Der Versailler Vertrag legte im Jahr 1919 die Nachkriegsordnung nach dem Ersten Weltkrieg fest. Für Deutschland hatte der Vertrag weitreichende Folgen: Es musste Gebietsverluste hinnehmen, hohe Reparationen zahlen und seine Streitkräfte demilitarisieren. In unserem Text erfährst du mehr über die Auswirkungen dieses Vertrags auf Deutschland und warum er so kontrovers diskutiert wurde. Interessiert? Dann lies weiter!
Der Versailler Vertrag war der Friedensvertrag, der im Jahr 1919 den von 1914 bis 1918 andauernden Ersten Weltkrieg offiziell beendete. Benannt wurde der Vertrag nach dem Vorort von Paris, wo die Verhandlungen der Friedenskonferenz stattfanden. Geschlossen wurde der Friedensvertrag von Versailles allen voran von den alliierten Siegermächten und dem besiegten Deutschland, auch wenn Deutschland nicht an den Verhandlungen teilnehmen durfte. Für Deutschland hatten die Bestimmungen des Versailler Vertrags besonders schwerwiegende Folgen. Der mitverantwortliche Kriegsverursacher musste Gebietsabtretungen und Reparationen im Versailler Vertrag zustimmen, die auch in den folgenden Jahren innerhalb des Landes hitzig diskutiert wurden und trotz weiterer Faktoren auch einen Einfluss auf den Aufstieg der Nationalsozialisten rund um Adolf Hitler hatten.
Der Versailler Vertrag war ein Friedensvertrag, der 1919 die Ordnung nach dem Ersten Weltkrieg festlegen sollte.
Vertragspartner waren die Siegermächte und das besiegte Deutsche Reich, auch wenn dieses an den Verhandlungen selbst nicht teilnehmen durfte.
Versailler Vertrag – Beschluss
Unterschrieben wurde der Versailler Vertrag trotz Protesten von Deutschland am 28. Juni 1919 im Spiegelsaal von Schloss Versailles. Hinzu kamen weitere Friedensverträge, die zwischen den alliierten und assoziierten Siegermächten sowie den Mittelmächten, die den Krieg verloren hatten, geschlossen wurden. Diese sogenannten Pariser Vorortverträge wurden in den darauffolgenden Monaten bis ins Jahr 1920 unterzeichnet.
Federführend für die Aushandlung und Unterzeichnung des Versailler Vertrags waren die Siegermächte Frankreich, USA, Großbritannien und Italien. Unterzeichnet wurde der Vertrag jedoch neben den Genannten und Deutschland von einigen weiteren Staaten: Japan, Belgien, Bolivien, Brasilien, Kuba, Ecuador, Griechenland, Guatemala, Haiti, Hedschas (heute Teil Saudi-Arabiens), Honduras, Liberia, Nicaragua, Panama, Peru, Portugal, Rumänien, dem Königreich Jugoslawien (heute Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Serbien, Montenegro, Nordmazedonien und Slowenien), Siam (heute größtenteils Thailand), der Tschechoslowakei (heute: Tschechien, Slowakei und Teile der Ukraine) und Uruguay.
Versailler Vertrag – Bestimmungen
Ein wesentlicher Bestandteil des Versailler Vertrags war die Völkerbundsatzung in Teil I. Der Völkerbund kann als ein Vorgänger der Vereinten Nationen interpretiert werden und hatte die Förderung der internationalen Zusammenarbeit zur Schaffung von Frieden und Sicherheit zum Ziel.
Hinzu kamen die gravierenden Bestimmungen des Versailler Vertrags, die den Kriegsverlierer Deutschland betrafen. Dazu gehörten die Gebietsverluste, durch die die junge Weimarer Republik etwa ein Siebtel der Landesfläche und damit einhergehend etwa 10 % der Bevölkerung verlor.
Schlaue Idee
Diskutiere mit Freundinnen und Freunden über die Frage, wie ein fairer Friedensvertrag aussehen könnte. Nutze dein Wissen über den Versailler Vertrag, um Argumente für und gegen bestimmte Regelungen zu finden.
Westgrenzen
Ostgrenzen
Elsass-Lothringen an Frankreich
Posen und Westpreußen an Polen → Wiederherstellung eines unabhängigen polnischen Staats
Eupen-Malmedy an Belgien
Teile von Oberschlesien unter internationaler Aufsicht; territorial aber unter D und P aufgeteilt
Memelland und Danzig unter Aufsicht des Völkerbunds
Zusätzlich zu den Gebietsverlusten im direkten Umfeld Deutschlands mussten sämtliche Kolonien abgetreten werden, die dann zunächst vom Völkerbund verwaltet wurden. Das Beispiel Namibia zeigt jedoch, dass das Schicksal der dort ansässigen Menschen noch lange nicht selbstbestimmt gestaltet werden konnte: Erst 1990 erlangte das Land im Südwesten Afrikas seine vollständige Unabhängigkeit.
