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Jugend im NS-Staat

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Lerntext zum Thema Jugend im NS-Staat

Jugend im NS-Staat

Wenn man die Worte „Jugend im Nationalsozialismus“ hört, entstehen im Kopf Bilder von Hitlerjungen in Uniform und BDM-Mädchen mit blonden Zöpfen, von Fackelzügen und Lagerfeuern, von Scharen von Jugendlichen, die dem Führer begeistert zujubeln. Das war das Bild, das die nationalsozialistische Führungselite gerne vermitteln wollte, und es ist auch nicht aus der Luft gegriffen. Aber es zeigt nur einen Teil der Realität.

Das NS-Regime schrieb der Jugend eine zentrale Bedeutung für die Zukunft des Dritten Reichs zu, wie man zum Beispiel Adolf Hitlers „Ansprache an die Jugend“ vom 10.09.1938 entnehmen kann. Kinder und Jugendliche verkörperten den „neuen Menschen“, den man schaffen wollte, und darum sollte auf ihre Entwicklung in allen Lebensbereichen Einfluss genommen werden. Die drei Säulen der Erziehung waren dabei Elternhaus, Schule und vor allem die Hitlerjugend.

Hauptziel der Erziehung war die Vermittlung der nationalsozialistischen Weltanschauung. Das Idealbild, das erreicht werden sollte, wurde dabei klar nach Geschlechtern unterschieden. Für die männlichen Jugendlichen war es der Soldat, der sich bedingungslos für sein Vaterland aufopferte und soldatische Tugenden wie Gehorsam, Unterordnung und Tapferkeit verkörperte, für die weiblichen Jugendlichen war die Rolle als Hausfrau und Mutter vieler Kinder vorgesehen.

Mädchen in NS-typischer Kleidung, Erntedankfest 1935
Mädchen in NS-Kleidung

Als Gegenentwurf dazu wurden der Jugend Feindbilder vermittelt, die nicht in dieses Gesellschaftsbild der Nationalsozialisten passten: zuallererst die Menschen jüdischer Herkunft, aber auch Roma, Ausländer im Allgemeinen, Kommunisten, Menschen mit Behinderungen und viele andere Gruppen, die das Regime als unerwünscht ansah.

Der Aufstieg der Hitlerjugend zur Staatsjugend

Die Hitlerjugend wurde 1926 zunächst als Parteijugend der NSDAP gegründet. Ihre spätere Bedeutung gewann sie erst durch die staatlich verordnete Auflösung anderer Jugendorganisationen (wie zum Beispiel des Wandervogels oder der kirchlichen Jugendverbände) nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten. Für viele Jugendliche war die HJ durch ihre emotionale Ansprache und ihre Freizeitangebote attraktiv, andere traten aufgrund von sozialem Druck oder in der Hoffnung auf Privilegien bei. Am 01.12.1936 wurde die HJ durch das „Gesetz über die Hitlerjugend“ zur alleinigen Staatsjugend erklärt und ab 1939 war die Mitgliedschaft verpflichtend. Zu diesem Zeitpunkt hatte die HJ fast neun Millionen Mitglieder. Jüdische Jugendliche sowie Jugendliche mit Behinderungen waren allerdings ausgeschlossen.

Die eigentliche Hitlerjugend umfasste männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, während das Deutsche Jungvolk, auch „Pimpfe“ genannt, für die Altersgruppe von 10 bis 14 zuständig war. Weibliche Jugendliche waren im Bund Deutscher Mädel (14 bis 18 Jahre) beziehungsweise im Jungmädelbund (10 bis 14) organisiert.

Die Hitlerjugend war das zentrale Instrument des Staats zur Indoktrination (massive Manipulation der Meinung und Wertehaltung mit dem Ziel, selbstständiges Denken zu unterdrücken und so politische Kritik zu verhindern) der Jugend im Dritten Reich. Ihre Aktivitäten, wie Lager, Geländespiele und politische Schulungen, hatten im Zweifelsfall Priorität vor der Schule.

Die Rolle des Schulsystems

Auch die Schulbildung wurde im Lauf der Zeit immer stärker in den Dienst der nationalsozialistischen Indoktrination gestellt. Die staatlich verordnete Ideologie hatte Vorrang vor der Wissensvermittlung, Rituale wie Fahnenappelle und Hitlergruß waren wichtiger als wissenschaftliche Fakten, was im Einklang mit der anti-intellektuellen Haltung der Nationalsozialisten stand. Die Lehrinhalte wurden nach und nach ideologisch überarbeitet: In Biologie wurde „Rassenkunde“ zum wichtigsten Thema, in Geschichte die militärischen Erfolge Deutschlands, im Fach Deutsch die deutschen Heldenepen. Eine übergeordnete Rolle hatte der Sport, da er als Kriegsvorbereitung betrachtet und durch Übungen zur Wehrertüchtigung auch entsprechend gestaltet wurde. Die Umgestaltung von Lehrplänen und Schulbüchern vollzog sich langsam, aber stetig, bis schließlich durch den Kriegsausbruch andere Prioritäten gesetzt werden mussten. Zusätzlich zum normalen Schulsystem gab es „Adolf-Hitler-Schulen“ und nationalsozialistische Eliteschulen wie die „Napola“ in Plön.

