Widerstand im Nationalsozialismus – Einführung
Angesichts der unvorstellbaren Gräueltaten der Nationalsozialisten im Dritten Reich stellt sich die Frage, ob sich gegen die Maßnahmen der Machthaber innerhalb der deutschen Bevölkerung auch Widerstand regte. Tatsächlich wagten es nur wenige Einzelpersonen und Widerstandsgruppen, offen oder im Geheimen gegen das NS-Regime aufzubegehren. Ihre Motive und Ziele sowie die Intensität des geleisteten Widerstands waren dabei sehr unterschiedlich. Der Widerstand reichte von bewusstem politischem Kampf bis zum Rückzug aus der Öffentlichkeit und zog sich durch alle Gesellschaftsschichten. Eine organisatorische oder ideelle Einheit bildete der deutsche Widerstand jedoch nicht. Es gab also keine Gruppe oder Einzelperson, die den gesamten Widerstand vernetzte und vereinte. Werte und Ziele der einzelnen Gruppe traten dafür oftmals zu weit auseinander.
Widerstand
Heute verstehen wir unter Widerstand das Handeln Einzelner oder eines Kollektivs gegen eine als ungerecht und illegitim wahrgenommene Herrschaftsform. Während der Zeit des Nationalsozialismus stand der Begriff Widerstand vor allem für den nationalen Befreiungskampf in den besetzten Ländern, der in Frankreich „Résistance“ genannt wurde. In Deutschland war dagegen nur in den Flugblättern der Weißen Rose explizit von einer Widerstandsbewegung die Rede.
Das NS-Regime ging seit Hitlers Machtübernahme 1933 rigoros gegen Andersdenkende und politische Gegner vor. Gegen Ende der NS-Zeit konnte bereits ein unbedacht geäußerter politischer Witz oder Zweifel am „Endsieg“ die Todesstrafe zur Folge haben. Die Angst vor Gewalt und Repressionen hielt viele Menschen davon ab, sich öffentlich gegen die Nationalsozialisten zu stellen. Eine große Mehrheit der deutschen Bevölkerung stand aufgrund der frühen Erfolge in Wirtschafts- und Außenpolitik und der wirksamen Propaganda der Nationalsozialisten jedoch auch hinter den Machthabern und hatte kein Interesse an einem Umsturz. Die konservativen Eliten sahen die Nationalsozialisten zudem lange Zeit als Verbündete gegen Sozialisten und Kommunisten. Anders als der Widerstand in den während des Zweiten Weltkriegs besetzten Gebieten hatte der deutsche Widerstand keinen Rückhalt in der Bevölkerung.
Motive des deutschen Widerstands
Die Motive für das Engagement im Widerstand waren vielfältig. Den meisten Beteiligten ging es jedoch darum, ihre moralischen, religiösen, politischen oder humanitären Überzeugungen gegen Übergriffe durch das NS-Regime zu verteidigen und Solidarität gegenüber Gleichgesinnten zu demonstrieren. Gleichschaltung und Parteienverbote sorgten ab 1933 nicht nur bei den linken Parteien KPD und SPD für Protest, sondern auch bei Jugendvereinen und den Kirchen, die von Enteignung und Beschlagnahmung betroffen waren.
Obwohl die Kirchen weitgehend regimetreu agierten, boten die Judenverfolgung und die planmäßige Tötung von Menschen mit Behinderung einigen Geistlichen und Laien beider christlichen Konfessionen Anlass zum Widerstand. Die menschenverachtende Ideologie der NSDAP, die Missachtung demokratischer Werte sowie die rücksichtslose Verletzung von Grund- und Menschenrechten führten auch bei Liberalen und Konservativen zu Widerstand gegen die NS-Diktatur. Eine große Mehrheit der Bevölkerung befürwortete jedoch das NS-Regime oder ignorierte bekannte Missstände bewusst.
