Die Rolle der Frauen in der Französischen Revolution
Die Rolle der Frauen in der Französischen Revolution
Die Frauen spielten eine wichtige Rolle während der Französischen Revolution, angeführt durch Unterdrückung und Ungleichheit. Der Marsch nach Versailles im Jahr 1789 führte zu politischen Zugeständnissen, jedoch erhielten die Frauen durch die Verfassung von 1791 keine Rechte. Olympe de Gouges kämpfte für die Rechte der Frauen, wurde allerdings hingerichtet. Sie interessieren sich dafür? Das und vieles mehr finden Sie im folgenden Text.
Die Rolle der Frauen in der Französischen Revolution
Am 3. November 1793 wird auf dem Place de la Concorde in Paris eine Frau hingerichtet, weil sie, so formuliert es die Anklage, eine Anhängerin der Königsherrschaft sein soll. Wir befinden uns in der Phase des Großen Terrors während der Französischen Revolution. Der von den Jakobinern beherrschte Konvent lässt alle, die sich gegen ihre Politik stellen, verhaften und hinrichten. Die Frau, die auf dem Schafott steht, ist Olympe de Gouges, eine der bekanntesten Akteurinnen der Französischen Revolution. Warum wird sie nun hingerichtet? Welche Rolle spielten sie und die Frauen Frankreichs in dieser ersten großen politischen Revolution auf europäischem Boden?
Frauen zu Beginn der Französischen Revolution
Als die Französische Revolution 1789 ausbrach, waren es auch die Frauen, die auf die Barrikaden gingen und für Brot und Freiheitsrechte kämpften.
Frauen spielten gerade zu Beginn der Revolution eine wichtige, oft die Ereignisse beschleunigende und vor allem tragende Rolle. Wir sehen sie auf Gemälden und zeitgenössischen Drucken bewaffnet, entschlossen und kampfbereit.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand. So hatten Frauen doch bis 1789 immer unter der Herrschaft der Männer gestanden. Sie waren keine eigenen Rechtssubjekte, das heißt, dass immer Männer über ihr Leben bestimmen durften. Frauen durften keine Verträge schließen, kein eigenes Vermögen haben, waren unfrei bezüglich ihres Wohnorts und der beruflichen Tätigkeit. In der Regel wurden sie verheiratet und führten dementsprechend ein ziemlich fremdbestimmtes Leben. Diese Herrschaft der Männer nennt man Patriarchat und auf ihm baute die Gesellschaft seit Jahrhunderten auf. Es ist also nicht gerade überraschend, dass sich vor allem die Frauen als besonders kämpferisch und entschlossen zeigten, als die Revolution ausbrach.
Die Marianne als nationales Symbol Frankreichs
Wusstest du schon?
Seit der Französischen Revolution veränderte sich die Allegorie Frankreichs, also die bildliche Darstellung Frankreichs als Nation. Seitdem wird Frankreich immer durch eine Frau dargestellt, die sogenannte Marianne. Sie geht auf den Kampf der Frauen in der Revolution zurück. Marianne kämpfte, versorgte Verwundete, sprach Mut zu und inspirierte alle, die am Kampf teilnahmen. Ihr wird also eine sehr zentrale Rolle am Gelingen der Revolution zugeschrieben. Ob es Marianne wirklich gegeben hat oder ob sie eher ein Symbol für die weibliche Stärke in der Revolution war, bleibt ungeklärt. Heute finden wir Marianne als Büste oder Statue in Rathäusern oder an öffentlichen Plätzen Frankreichs. Sie ziert Briefmarken, Münzen und Druckerzeugnisse aller Art, wobei ihre Darstellung durchaus variiert. In den meisten Fällen wird sie allerdings mit der Jakobinermütze dargestellt, um ihre Verbundenheit mit dem Kampf für Freiheit und Gleichheit zu verdeutlichen.
Zug der Frauen nach Versailles
Ein wichtiges Ereignis im Verlauf der Französischen Revolution hinsichtlich des Kampfs der Frauen war der Zug der Frauen nach Versailles im Oktober 1789. Mehrere Tausend Frauen, vor allem Fischverkäuferinnen, hatten sich am 5. Oktober 1789 vor dem Rathaus in Paris versammelt, um für ihre Rechte einzustehen. Von dort zogen sie, begleitet von Glockengeläut, nach Versailles, vor das Königsschloss. Sie demonstrierten für eine bessere Versorgung mit Lebensmitteln und gegen die eigene Not.