Die Gleichschaltung von Schulen und Hochschulen

Schon 1933 waren durch das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ Lehrkräfte jüdischer Herkunft und solche mit unerwünschten politischen Ansichten aus dem Dienst entlassen worden. Die Mehrheit der deutschen Lehrkräfte trat ab 1936 dem NS-Lehrerbund bei.

Jüdische Schüler wurden zunehmend ausgegrenzt und isoliert und schließlich vom Schulbesuch ausgeschlossen und deportiert. Von 1934 bis 1936 war der Samstag als sogenannter „Staatsjugendtag“ für HJ-Mitglieder schulfrei. Die verbleibenden Schüler mussten in dieser Zeit einen nationalpolitischen Unterricht besuchen.

An den Universitäten verlief die Entwicklung ähnlich: Die bestehenden Studentenverbindungen wurden aufgelöst und alle Studierenden im Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund organisiert. Auch die Lehrenden an den Hochschulen waren zu einem sehr großen Teil Parteimitglieder.

Medien im Nationalsozialismus

Zur Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie nutzte das Regime geschickt die damals verbreiteten Medien. Propagandafilme wie „Hitlerjunge Quex“, aber auch Schul- und Unterrichtsfilme wurden mit viel Aufwand erstellt, Kinderlieder, Kinderbücher und Zeitschriften mit rassistischen und fremdenfeindlichen Inhalten verbreitet und selbst das Spielzeug wurde entsprechend gestaltet.

Eines der beliebtesten Mittel zur Indoktrination waren Jugendzeitschriften, die in großer Zahl und für alle möglichen Zielgruppen veröffentlicht wurden. Sie hießen „Nationaler Jungsturm“, „Hilf mit!“ oder „Das Deutsche Mädel“ und verbreiteten mithilfe von inszenierten Fotos und einer ansprechenden und jugendnahen Gestaltung Botschaften wie die Verherrlichung von Krieg und Volksgemeinschaft und die Hetze gegen Juden, Ausländer und andere sogenannte „Volksfeinde“.

Jugend und Widerstand

Nicht alle Jugendlichen waren begeisterte Nationalsozialisten. Ausdrücklich politischer Widerstand war eher selten und beschränkte sich auf Widerstandsgruppen wie die Weiße Rose um die Geschwister Scholl an der Universität München oder vereinzelte Angehörige von linken Partei-Jugendorganisationen, die nach ihrem Verbot im Untergrund weiterarbeiteten.

Daneben gab es aber auch Jugendliche, die versuchten, dem Dritten Reich eine eigene Gegenkultur entgegenzusetzen. In bürgerlichen Kreisen gab es die „Swing-Jugend“, die sich für amerikanische Musik begeisterte, im Arbeitermilieu die Edelweißpiraten und verschiedene andere Gruppierungen, die versuchten, sich von der uniformierten Disziplin der HJ abzuheben, und dem Regime mit einer passiven Verweigerungshaltung gegenüberstanden. Selbst diese Gruppen wurden jedoch durch die Gestapo überwacht. Zur Bestrafung von unerwünschtem Verhalten wurden sogenannte „Jugendschutzlager“ eingerichtet.

Arbeitsdienst und Kriegseinsatz

Auch nach der Schulzeit nahm der Staat weiter Einfluss. So wurden junge Männer und Frauen zum Reichsarbeitsdienst herangezogen oder mussten ein „Landjahr“ ableisten. Nach Ausbruch des Kriegs wurden Hitlerjungen im Luftschutz- und Flugabwehrdienst eingesetzt. Um immer jüngere Soldaten an die Front schicken zu können, wurde 1943 ein Notabitur eingeführt. Ab September 1944 wurden zahlreiche junge Menschen im Volkssturm eingesetzt. Viele von ihnen kamen dabei ums Leben oder gerieten in Gefangenschaft, andere trugen schwere Verletzungen oder psychische Beeinträchtigungen davon. Dennoch blieb ein Teil von ihnen unter dem Einfluss der jahrelangen erfolgreichen Indoktrination dem Regime bis zum Ende treu.

Jugend im NS-Staat – Zusammenfassung

  • Die weltanschauliche Indoktrination der Jugend war ein zentrales Anliegen der NS-Führung. Die Erziehung wurde dabei ganz in den Dienst völkischer und militärischer Ideale gestellt. Das angestrebte Idealbild war die Soldaten- beziehungsweise die Mutterrolle.
  • Eine zentrale Rolle in der Erziehung der Jugendlichen spielte die Hitlerjugend. Durch quasi-militärische Übungen und politische Schulungen sollte sie die Jugend im Sinn des Nationalsozialismus formen.
  • Das Schulsystem wurde ebenfalls im nationalsozialistischen Sinn reformiert. Ideologisch eingefärbte Lehrinhalte und ein starker Fokus auf Sport und Wehrerziehung sollten die Jugend auf den Krieg vorbereiten.
Warum wurde im Nationalsozialismus der Jugend so viel Aufmerksamkeit gewidmet?
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Gab es Widerstand gegen den NS-Staat aus der Jugend heraus?
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