Innerhalb des Militärs kam es im Verlauf des Zweiten Weltkriegs zu Kritik am Führungsstil Hitlers und zu Zweifeln am vom NS-Regime propagierten „Endsieg“, was zu Umsturzplänen und Attentaten führte. Viele der Mitverschwörer des 20. Juli 1944 vertraten jedoch trotz der Ablehnung von Hitlers militärischer Führung durchaus ein nationalistisches und rassistisches Gedankengut.
Die Vorstellungen der Beteiligten des Widerstands zur Zukunft Deutschlands variierte von der Errichtung eines christlich-konservativen Nationalstaats bis zur kommunistischen Weltrevolution. Auch die Formen des deutschen Widerstands waren facettenreich. Mit der Verbreitung von abgehörten Nachrichten der Auslandssender, Flugblättern oder Parolen gegen das NS-Regime hoffte man, die deutsche Bevölkerung zum Widerstand zu bewegen. Arbeitsniederlegungen und Sabotageakte in wichtigen Rüstungs- und Industriebetrieben sollten der Wirtschaft schaden und den Zweiten Weltkrieg zugunsten der Alliierten entscheiden. Auch durch Spionage und die Weitergabe geheimer Informationen versuchten einige Widerständige, die Alliierten zu unterstützen. Viele Gegner des NS-Regimes verhalfen politisch oder rassisch Verfolgten zur Flucht ins Ausland oder gewährten ihnen Unterschlupf. Einzelpersonen oder Gruppen entschlossen sich sogar zu Attentaten auf Hitler, scheiterten jedoch.
Insgesamt zeigten die Aktionen des deutschen Widerstands nur wenig Erfolg und wurden auch im Ausland kaum wahrgenommen. Nur die Sowjetunion unterstützte das Nationalkomitee Freies Deutschland (NKFD), das 1943 auf sowjetische Initiative von deutschen Exilkommunisten und kriegsgefangenen Soldaten und Offizieren in der Nähe von Moskau gegründet worden war. Ziel des NKFD war die Beendigung des Kriegs und der Kampf gegen die Hitlerdiktatur.
Das NS-Regime ging hart und brutal gegen den deutschen Widerstand vor, was eine abschreckende Wirkung haben sollte. Gegner der Machthaber wurden verhaftet, inhaftiert, gefoltert und getötet. Der Volksgerichtshof, eigens gegründet zur Bestrafung von Hoch- und Landesverrat gegen den NS-Staat, verurteilte allein über 5 000 Menschen zum Tode. Zudem tat die Geheime Staatspolizei (Gestapo) alles, um Widerständige frühzeitig zu entlarven oder Widerstandsgruppen zu zersetzen.
Zivile Widerstandsgruppen
Der zivile deutsche Widerstand wurde besonders in den ersten Jahren der NS-Diktatur von Arbeitern und oppositionellen Parteien, wie der KPD oder SPD, getragen. In dem württembergischen Industrieort Mössingen beteiligte sich ein großer Teil der Arbeiterschaft am Tag nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler (30. Januar 1933) an einem Generalstreik, zu dem die KPD aufgerufen hatte. Die Mössinger Arbeiter waren deutschlandweit jedoch die einzigen, die dem Aufruf gefolgt waren. Schon ab 1934 war die Verfolgung der Widerständigen durch Gestapo und SS so massiv, dass die Bewegung stark schrumpfte und Mitglieder oppositioneller Parteien bald nur noch aus dem Exil agieren konnten.
Widerstand aus anderen Teilen der Gesellschaft kam oftmals nur vereinzelt oder in kleinen Gruppen zustande. Hier waren besonders Jugend- und Studierendengruppen sowie Mitglieder der evangelischen und katholischen Kirche bedeutend. Wichtige Akteure des bürgerlichen Widerstands formierten sich um den Kreisauer Kreis, zu dem auch Vertreter der Wehrmacht zählten. Auch Intellektuelle und Künstler engagierten sich gegen den NS-Staat. Vielen war dies jedoch nur aus dem Exil möglich. Akte der Zivilcourage fanden gelegentlich im Alltag der deutschen Bevölkerung statt, waren aber nicht die Regel.