Ein weiterer Punkt war die Aufforderung zur Abrüstung, mit der jede weitere bewaffnete Gefahr von deutscher Seite verhindert werden sollte. Das deutsche Militär wurde dafür stark verkleinert und die Wehrpflicht wurde abgeschafft, sodass es am Ende eine Soldatenzahl von 100 000 nicht überschreiten konnte. Dies stellte eine bedeutende Reduzierung im Vergleich zur vorherigen kaiserlichen Armee dar. Auch für die Produktion von Waffen, Panzern und Flugzeugen gab es strenge Begrenzungen.
Bedeutend für die späteren wirtschaftlichen Entwicklungen waren außerdem die auferlegten Reparationen im Versailler Vertrag. Diese sahen eine finanzielle Wiedergutmachung vor, mit der Deutschland die Verluste und Schäden, die die Siegermächte im Krieg erlitten hatten, ausgleichen sollte. Diese Zahlungen umfassten die unvorstellbare Summe von 132 Milliarden Goldmark, was damals in etwa 31,5 Milliarden US-Dollar waren.
Deutschland wurde im Versailler Vertrag laut Artikel 231 die alleinige Kriegsschuld zugeschrieben, was im Land für Unmut sorgte. Die Kriegsschuldfrage des Ersten Weltkriegs wird bis heute diskutiert. Klar ist, dass sich angesichts des Bündnissystems, das 1914 in Europa zum Krieg führte, zwar keine alleinige Schuld Deutschlands belegen lässt, das Kaiserreich jedoch trotzdem viel Verantwortung beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu tragen hat.
Die wesentlichen Beschlusspunkte des Versailler Vertrags waren also:
Völkerbundsatzung: Frieden und Sicherheit auf internationaler Ebene sollten gemeinsam errungen und bewahrt werden.
Gebietsverluste: Deutschland verlor Gebiete im Osten und im Westen sowie seine Kolonien in Übersee.
Demilitarisierung: Deutschland musste seine Schwerindustrie abrüsten und das Militär wurde auf 100 000 Mann beschränkt.
Reparationen: Um Kriegsschäden auszugleichen, wurden Deutschland Reparationszahlungen in Höhe von 132 Milliarden Goldmark auferlegt.
Kriegsschuld: Artikel 231 des Versailler Vertrags benannte Deutschland als alleinigen Kriegsschuldigen.
Versailler Vertrag – Wahrnehmung in Deutschland
Von vielen Deutschen wurden die harten Bestimmungen des Versailler Vertrags als ungerecht empfunden. Die Gebietsverluste, die hohen Reparationszahlungen und vor allem die Zuweisung der alleinigen Kriegsschuld wurden emotional aufgenommen und der Versailler Vertrag wurde infolgedessen häufig als „Diktatfrieden“, ein auferlegter Frieden, bezeichnet. Zu betonen ist an dieser Stelle, dass die Situation in Europa im Vorfeld des Ersten Weltkriegs zwar einem Pulverfass glich, das Deutsche Kaiserreich aber durchaus eine führende Rolle beim Ausbruch des Kriegs innehatte.
Die selbst in liberalen Kreisen Deutschlands als Ungerechtigkeit empfundenen Bestimmungen des Versailler Vertrags führten zu innen- und außenpolitischen Spannungen. Insbesondere den Vertretern der jungen demokratischen Weimarer Republik wurde vorgeworfen, bei der Unterzeichnung des Versailler Vertrags gegen deutsche Interessen verstoßen zu haben.
Warum hat Deutschland den Versailler Vertrag unterschrieben?
Deutschland durfte selbst nicht an den Verhandlungen zum Versailler Vertrag teilnehmen, musste diesen jedoch unterschreiben. Die Regierung unter dem sozialdemokratischen Reichskanzler Philipp Scheidemann trat im Juni 1919 unter anderem zurück, um die Verantwortung für die Unterzeichnung des Versailler Vertrags nicht übernehmen zu müssen. Die Siegermächte setzten jedoch ein Ultimatum und drohten mit kriegerischen Handlungen, sollte Deutschland den Vertrag nicht unterschreiben. Daraufhin stimmte die deutsche Nationalversammlung am 22. Juni 1919 für die Annahme des Versailler Vertrags.
Der Versailler Vertrag – die Reaktion der Deutschen
Vor allem rechtskonservative und radikale Gruppierungen fassten den Versailler Vertrag als Schmach auf und nutzten diese Interpretation, um die junge Demokratie der Weimarer Republik zu destabilisieren. Allerdings stellten die Bedingungen des Vertrags an sich schon eine sehr hohe Hypothek für das mit Demokratie unerfahrene Deutschland dar, da sie eine Festigung der Republik deutlich erschwerten. Die später an die Macht gekommenen Nationalsozialisten nahmen den Versailler Vertrag als Vorwand für Stimmungsmache gegen die Demokratie und das Ausland. Den Vertrag zu widerrufen, war eines der erklärten außenpolitischen Ziele Hitlers, denn er verhinderte in seinen Augen, dass Deutschland wirtschaftlich und militärisch wieder zu einer Großmacht werden konnte.