Die Frauen erreichten zunächst, dass der König einige Dekrete der Nationalversammlung unterschrieb und Lebensmittellieferungen versprach. Die Frauen richteten sich allerdings auch an die Nationalversammlung selbst, die ebenfalls in Versailles ihren Sitz hatte. Sie sorgte, aus der Sicht der Demonstrantinnen, nicht ausreichend für das Volk. Die Stimmung blieb zunächst friedlich, am nächsten Tag allerdings stürmten die Frauen, unterstützt von der Nationalgarde, das Schloss und zwangen den König und die Nationalversammlung, nach Paris umzuziehen. Sie sollten direkt vor Ort den Druck der Revolution zu spüren bekommen, um schneller im Sinn des Volks zu handeln.
Weitere Aktivitäten von Frauen in der Revolution
Da die Frauen nun augenscheinlich politisch aktiv geworden waren und den Fortlauf der Revolution entscheidend beeinflusst hatten, setzten sie ihren Aktivismus fort. In den folgenden Monaten trugen Frauen auf vielfältige Art und Weise zur Französischen Revolution bei:
Sie gründeten zahlreiche Frauenklubs, in denen sie debattierten und politische Aktionen, wie zum Beispiel Demonstrationen, planten.
Es erschienen erstmals Frauenzeitschriften, die sich mit politischen Themen und Fragen der Gleichberechtigung, aber auch mit wohltätigen Anliegen und Bildungs- und Erziehungsratschlägen befassten.
Sie veröffentlichten ihre politischen Meinungen in Flugblättern und Petitionen und hielten öffentliche Reden.
Sie nahmen am aktiven Revolutionsgeschehen durch Kämpfe, Proteste, Demonstrationen und andere öffentliche Aktionen teil und trugen es entscheidend mit.
Frauenrechte in der neuen Verfassung?
Man könnte meinen, dass sich diese vielfältigen Aktivitäten zugunsten der Revolution durch die weibliche Bevölkerung Frankreichs in den politischen Veränderungen und Ergebnissen doch sicher widerspiegeln müssten, oder? Weit gefehlt! Als im Juli 1791 die neue Verfassung veröffentlicht wurde, der die Menschen- und Bürgerrechte vorangestellt waren, veränderte sich für die Frauen im Vergleich zu vor der Revolution eigentlich nichts. Die neuen Rechte galten nur für Männer, ebenso wie nur sie aktiven Nutzen aus der neuen Verfassung ziehen konnten. Frauen erhielten weder ein Wahlrecht noch persönliche Freiheiten, das Patriarchat wurde also 1791 durch die Verfassung bekräftigt. Die Frauen fühlten sich zu großen Teilen sehr ungerecht behandelt und erhielten keinen Lohn für ihren mutigen und harten Kampf in den ersten Monaten der Revolution.
Olympe de Gouge und die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin
Eine, die diese Situation nicht einfach hinnehmen wollte, war Olympe de Gouges. Sie wurde 1748 unter dem Namen Marie Gouze als uneheliche Tochter einer Wäscherin und eines Adeligen in Südfrankreich geboren und erlebte so bereits von Geburt an die Rechtlosigkeit von Mädchen und Frauen am eigenen Leib mit. Ihr Vater lehnte jede Unterstützung seines unehelichen Kinds ab. Die Mutter musste schwer arbeiten, um beide zu versorgen. Mit 17 Jahren wurde Marie gegen ihren Willen verheiratet und bekam wenig später einen Sohn. Da ihr Mann früh starb, musste sie nun allein für ihren Sohn und sich aufkommen. Erneut erlebte sie, in welchem rechtsfreien Raum sich die Frauen der damaligen Zeit befanden. Sie kämpfte unter ihrem Pseudonym, Olympe de Gouges, bereits zur Zeit des Absolutismus im Sinn der Aufklärung gegen die Unterdrückung der Frauen, schrieb Theaterstücke, Denkschriften und Flugblätter. Als die Revolution ausbrach, intensivierte sie ihre politische Arbeit.