Der deutsche Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Thomas Mann (1875–1955) hatte sich in seiner als „Deutsche Ansprache“ bekannten Rede bereits 1930 gegen den Nationalsozialismus gewandt. 1933 emigrierte Mann zunächst in die Schweiz, 1938 in die USA. Von dort richtete er sich ab Oktober 1940 in der Radiosendung „Deutsche Hörer!“ monatlich an die deutsche Bevölkerung und rief diese zum Widerstand gegen das NS-Regime auf.

Im Folgenden sind einige der wichtigsten zivilen Widerstandsgruppen oder -bewegungen zusammengefasst:
Die Gestapo fasste unter dem Fahndungsnamen „Rote Kapelle“ Personen des aktiven Widerstands zusammen, die ab 1939 vornehmlich in Berlin und Brandenburg sowie in Paris und Brüssel agierten und überwiegend kommunistisch orientiert waren. Die unter dem Namen „Rote Kapelle“ geführten Widerstandskämpfer bildeten jedoch keine organisatorische Einheit, sondern vielmehr ein Netzwerk von Einzelpersonen und Freundeskreisen. Zu den beiden wichtigsten Gruppen zählten diejenigen unter der jeweiligen Leitung von Harro Schulze-Boysen (1909–1942) und Arvid Harnack (1901–1942). Bis zu ihrer Enttarnung im August 1941 verbreiteten die Widerstandskämpfer illegale Flugblätter, halfen Oppositionellen und Juden und dokumentierten NS-Verbrechen. Bis Oktober 1943 wurden 75 von ihnen zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Das Euthanasie-Programm der Nationalsozialisten sorgte sowohl bei der katholischen als auch bei der evangelischen Kirche für Protest. Clemens August Graf von Galen (1878–1946) predigte als Bischof von Münster mehrfach gegen die Verbrechen des NS-Regimes und die Massentötung physisch und psychisch beeinträchtigter Menschen. Abschriften seiner Predigten wurden durch Widerstandskämpfer in ganz Deutschland verbreitet und sogar als Flugblätter aus britischen Flugzeugen über deutschen Gebieten abgeworfen. Der Berliner Domprobst Bernhard Lichtenberg (1875–1943) sprach sich sogar offen gegen die Deportation von Juden aus. Anders als der prominente Bischof von Münster, dessen Verhaftung das NS-Regime nicht wagte, wurde Lichtenberg in das KZ Dachau deportiert. Er verstarb am 5. November 1943 bereits auf dem Weg in das Konzentrationslager.
Innerhalb der evangelischen Kirche regte sich ebenfalls Widerstand. Hier richtete sich der 1933 vom Dahlemer Pfarrer Martin Niemöller (1892–1984) gegründete Pfarrernotbund, aus dem 1934 das Predigerseminar „Bekennende Kirche“ hervorging, vornehmlich gegen die Einmischung des NS-Regimes in die evangelische Kirchenpolitik. Der Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906–1945), ab 1935 als Ausbilder in der „Bekennenden Kirche“ tätig, wandte sich daneben auch vehement gegen die Verfolgung von Juden und die „Deutschen Christen“, die sich ganz an der NS-Ideologie orientierten. Im Jahr 1938 schloss er sich dem Widerstand um den deutschen Admiral Wilhelm Franz Canaris (1887–1945) an und engagierte sich gegen die Kriegsvorbereitungen der Nationalsozialisten. Durch seine Kontakte ins Ausland, beispielsweise zum britischen Bischof George Bell (1883–1958), konnte Bonhoeffer die Alliierten mit Informationen versorgen. Nach einem misslungenen Attentat auf Hitler 1943 durch Angehörige der Gruppe um Canaris wurde Bonhoeffer verhaftet und 1945 im KZ Flossenbürg hingerichtet.

