Napoleon und die Neuordnung „Deutschlands“ – der Rheinbund
Napoleon und die Neuordnung „Deutschlands“ – der Rheinbund
Der Rheinbund war ein Bündnis von 16 deutschen Staaten unter Napoleons Schutz. Erfahre, wie Napoleon die süddeutschen Staaten für sich gewann und welche Reformen er durchführte. Interessiert? Du wirst all das und mehr im folgenden Text finden!
Napoleon und die Neuordnung „Deutschlands“ – der Rheinbund
Napoleon Bonaparte war 1799 durch einen militärischen Staatsstreich an die Macht in Frankreich gekommen. Sein hohes Ansehen in der Bevölkerung verdankte er vor allem seinen Erfolgen in den Revolutionskriegen gegen die europäischen Gegner. Nachdem er die Revolution in Frankreich für beendet erklärt hatte, konzentrierte er sich auf die Erweiterung des französischen Gebiets und die Ausdehnung seines Machtbereichs. Ein besonderes Augenmerk hatte er dabei auf das Heilige Römische Reich Deutscher Nation gelegt. Dieses alte, nicht mehr moderne Staatenbündnis unter der Herrschaft des österreichischen Kaisers sollte die Kriege und Umstrukturierungen, die Napoleon tätigte, nicht überstehen. Und wie so oft im Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich spielte dabei der Rhein eine besondere Rolle.
Der Zweite Koalitionskrieg
Der 1799 ausgebrochene Zweite Koalitionskrieg schloss sich an den Ersten Koalitionskrieg an, in dem zuletzt das Bündnis aus Österreich, Großbritannien, Russland und dem Osmanischen Reich siegreich war und Frankreich einige Niederlagen und Landverluste hinnehmen musste. Napoleon profitierte allerdings davon, dass die Koalition sich gegenseitig misstraute und in vielen Dingen uneins war. So gingen die Franzosen, trotz anfänglicher Niederlagen, als Sieger aus diesem Krieg hervor und Napoleon bekam die Möglichkeit, die alten Großmächte im Frieden von Luneville entscheidend zu schwächen. Österreich musste die Eroberungen Frankreichs anerkennen, sodass es stark verkleinert aus dem Krieg hervorging. In die Verhandlungen bezog Napoleon auch das eigentlich neutrale Preußen ein, das gemeinsam mit Österreich der Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich zustimmte.
Der Reichsdeputationshauptschluss
Da die linksrheinischen Gebiete an Frankreich gingen, mussten die Mitglieder des Heiligen Römischen Reichs, deren Gebiete von dieser Abtretung betroffen waren, entschädigt werden. Das sollte, so hatten es die beiden mächtigsten Länder des Reichs – Preußen und Österreich – beschlossen, mit rechtsrheinischen Gebieten passieren. Auf dieser Grundlage wurden verschiedene Regelungen erarbeitet, die 1803 unter dem Namen Reichsdeputationshauptschluss veröffentlicht wurden.
Wichtigste Ergebnisse des Reichsdeputationshauptschlusses:
Durch die Säkularisation übernahmen weltliche Fürsten in zuvor kirchlichen Gebieten die Herrschaft. Damit trieb Napoleon die Trennung von Staat und Kirche und dadurch die Umstrukturierung des Reichs an. Zahlreiche kirchliche Besitztümer wurden aufgelöst.
Durch die Mediatisierung verloren viele kleine Reichsteile ihre Eigenständigkeit. Sie wurden zu anderen, größeren Gebieten hinzugefügt. Von knapp 300 eigenständigen Reichsständen blieben etwa 41 Flächen- und Stadtstaaten übrig.
Vor allem Preußen und die süddeutschen Staaten waren die großen Gewinner der Umstrukturierungen. Im Süden bildeten sich mit Bayern, Württemberg und Baden drei neue Staaten, die neben Österreich und Preußen nun eine große Macht im Reich ausspielen konnten. Preußen erhielt wesentlich mehr Land, als es abgegeben hatte.
Das über Jahrhunderte gesicherte System und die Machtansprüche im Heiligen Römischen Reich wurden durch den Reichsdeputationshauptschluss zerstört, die süddeutschen Staaten tendierten zudem stark zu Frankreich.
Der Dritte Koalitionskrieg – auf dem Weg zum Rheinbund
Auch zwischen Großbritannien und Frankreich bestanden weiterhin Feindseligkeiten. Zwar hatte man sich nach dem Zweiten Koalitionskrieg im Frieden von Amiens 1802 auf grundsätzliche Friedensbedingungen geeinigt, allerdings währten diese nicht lange. Schon 1803 kam es erneut zu Kriegen zwischen den beiden Großmächten. Der Dritte Koalitionskrieg entbrannte, in den aufseiten der Koalition auch wieder Österreich und Russland einstiegen. Während die Österreicher in der Schlacht von Ulm vernichtend geschlagen wurden, fügte Großbritannien dem französischen Heer zunächst bei Finisterre zu Land und dann in der berühmten Seeschlacht von Trafalgar empfindliche Niederlagen bei. Durch diese Schlacht verlor Frankreich fast seine gesamte Hochseeflotte, während Großbritannien seine Vorherrschaft auf dem Meer ausbauen konnte.
Wusstest du schon?
In der Seeschlacht von Trafalgar trafen die beiden berühmtesten Militärstrategen der damaligen Zeit aufeinander, wenn auch nur indirekt. Sie waren sozusagen zwei Superstars des beginnenden 19. Jahrhunderts. Für Großbritannien leitete Admiral Horatio Nelson die englische Flotte, er hatte schon viele Schlachten siegreich beendet und war dabei oft durch besonderes Geschick und viel Taktik aufgefallen. Napoleon Bonaparte genoss diesen Ruf ebenfalls, war aber zur See bisher nicht so erfolgreich gewesen, man sagte ihm zudem Seekrankheit und Angst vor dem Meer nach. Während Nelson anwesend war und den heroischen Kampf gegen die französische Flotte mit dem Leben bezahlte, versuchte Napoleon, seine Admiräle aus der Ferne zu steuern – und verlor.