Berühmt wurde sie dann für ihre Reaktion auf die veröffentlichten Menschen- und Bürgerrechte, die nicht für Frauen galten. Sie verfasste 1791 die Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin und reichte sie in der Nationalversammlung ein. Darin verlangte sie, dass alle Frauen ebenfalls an der politischen Arbeit der Nationalversammlung teilhaben sollten. Zudem forderte sie die gleichen unveräußerlichen Rechte, die für Männer galten, auch für die Frauen ein. Sie machte in ihrer Erklärung deutlich, wie abhängig das Leben der Frauen von den Männern war und dass das Ziel der Gleichheit nur durch eine Gleichberechtigung der Frauen erreicht werden kann.
Reaktion auf die Frauenbewegung
Wie bereits oben beschrieben endete Olympe de Gouges Leben auf dem Schafott der Guillotine. Sie wurde am 3. November 1793 hingerichtet, und dafür ist ihr eben beschriebener Kampf für die Gleichberechtigung der Frauen wohl entscheidend gewesen. Die Nationalversammlung hatte ihre Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin bereits 1791 abgelehnt.
Nach und nach verbot die Nationalversammlung, anschließend der Konvent, alle Frauenklubs und -zeitschriften. Politische Arbeit von Frauen wurde unterdrückt und hart bestraft, da die Männer den eigenen Machtverlust befürchteten. Olympe de Gouges zeigte ihre Meinung dazu öffentlich und legte sich mit den herrschenden Jakobinern unter Maximilien de Robespierre an. Diese ließen sie dann im Sommer 1793 unter dem Vorwand der Königstreue verhaften und schließlich zum Tod verurteilen. Die gesamte Frauenbewegung kam allmählich zum Stillstand.
Folgen der Frauenbewegung in der Französischen Revolution
Auch im unter Napoleon erlassenen Code civil oder Code Napoleon, also den Gesetzen, die nach der Revolution in Kraft traten, wurden die Frauen nicht erwähnt:
Sie wurden nicht als vor dem Gesetz gleichberechtigt angesehen und unterstanden wieder ihren Vätern oder Ehemännern.
Sie erhielten kein Wahlrecht und hatten somit politisch betrachtet wieder jede Form der Mitbestimmung verloren.
Sie hatten weiterhin keine Berufsfreiheit.
Sie durften kein eigenes Eigentum besitzen.
Die Erklärung der Frauenrechte wurde also nicht berücksichtigt, die Frauenbewegung wurde dort, wo sie überhaupt noch stattfand, unterdrückt und bekämpft.
Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erinnerte man sich an Olympe de Gouges und ihre Erklärung der Frauenrechte. Sie gilt als Vorlage für viele Gesetzesentwürfe, in denen Frauen endlich politische Mitwirkung und ein Wahlrecht eingeräumt wurde, zum Beispiel für das Wahlrecht der Frauen in Deutschland. In Frankreich erhielten Frauen allerdings erst 1944 das Wahlrecht.
Zusammenfassung – die Rolle der Frauen in der Französischen Revolution
Frauen aller gesellschaftlichen Schichten spielten zu Beginn der Französischen Revolution eine wichtige Rolle. Sie waren angetrieben von ihrem rechtsfreien Leben, in dem sie in allen Belangen den Männern unterstellt waren.
Durch den Zug nach Versailles im Oktober 1789 zwangen Tausende Frauen den König, seinen Sitz nach Paris zu verlegen und Pläne der Nationalversammlung zu ratifizieren. Diese Demonstration war ein entscheidender Schritt für den Fortgang der Revolution.
Frauen organisierten sich ab 1789 in politischen Klubs und veröffentlichten eigene Zeitschriften, Aufrufe, Plakate und andere Schriften.
Die mitbestimmende Rolle der Frauenproteste schlug sich nicht in der Menschenrechtserklärung und auch nicht in der Verfassung von 1791 nieder. Die Frauen blieben ohne persönliche und politische Rechte.
Olympe de Gouges kämpfte gegen diese Ungerechtigkeit an und veröffentlichte eine Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin. Sie wurde für ihren politischen Einsatz hingerichtet.
In der Folge der Revolution veränderte sich zunächst nichts für die Frauen: Sie erhielten keine Rechte und waren somit von den Errungenschaften der Revolution ausgeschlossen, obwohl sie maßgeblich am Kampf beteiligt waren.
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