Übrigens: Die Zeugen Jehovas waren die einzige christliche Glaubensgemeinschaft, die sich dem Zugriff des NS-Regimes konsequent verweigerte. Ihre Mitglieder nahmen dafür Verfolgung, Verhaftung und die Deportation in Konzentrationslager in Kauf.
Kreisauer Kreis – bürgerlicher Widerstand
Eine bedeutende Gruppe des bürgerlichen Widerstands war ab 1940 der Kreisauer Kreis, benannt nach einem Treffpunkt der Mitglieder, dem niederschlesischen Gut Kreisau von Helmuth James Graf von Moltke (1907–1945). Wichtige Personen dieses Kreises waren neben dem Sachverständigen für Kriegs- und Völkerrecht der Wehrmacht Moltke die Juristen Peter Graf Yorck von Wartenburg (1904–1944) und Carl Dietrich von Throta (1907–1952). Gemeinsam mit Gleichgesinnten erarbeiteten sie Grundsätze für eine demokratische Neuordnung Deutschlands nach dem Sturz des NS-Regimes. Dabei lehnten sie den Nationalismus ab und standen für eine europäische Integrationspolitik.
Der Kreis pflegte Kontakte zu anderen bürgerlichen Widerstandsgruppen wie dem Goerdeler Kreis um den nationalkonservativen Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler (1884–1945), aber auch zu Widerständigen aus Adel, Kirchen, Wehrmacht und Arbeiterschaft sowie zu den Alliierten.
Nach der Verhaftung Moltkes Anfang 1944 löste sich der Kreisauer Kreis auf. Einige Mitglieder sammelten sich um den Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907–1944), der am 20. Juli 1944 ein Attentat auf Hitler verübte. Dieses missglückte jedoch und Hitler überlebte. Nach dem gescheiterten Attentat wurden viele Mitverschwörer aufgedeckt, verhaftet und hingerichtet. Sogar Verwandte der Verschwörer wurden mitverantwortlich gemacht und bestraft.
Eine zentrale Figur des bürgerlichen Widerstands war zudem der frühere Generalstabschef Ludwig Beck (1880–1944), der den bürgerlichen Widerstand zu bündeln versuchte und sich gegen den Krieg aussprach. Als Mitglied der Mittwochsgesellschaft, einer Zusammenkunft wichtiger deutscher Wissenschaftler, trug er den Widerstand auch in intellektuelle Kreise. Er gehörte zu den Verschwörern des 20. Juli 1944.
Weiße Rose – studentischer Widerstand
Die Mitglieder der Weißen Rose waren fast alle Studentinnen und Studenten aus München. Durch Fronteinsätze hatten einige von ihnen die Schrecken des Kriegs und der deutschen Besatzungspolitik erlebt und hegten bald Zweifel am NS-Regime. Im Zentrum der Gruppe standen die Geschwister Sophie (1921–1943) und Hans Scholl (1918–1943) sowie Alexander Schmorell (1917–1943). Gemeinsam mit ihren Kommilitonen und ihrem Universitätslehrer Kurt Huber (1893–1943) druckten und verteilten sie ab 1942 Flugblätter gegen die NS-Diktatur. Bei einer Flugblattaktion in der Münchner Universität wurden die Geschwister Scholl Anfang 1943 verhaftet und die Gruppe wurde enttarnt. Die zentralen Personen des Kreises wurden im gleichen Jahr hingerichtet. Einige Unterstützer erhielten Gefängnisstrafen.

Edelweißpiraten – jugendbewegter Widerstand
Als Edelweißpiraten bezeichneten sich verschiedene Jugendgruppen in Köln und anderen westdeutschen Städten, die aus der seit 1936 verbotenen Bündischen Jugend hervorgegangen waren. Die Jugendlichen wollten der Gleichschaltung und zunehmenden Militarisierung der Hitlerjugend (HJ) entgehen und sich eigene soziale Räume frei von NS-Ideologie schaffen. Auch sie verbreiteten im Geheimen Flugblätter gegen das NS-Regime und halfen Kriegsgefangenen und Juden. Ihr Erkennungsmerkmal war eine Edelweißblüte. Viele Edelweißpiraten, die enttarnt wurden, mussten Haftstrafen in Konzentrationslagern verbüßen oder Dienst in Strafbataillonen leisten.