Der Versailler Vertrag erschwerte eine Erholung Deutschlands vom Krieg und stellte daher eine große Herausforderung für die junge Weimarer Republik dar. Die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler propagierten die Revision des Vertrags, was ihnen zum Aufstieg verhalf. Daher kann diskutiert werden, ob der Versailler Vertrag bereits den Weg in den Zweiten Weltkrieg ebnete.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler debattieren, ob der Versailler Vertrag zu streng oder zu mild war. Einige Historikerinnen und Historiker meinen, dass die harten Bedingungen notwendig waren, um Deutschland in seine Schranken zu weisen. Andere hingegen sind der Ansicht, dass ein milderer Vertrag nachhaltiger zum Frieden beigetragen hätte und weniger nationalistische Spannungen erzeugt hätte. Was denkst du?
Ausblick – das lernst du nach Der Versailler Vertrag und seine Konsequenzen
Vertiefe dein Verständnis über die Auswirkungen des Versailler Vertrags! Die Materialien zum Hitlerputsch 1923 und zum Völkerbund helfen dir, die politische Lage, die durch den Versailler Vertrag geschaffen wurde, besser zu verstehen. Mach dich bereit für weitere spannende historische Erkundungen!
Versailler Vertrag – Zusammenfassung
Der Versailler Vertrag war ein Friedensvertrag, der 1919 die Nachkriegsordnung nach dem Ersten Weltkrieg regeln sollte.
Für das Deutsche Reich bedeutete der Vertrag Gebietsverluste in Europa und Übersee, hohe Reparationslasten und Demilitarisierung.
Weil er wirtschaftlich wenig Spielraum ließ, erschwerte er die Festigung der jungen Weimarer Demokratie.
Weil er die junge Weimarer Demokratie schwächte, wurde er von den Nationalsozialisten genutzt, um die Demokratie als solche zu verteufeln.
Der Versailler Vertrag war ein Friedensvertrag, der am 28. Juni 1919 nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in Versailles, Frankreich, unterzeichnet wurde. Er legte die Bedingungen für den Frieden zwischen den Alliierten und Deutschland fest.
Im Vertrag von Versailles wurden verschiedene Bedingungen festgelegt, darunter territoriale Veränderungen, Abrüstungsvorschriften, Reparationszahlungen und die Festlegung der Kriegsschuld Deutschlands. Außerdem wurde der Völkerbund gegründet, eine internationale Organisation zur Friedenssicherung.
Das Hauptziel des Versailler Vertrags war es, den Frieden nach dem Ersten Weltkrieg wiederherzustellen und eine dauerhafte Stabilität in Europa herzustellen. Die Alliierten wollten auch Deutschland schwächen, um zukünftige Aggressionen zu verhindern.
Für viele Deutsche war das Schlimmste am Versailler Vertrag die als unfair empfundene Kombination aus Gebietsverlusten, Abrüstung und enormen Reparationszahlungen. Diese Bedingungen trugen zur wirtschaftlichen Instabilität und politischen Unzufriedenheit in Deutschland bei.
Durch den Versailler Vertrag verlor Deutschland erhebliche Gebiete an die Alliierten und ihre Verbündeten. Unter anderem wurden Teile von Elsass-Lothringen, Teile von Westpreußen und Posen, das Saargebiet sowie Kolonien abgetreten. Zudem musste Deutschland seine Streitkräfte reduzieren und Reparationszahlungen leisten.
Der Versailler Vertrag wurde von den Siegermächten des Ersten Weltkriegs aufgesetzt, um Deutschland die volle Verantwortung für den Krieg zuzuschreiben. Die harten Bedingungen wurden von den Alliierten gefordert, um Deutschland politisch, wirtschaftlich und militärisch zu schwächen.
Der Versailler Vertrag führte zu enormen Reparationszahlungen, die Deutschland finanziell belasteten. Die Hyperinflation und wirtschaftliche Instabilität waren direkte Folgen des Vertrags und führten zu einer schweren Wirtschaftskrise im Land.
Die Deutschen waren unzufrieden mit den harten Bedingungen des Vertrags, die als ungerecht empfunden wurden. Sie empfanden den Vertrag als Demütigung und fühlten sich von den Alliierten in eine politisch und wirtschaftlich prekäre Lage gebracht.
Der Versailler Vertrag bot Adolf Hitler und der NSDAP eine Plattform, um die Unzufriedenheit der Deutschen zu nutzen und die Ablehnung des Vertrags als ideologisches Instrument zu instrumentalisieren. Die NSDAP nutzte den Vertrag, um nationalistische und antidemokratische Ideen zu propagieren, und gewann aufgrund seiner Kritik am Vertrag Unterstützung.
Der Versailler Vertrag war nicht der direkte Auslöser für den Zweiten Weltkrieg, aber er schuf politische und wirtschaftliche Bedingungen, die den Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland begünstigten. Hitler nutzte die Unzufriedenheit mit dem Vertrag, um seine aggressive Außenpolitik zu rechtfertigen und den Krieg in Europa auszulösen.
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