Admiral Horatio Nelson
Zu Land verlief der Krieg für Frankreich erfolgreicher. 1805 siegte Napoleon, der sich 1804 selbst zum Kaiser der Franzosen gekrönt hatte, in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz, einem Ort im heutigen Tschechien. Er besiegte dabei erneut den Kaiser von Österreich und den Zaren von Russland. Napoleon konnte dabei auch auf die süddeutschen Staaten Bayern, Baden und Württemberg setzen, die ihn mit ihren Truppen gegen den österreichischen Kaiser unterstützten. Da der österreichische Kaiser auch der Kaiser des Heiligen Römischen Reichs war, bekämpften die süddeutschen Staaten also den Staatenverbund, dem sie noch selbst angehörten. Im Frieden von Pressburg verlor Österreich erneut zahlreiche Reichsgebiete an Frankreich und die süddeutschen Staaten. Zusätzlich erhöhte Napoleon die jeweilige Stellung der süddeutschen Reichsstände: Bayern und Württemberg wurden 1806 zu Königreichen, Baden und Hessen zu Großherzogtümern. Erneut veränderten sich also die Machtgefälle im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation.
Die Gründung des Rheinbunds
Napoleon hatte es geschafft, die süddeutschen Staaten zwar mächtiger, gleichzeitig aber auch von ihm abhängig zu machen. Sie waren zwar noch Mitglieder des Heiligen Römischen Reichs, agierten aber gegen dessen weitere Reichsteile und auch gegen den Kaiser. 1806 folgte aus diesen Tatsachen die Abspaltung der oben genannten süddeutschen Staaten. Gemeinsam mit zwölf weiteren, kleineren Staaten traten sie aus dem Reich aus und gründeten unter der Schutzherrschaft Napoleons den Rheinbund.
Napoleon gewann so Verbündete für seine Kriege, denn die Rheinbundstaaten sicherten ihm für seinen gewährleisteten Schutz ihre Heere zu. Gleichzeitig schaffte der französische Kaiser durch den Rheinbund einen Puffer zwischen sich und Preußen sowie Österreich. Um seinen Einfluss auf die Staaten im Rheinbund zu sichern, ernannte er Verwandte und Vertraute zu deren Regenten. Er setzte beispielsweise im neu entstandenen Königreich Westfalen seinen Bruder Jerome als König ein.
Gleichzeitig wurden in den Staaten des Rheinbunds Reformen durchgeführt, die sich stark an den französischen Verhältnissen orientierten. Sie modernisierten die deutschen Gebiete und schafften gleichzeitig eine große Identifikation mit dem eigenen Staat, aber auch mit der französischen Großmacht. Die wichtigsten Reformen waren:
die Ankurbelung der Wirtschaft durch die Lockerung des Zunftzwangs und die Schaffung von Gewerbefreiheit,
die Zentralisierung der Verwaltung,
die Einführung des Code civil als Gesetzesgrundlage,
die Schaffung eines Berufsbeamtentums,
die freie Religionsausübung in allen Gebieten sowie
die Abschaffung von Binnenzöllen.
Der Rheinbund vergrößerte sich schnell, immer mehr Staaten traten bei. 1808 bestand er aus 39 Staaten.
Ende des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation
Das Alte Reich, das über viele Jahrhunderte zahlreiche Krisen überstanden hatte und sich dabei die Form als Staatenverbund unter der Herrschaft des österreichischen Kaisers bewahrt hatte, erwies sich nach den oben genannten Veränderungen als nicht mehr tragfähig. Neben dem bestehenden Dualismus zwischen Österreich und Preußen agieren nun auch weitere starke Königreiche auf deutschem Boden, die die Herrschaft des österreichischen Kaisers nicht mehr akzeptierten und sogar mit dem französischen Feind gegen ihn kämpften. Die Gründung des Rheinbunds war somit der letzte Schritt auf dem Weg des Alten Reichs. Am 6. August 1806 legte Kaiser Franz II. die deutsche Kaiserkrone nieder, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation existierte nicht mehr.
Der Rheinbund – Zusammenfassung
Nach dem Zweiten Koalitionskrieg veränderte der Reichsdeputationshauptschluss die Struktur des Heiligen Römischen Reichs nachhaltig.
Säkularisation und Mediatisierung verschoben die Machtverhältnisse und veränderten die politische Landkarte.
Der Dritte Koalitionskrieg brachte den vorläufig endgültigen Sieg Napoleons, in dem er unter anderem in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz erfolgreich war.
Der Friede von Pressburg schwächte Österreich entscheidend.
Einige Staaten im Süden des Reichs traten aus dem Heiligen Römischen Reich aus und schlossen sich 1806 zum Rheinbund zusammen.
Die Staaten des Rheinbunds waren Verbündete Napoleons, zudem führte er in ihnen Reformen nach französischem Vorbild durch und setzte Vertraute in den Regierungen ein.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation löste sich im Zuge der Gründung des Rheinbunds 1806 auf.
Der Rheinbund führte zur Modernisierung und zu Reformen in den beteiligten deutschen Staaten und letztendlich zum Zusammenbruch des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.
Ja, der Rheinbund prägte die Beziehungen zwischen den beteiligten Ländern und hatte einen nachhaltigen Einfluss auf die territorialen Strukturen in Europa.
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