Georg Elser – Widerstand von Einzelpersonen
Immer wieder engagierten sich auch mutige Einzelpersonen im Widerstand gegen das NS-Regime. Ein Beispiel dafür ist der Schreiner Georg Elser (1903–1945), der am 8. November 1939 im Münchner Bürgerbräukeller ein Sprengstoffattentat auf Hitler und die nationalsozialistische Führungsriege verübte. Der Anschlag schlug fehl, da Hitler die Räumlichkeiten früher verließ als geplant. Elser wurde wenig später in Konstanz aufgegriffen. Nach fünfjähriger Haft wurde Elser am 9. April 1945 im KZ Dachau ohne Gerichtsurteil ermordet.
Militärischer Widerstand
Da die Aktionen des zivilen Widerstands nur wenig Erfolg zeigten, war bald das Militär der einzige Akteur, der in der Lage zu sein schien, das NS-Regime zu stürzen. Hitler hatte jedoch früh dafür gesorgt, dass zentrale Dienstposten innerhalb der Armee mit treuen Gefolgsleuten besetzt und unbequeme Generäle aussortiert wurden. Zudem waren die Soldaten nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg (1847–1934) auf den Führer vereidigt worden und diesem zu unbedingtem Gehorsam verpflichtet.
Dennoch regte sich bei einigen Offizieren Widerstand insbesondere gegen Hitlers Expansionspolitik im Osten und dessen Eingriff in die Wehrmacht. Später sorgten auch die deutschen Verbrechen in Polen für Protest. Ein früher Gegner des Regimes war der Generalstabschef des Heers General Ludwig Beck, der jedoch bereits 1938 von seinen Ämtern zurücktrat. Zentrale Figuren der militärischen Opposition wurden später Generalmajor Henning von Tresckow (1901–1944) und Generalmajor Hans Oster (1887–1945), die sich an mehreren gescheiterten Attentats- und Putschversuchen beteiligten.
Nachdem Oster 1943 suspendiert und Tresckow an die Ostfront versetzt wurde, entwickelte sich Oberst Graf von Stauffenberg zur wichtigsten Führungspersönlichkeit des militärischen Widerstands. Als Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheers gelang es Stauffenberg am 20. Juli 1944, eine Bombe in das streng bewachte Führerhauptquartier „Wolfsschanze“ einzuschleusen und bei einer Lagebesprechung explodieren zu lassen. Hitler überlebte den Anschlag jedoch nur leicht verletzt. Stauffenberg und seine engsten Vertrauten wurden noch am Abend desselben Tags standrechtlich erschossen.

Jüdischer Widerstand
Viele deutsche Juden konnten oder wollten lange nicht glauben, zu welchen unvorstellbaren Gräueltaten das NS-Regime fähig war. Als sie den wahren Charakter der nationalsozialistischen Politik erkannten, war es für die meisten bereits zu spät. Sie wurden ab 1933 zunächst ausgegrenzt, mit Berufsverboten belegt, ghettoisiert und später enteignet, verhaftet, gefoltert und in Konzentrationslager deportiert. Insgesamt starben in den Konzentrationslagern durch gezielte Vernichtung oder Hunger und Entbehrungen 6,3 Millionen Juden.
Im Warschauer Ghetto, in dem die deutschen Besatzer seit 1940 polnische Juden für den geplanten Völkermord sammelten, kam es am 19. April 1943 zu einem Aufstand. Mehrere Wochen kämpften die polnischen Juden erbittert gegen die Besatzer und die Deportation in das Vernichtungslager Treblinka. Geführt wurde der Aufstand unter anderem von der Jüdischen Kampforganisation (ŻOB) unter der Leitung von Mordechaj Anielewicz (1919–1943) und dem Jüdischen Militärverband (ŻZW). Am 16. Mai 1943 wurde der Aufstand blutig niedergeschlagen. Wer nicht bereits im Kampf gefallen war, wurde erschossen oder in Konzentrationslager deportiert.
