
Typische bildhafte Stilmittel sind Allegorie, Metapher, Personifikation, Symbol und Vergleich.