Europäisches Bündnissystem vor dem Ersten Weltkrieg
Europäisches Bündnissystem vor dem Ersten Weltkrieg
Ein Bündnissystem ist ein Zusammenschluss von Ländern mit gleichen Interessen. Dieser Text behandelt europäische Bündnissysteme vor dem Ersten Weltkrieg, geprägt von Bismarcks politischer Strategie. Erlebe die Dynamik der damaligen Mächte und die Vorgänge, die zum Ausbruch des Krieges führten! Interessiert? Dies und mehr erfährst du hier!
Als Bündnissystem bezeichnen wir einen Zusammenschluss von zwei oder mehr Ländern, die gleiche Interessen verfolgen. In diesem Text geht es um europäische Bündnissysteme vor dem Ersten Weltkrieg. Damals schlossen Staaten Bündnisse, um sich im Fall eines Kriegs Unterstützung oder zumindest Neutralität zuzusichern.
Das Bündnissystem Bismarcks in der Zusammenfassung
Der langjährige Reichskanzler des Deutschen Reichs Otto von Bismarck spielte für das Bündnissystem vor dem Ersten Weltkrieg eine entscheidende Rolle. Er wusste, dass die anderen Länder Europas das Deutsche Kaiserreich seit seiner Gründung 1871 als Bedrohung wahrnahmen. Um sie zu beruhigen, behauptete er, das Kaiserreich seisaturiert, also „gesättigt“, und hege keine kriegerischen Absichten mehr. Zusätzlich sollte Bismarcks Bündnissystem den deutschen ErbfeindFrankreich in Europa isolieren und verhindern, dass sich das Land Russland annäherte. Als Erbfeind wird Frankreich bezeichnet, da zwischen der Französischen Republik und dem Deutschen Kaiserreich (und dessen „Vorgänger“ Preußen) schon seit vielen Jahrzehnten Konflikte und Kriege ausgetragen wurden.
1873 schloss das Deutsche Kaiserreich das sogenannte Dreikaiserabkommen mit Österreich-Ungarn und Russland und 1881 mit denselben Ländern den Dreikaiserbund. Allerdings verursachten diverse Krisen auf dem Balkan (eine Region im südöstlichen Teil Europas) immer wieder Spannungen zwischen Russland und Österreich-Ungarn. Die beiden Länder standen in einem ständigen Wettstreit um Einfluss und Kontrolle in diesem Gebiet. Beide Bündnisse hatten darum nicht lange Bestand. Aus diesem Grund schloss das Deutsche Kaiserreich 1887 einen eigenen Vertrag mit Russland.
Warum scheiterte das Bündnissystem von Bismarck?
Im Jahr 1888 wurde Wilhelm II. Kaiser des Deutschen Reichs. Er verkörperte ein Weltmachtstreben und wollte für sein Land einen, wie er es nannte, „Platz an der Sonne“. Diese aggressiveren Ideen standen im Gegensatz zum bisherigen auf Sicherheit ausgerichteten Bündnissystem nach Bismarck. Deshalb verkündete Bismarck im Jahr 1890 seinen Rücktritt als Reichskanzler.
Die Politik Wilhelms II. sorgte schließlich dafür, dass genau das eintrat, was Bismarck immer verhindern wollte: Der Pakt des Deutschen Reichs mit Russland zerbrach. Kurz darauf näherten sich Frankreich und Russland an und schlossen ein Bündnis, in dem sie sich gegenseitige Neutralität im Fall eines Angriffs auf eines der beiden Länder zusicherten. Ein neues Bündnissystem von Wilhelm II. existierte nicht.
Wie war die Ausgangssituation in Europa vor dem Ersten Weltkrieg?
Was also war das Bündnissystem bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs? Bis 1914 entwickelten sich in Europa zwei große Bündnisse: auf der einen Seite der Dreibund, bestehend aus dem Deutschen Kaiserreich, Österreich-Ungarn und Italien. Auf der anderen Seite die Triple Entente (zu Deutsch: „dreifache Verständigung“) zwischen Frankreich, Großbritannien und Russland.
Das Bündnissystem 1914 als Mitauslöser für den Ersten Weltkrieg?
Im Sommer 1914 wurde der österreich-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo von serbischen Nationalisten ermordet. Das Land Bosnien war 1908 von Österreich-Ungarnannektiert ‒ also in Besitz genommen ‒ worden. Das Königreich Serbien hingegen war unabhängig, fürchtete allerdings den österreich-ungarischen Einfluss auf dem Balkan und hatte sich deshalb bereits Jahre zuvor mit Russland verbündet. Nun hatte ein Serbe den österreich-ungarischen Thronfolger ermordet und das in einem Land, das unter der Herrschaft Österreich-Ungarns stand. Diese Tat löste eine Kettenreaktion aus, die ohne das komplexe europäische Bündnissystem und die ohnehin schon angespannte Situation in Europa nicht möglich gewesen wäre. Vieles, was sich über Jahre hinweg zwischen den europäischen Großmächten angestaut hatte, entlud sich nun als Reaktion auf diesen Mord: Österreich-Ungarn erklärte Serbien den Krieg, als Verbündeter und Beschützer Serbiens mobilisierte Russland daraufhin seine Streitkräfte. Das Deutsche Reich (im Dreibund ein Verbündeter Österreich-Ungarns) erklärte daraufhin Russland und später Frankreich den Krieg – der Erste Weltkrieg hatte begonnen.
Der Dreibundvertrag, der die Allianz zwischen dem Deutschen Kaiserreich, Österreich-Ungarn und Italien besiegelt hatte, spielte nach Kriegsbeginn übrigens keine Rolle mehr. Italien hatte sich mit Ausbruch des Kriegs als neutral erklärt und trat 1915 sogar aufseiten der Entente in den Kampf ein. An die Stelle des Dreibunds trat das Bündnis der Mittelmächte. Hier kämpften das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich und Bulgarien gemeinsam gegen die Entente. Die Antwort auf die Frage „Welche Bündnisse gab es vor dem Ersten Weltkrieg?“ unterscheidet sich also von der Frage nach den Bündnissystemen während des Ersten Weltkriegs.
Bismarcks Bündnispolitik ab 1871
1871
Gründung des Deutschen Kaiserreichs – Bismarcks Ziel von da an: Sicherung und Erhaltung des Reichs
1873
Dreikaiserabkommen zwischen Österreich-Ungarn, dem Deutschen Kaiserreich und Russland
1881
Dreikaiserbund zwischen Österreich-Ungarn, dem Deutschen Kaiserreich und Russland
1887
Geheimer Vertrag zwischen dem Deutschen Kaiserreich und Russland, in dem sich gegenseitige Neutralität zugesichert wird
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