Widerstandsbewegungen in den besetzten Ländern
In den von Deutschland überfallenen Ländern gab es seit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939–1945) Widerstandsgruppen, die sich verzweifelt gegen die deutschen Besatzer auflehnten. Besonders nach den ersten deutschen Niederlagen im Krieg gegen die Sowjetunion (1940–1945) formierte sich hinter der Ostfront der Widerstand in Partisanengruppen. Seit 1940 unterstützte Großbritannien den Partisanenkrieg mit Waffenlieferungen und Informationen. Daran beteiligten sich nach dem Kriegseintritt 1941 auch die USA. Auch Exilregierungen, sofern diese wie im Fall von Polen, der Tschechoslowakei, den Niederlanden und Norwegen existierten, hielten Kontakt zu den Widerstandskämpfern und versuchten, diese zu unterstützen.
In Polen und der Tschechoslowakei war der Widerstand gegen die deutschen Besatzer besonders groß. Unter Leitung der polnischen Exilregierung, die von London aus arbeitete, formierte sich die Polnische Heimatarmee. Als Partisanen bekämpften ihre Mitglieder die Besatzer, führten Sabotageakte aus und beteiligten sich am Warschauer Aufstand im August 1944, einer der größten Erhebungen gegen das NS-Regime neben dem Slowakischen Nationalaufstand. Daneben existierte in Polen eine geheime Volksarmee der Kommunisten, die von der UdSSR unterstützt wurde. In der Tschechoslowakei wurden erfolgreich Anschläge auf hochrangige SS-Angehörige verübt. So wurde im Jahr 1942 SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich (1904–1942) bei einem Attentat tödlich verwundet. Er zählte zu den Hauptorganisatoren des Holocausts.
Die Landung der Alliierten in Italien (1943) und der Normandie (1944) führte auch im Norden, Westen und Süden Europas zu größeren Widerstandsaktionen in den besetzten Ländern. In Frankreich waren verschiedene Gruppen bereits seit 1941 im Widerstand aktiv. Durch Sabotageakte und Attentate versuchten sie, den Besatzern zu schaden. Die Besatzungsmacht reagierte darauf mit Massenexekutionen Unschuldiger, was in der französischen Bevölkerung eine Solidaritätswelle mit den bewaffneten Untergrundkämpfern auslöste. Die „Résistance“, wie die Widerstandsbewegung genannt wird, war im August 1944 an der Befreiung von Paris beteiligt.
In den besetzten Ländern engagierten sich viele Menschen im Widerstand. Nicht jeder von ihnen griff dabei zur Waffe. Die meisten waren „stille Helden“, die z. B. ihren jüdischen Mitbürgern zur Flucht verhalfen oder sie vor den Besatzern versteckten. In Dänemark wurde mit Unterstützung vieler dänischer Bürger nach Bekanntwerden der Deportationspläne am 1. Oktober 1943 innerhalb weniger Tage ein Großteil der dänischen Juden versteckt und von Fischern über die Ostsee ins neutrale Schweden gebracht. Es konnten so 7 220 der 7 800 dänischen Juden vor den Nationalsozialisten gerettet werden.
Widerstand gegen das NS-Regime – Zusammenfassung
- Der deutsche Widerstand bildete keine organisatorische oder ideelle Einheit.
- Ziele und Motive des Widerstands waren bei den Einzelpersonen und Widerstandsgruppen sehr unterschiedlich.
- Beteiligte des deutschen Widerstands stammten aus allen Gesellschaftsschichten.
- Der deutsche Widerstand hatte keinen Rückhalt in der deutschen Bevölkerung.
- Das NS-Regime ging hart gegen jegliche Form von Widerstand vor.
- Große Widerstandsbewegungen gab es in den von Deutschland besetzten Ländern, z. B. in Polen.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Widerstand gegen das NS-Regime