Johann Wolfgang von Goethe – Italienreise und spätere Werke
Johann Wolfgang von Goethe – Italienreise und spätere Werke
Ein langgehegter Traum erfüllte sich für Goethe im Jahr 1786 mit einer Italienreise. Zuvor war er als Geheimer Rat am Hof tätig und auf der Suche nach Identität und Inspiration. In Rom vertiefte er sich in die Malerei, verfasste und vollendete Werke und erfreute seine Sinne. Interessiert? All das und mehr findest du im anschließenden Text!
Einen langjährigen Traum erfüllte sich Goethe im Jahr 1786. Er reiste nach Italien und verweilte dort fast zwei Jahre.
Die Jahre zuvor arbeitete er als sogenannter Geheimer Rat (eine Art Minister) am Hofe von Carl August in Weimar und war für den Ausbau von Weimar mitverantwortlich.
In dieser Zeit, zwischen 1775 und 1786, konzentrierte er sich vor allem auf die politische Arbeit und die Naturwissenschaften – für das eigene Dichten blieb wenig Zeit.
Unzufriedenheit entstand – Goethe hinterfragte immer mehr: Wer war er? Ein Städtebauer und politischer Stratege oder ein begnadeter Künstler?
Diese Art von Fragen beschäftigten ihn, als er Deutschland verließ und sich nach Italien aufmachte.
Goethe in Italien
Ziel seiner Reise war vor allem Rom, wo er im Oktober 1786 ankam. Dort wohnte er zusammen mit dem Maler Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der in dieser Zeit eine der berühmtesten Darstellungen Goethes malte: Das Gemälde mit dem Titel Goethe in der Campagna zeigt ihn, auf einem Stein sitzend, in der italienischen Landschaft.
Während dieser Zeit widmete sich Goethe der Malerei und fertigte Hunderte von Aquarellen und Zeichnungen an. Er verbesserte seine Fertigkeiten, fand jedoch heraus, dass auch das Malen nicht seine oberste Priorität werden würde.
Langsam begann Goethe wieder, sich mit begonnenen Werken auseinanderzusetzen.
Er schrieb den bereits verfassten Text Iphigenie auf Tauris in ein Versdrama um (1786) – inspiriert durch die antiken Schätze Roms – und vollendete das Werk Egmont (1788), das er einige Jahre zuvor in Weimar angefangen hatte.
Das Stück Torquato Tasso hatte Goethe schon im Jahr 1781 begonnen und dann lange ruhen lassen. In Italien begab er sich dazu auf Spurensuche rund um Ferrara und schloss das Werk später 1789 in Weimar ab.
Auch sein Lebenswerk Faust nahm in Italien weiter Gestalt an. An einer ersten Fassung, dem sogenannten Urfaust, arbeitete Goethe in den Jahren 1772 und 1775. Während der Zeit in Italien befasste sich Goethe weiter mit dem Text und fügte Szenen hinzu (z. B. Hexenküche). Der Titel dieses Werks aus dem Jahr 1788 lautete Faust, ein Fragment. Im Jahr 1790 wurde diese Ausgabe gedruckt.
Außerdem verfasste er während der gesamten Reise ein Tagebuch, mithilfe dessen seine Italienreise und seine Eindrücke heute noch genau nachvollzogen werden können.
In der Abbildung ist das Denkmal von Goethe in der Parkanlage Villa Borghese zu sehen, das Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1902 der Stadt Rom vermachte.
Aufgrund der Andersartigkeit der Landschaft vertiefte Goethe ebenso sein naturwissenschaftliches Interesse und beschäftigte sich beispielsweise mit der Pflanzenwelt auf Sizilien und dem Vulkanismus am Vesuv und Ätna.
Im April 1788 trat Goethe dann schlussendlich wieder den Heimweg nach Weimar an. Italien und seine vielfältigen Erfahrungen dort hatten ihn verändert. Er war reifer geworden, hatte sich durch viele antike Schauplätze inspirieren lassen und war dem Leben gegenüber auf eine neue Art aufgeschlossen.
Neuerungen durch Goethes Italienerfahrungen
Eines der wichtigsten Mitbringsel aus Italien war die Wiederentdeckung der antiken Welt, ihrer strengen und ausgewogenen Formen und ihrer Schönheit.
Damit lag Goethe im Trend der Zeit, denn auch andere Kunstschaffende hatten die Antike als Vorbild entdeckt, um so der eigenen Lebenswelt und den politischen engen Strukturen der Zeit zu entfliehen. Sie schufen einen idealen Lebensraum – eine Welt voll „edler Einfalt und stiller Größe“, wie es Johann Joachim Winckelmann, ein Archäologe und Kunsthistoriker, bereits 1755 formulierte.
Sein in Italien verändertes Werk Iphigenie auf Tauris zeichnet genau solch ein Ideal wieder:
Iphigenie ist eine schöne Seele, eine Vollkommene, die mit Herz, Verstand und Wahrheit die Wirren der Zeit und ihres Lebens lösen kann.
Auch die formalen Merkmale des antiken aristotelischen Dramas finden sich in diesem klassischen Drama wieder: die fünf Akte, die Einheit von Ort, Zeit und Handlung sowie die klare Sprache.
Der Beginn der sogenannten Weimarer Klassik wird übrigens mit Goethes Aufbruch nach Italien im Jahr 1786 datiert. Goethe wurde zu einem der wichtigsten Vertreter der Weimarer Klassik.
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