Am 19. Oktober 1745 stirbt in Dublin in Irland Jonathan Swift, dessen Popularität durch sein Werk Gullivers Reisen bei Groß und Klein unvermindert andauert. Gullivers Reisen ist ein satirischer Roman, der die Menschheit in ihrer Lasterhaftigkeit zeigt, und die Korruption Regierungswesens anklagt. Paradoxerweise ist ein Teil des mehrbändigen Werkes, allerdings in entschärfter Form, zu einem der erfolgreichsten Kinderbücher aller Zeiten geworden. Swift ist 1667 in Dublin geboren als Kind englischer Eltern. Zur Zeit seiner Geburt ist der Vater bereits Tod. Seine Kindheit und Jugend verbringt Jonathan in Irland bei einem äußerst sparsamen Onkel, der ihm das Leben schwer macht und keine Gelegenheit vorübergehen lässt seinen Geiz zu zeigen. Mager und ohne Geld, aber lebhaft geht der Junge in das Trinity College und schließt seine Studien schließlich in Oxford ab. Er findet eine Stellung in England bei dem Staatsmann und Schriftsteller William Temple. Hier hat Swift Gelegenheit sich vielfältig weiter zu bilden und einen Blick in das politische Leben zu gewinnen. Er lernt allerdings auch den intrigenreichen Alltag der Hausangestellten in besseren Häusern kennen. Das Resultat dieser Erfahrungen ist ein Aufsatz mit dem Titel Anweisungen für die Dienerschaft. Er lehrt darin das Hauspersonal wie man am besten die Herrschaft betrügt und darin den besten Profit zieht. Nicht zuletzt wegen dieses zynischen Traktates gilt Swift als eigentlicher Erfinder des schwarzen Humors. 1694 kehrt der Anhänger der irischen Nationalisten in sein Geburtsland zurück. Da er seine wirtschaftliche Misere immer drückender findet, entschließt er sich, ohne die geringste Berufung zu fühlen, eine kirchliche Karriere ein zu schlagen. Swift wird anglikanischer Geistlicher. Der Talar hindert ihn allerdings nicht daran, in einer heimlichen Heirat mit Esther Johnson zu verbinden, einer süßen und empfindsamen Natur, die er in Stella umtauft. Sie begleitet ihn das ganze Leben und bleibt ihm treu, obwohl er die Ehe mit ihr angeblich nicht vollzieht. Sehr rasch wird Jonathan Swift als ein fürchtenswerter bissiger Schriftsteller bekannt, und erwirbt damit ebenso Feinde wie falsche Freunde. Er publiziert unter anderem Die Schlacht der Bücher, ein Werk, in dem er sich über die philosophischen Schriftsteller seiner Zeit lustig macht, und sie der Lächerlichkeit preisgibt. Sein Märchen von einer Tonne ist eine scharfzüngige und respektlose Satire auf das Christentum. Ihr erscheinen verhindert, dass man ihm die ersehnte Bischofswürde verleiht. Swift wird Berater von Politikern. Er hat keinerlei Skrupel von der Partei der Weaks zu der der Torys zu wechseln. Die häufigen Aufenthalte in London verbinden ihn schließlich in Freundschaft mit berühmten Männern. Zu dieser Zeit veröffentlicht er das Tagebuch in Briefen an Stella, eine Art Autobiographie. Sie ist seiner Lebensgefährtin gewidmet, mit der er allerdings nicht zusammenlebt. Das Werk ist Zeugnis für eine liebevolle Zuneigung, die Swift niemand zugetraut hätte. Die politischen Entwicklungen verleiten ihn sich aus London zu entfernen und das Dekanat an der Kirche St Patrick in Dublin an zu nehmen. Von diesem Augenblick an entwickelt sich Jonathan Swift zu einem irischen Nationalhelden, der die Unabhängigkeit des irischen Lammes vor dem gefräßigen, englischen Löwen verteidigt. Seine scharfe Zunge und seine Böshaftigkeit erschöpfen sich aber nicht im Verfassen von Gullivers Reisen, sondern wenden sich auch gegen die Weiblichkeit. Stella, und eine Witwe, die er Vanessa nennt, führen einen erbitterten Kampf um seine Zuneigung, dem der überzeugte Pessimist teilnahmslos zusieht. Schließlich sterben beide Frauen ohne ihm seine Haltung verziehen zu haben. Die letzten Jahre des großen Schriftstellers sind von großen Leiden überschattet. Beim Anblick eines vom Blitz getroffenen Baumes sagt Swift “ Ich bin wie er, ich werde von oben anfangen zu sterben.”. Tatsächlich verschlechtert sich sein Zustand wegen eines Gehirntumors immer mehr. Bevor er aber endgültig in geistige Umnachtung versinkt, versäumt Jonathan Swift es nicht, eine Erbschaft von 10000 Büchern für eine Irrenanstalt zu hinterlassen.