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Lerntext zum Thema Nationale Symbolik – Bundesflagge und Nationalhymne

Bundesflagge und Nationalhymne – eine bewegte Geschichte

Nationalflaggen und -hymnen kennen wir von offiziellen Anlässen, zum Beispiel Sportveranstaltungen. Vor Länderspielen oder bei Siegerehrungen werden die Fahnen gehisst, die Hymnen gespielt und es wird mitgesungen. Sie dienen also als Zeichen der nationalen Identität und des Zusammengehörigkeitsgefühls von Mitgliedern einer Nation und werden als diese verstanden. Sie haben etwas Vereinendes, gleichzeitig schließen sie aber auch Menschen, die nicht Teil der Nation sind, aus. Woran liegt das? Wie entstehen Flaggen und Hymnen? Und was hat das mit einer Nation zu tun?

Was ist eine Nation?

Der Begriff Nation leitet sich vom lateinischen natio ab, was so viel wie Volk, Herkunft oder auch Geburt bedeutet. Er bezeichnet größere Volksgruppen, denen gemeinsame Kennzeichen wie Sprache, Kultur, Herkunft und Traditionen und Gebräuche zugeschrieben werden können. Eine Nation wird häufig mit einem von ihr besiedelten Gebiet in Verbindung gebracht, das durch die Grenzen eines Nationalstaats festgelegt sein kann.

Die Idee der Nation nach der Französischen Revolution

In der Französischen Revolution war die Idee der Nation durch die Abschaffung der absolutistischen Herrschaft entstanden. Die Schlagworte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit griffen sehr schnell auf das restliche Europa über. Auch die Tatsache, dass die französische Bevölkerung, nun politisch durch die Nationalversammlung vertreten, sich als eine eigenständige Staatsnation verstand, fand Bewunderung und den Wunsch nach Nachahmung. Wichtig für dieses Verständnis waren neben der gleichen Sprache und Geschichte die gemeinsame Staatsgewalt und die Tatsache, dass alle Bürger die gleichen Rechte haben sollten.

Besonders die Idee der Volkssouveränität und der Durchsetzung von Menschenrechten wurde in der Folge mit der revolutionären Idee einer Nation in Verbindung gebracht. Durch Napoleon und die Neuordnung der deutschen Staaten durch ihn wurde die Idee der Nation auch in die deutschen Gebiete transportiert, sie bestimmten im Folgenden die politischen Ereignisse des 19. Jahrhunderts.

Nationalismus in der Zeit von Restauration und Vormärz

Nachdem Napoleon durch eine europäische Koalition besiegt worden war, wurden die nationalen Bestrebungen von den Regierungen der deutschen Einzelstaaten unterdrückt. Der Wiener Kongress 1814/15 erschuf dann statt eines Nationalstaats den Deutschen Bund. In diesem Staatenbund behielten alle Mitgliedstaaten ihre volle Souveränität, es gab kein gemeinsames Staatsoberhaupt und schon gar keine Volksvertretung. In der Zeit der Restauration sollten die Verhältnisse von vor der Französischen Revolution wiederhergestellt und gewahrt, sprich restauriert werden. Gewaltenteilung, Demokratie und Menschenrechte fanden in den erlassenen Landesverfassungen keinen Platz. Gegen diese Entscheidungen des Wiener Kongresses bildete sich in den deutschen Gebieten relativ schnell eine Opposition, die vor allem aus Studenten und ihren organisierten Burschenschaften bestand.

Das Wartburgfest

Im Oktober 1817 kam es zur ersten öffentlichen Protestbewegung auf der Wartburg bei Eisenach. Burschenschaften hatten sich hier zusammengefunden, um der militärischen Befreiung von der französischen Herrschaft und auch der religiösen Befreiung durch die Reformation zu gedenken. Man sprach sich deutlich für einen deutschen Nationalstaat aus und verbrannte am Ende des Treffens mehrere undeutsche Symbole und Bücher, darunter zum Beispiel den Code civil oder preußische Militärgegenstände. Infolge des Wartburgfests verfassten die Minister des Deutschen Bunds im Sommer 1819 die Karlsbader Beschlüsse. Sie schränkten freie Meinungsäußerung stark ein und sollten zur Kontrolle aller liberalen und nationalen Bestrebungen dienen.

Trotz aller Unterdrückung kam es immer wieder zu politischen Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Hambacher Fest 1832, bei dem 30 000 Männer und Frauen der Einladung zum Nationalfest der Deutschen gefolgt waren. Wieder wurde ein deutscher Einheitsstaat gefordert. Die Stimmung in Europa war zu dieser Zeit, die wir heute Vormärz nennen, weil sie den Märzrevolutionen des Jahres 1848 vorausging, durch viele nationale Bestrebungen in Europa bestimmt.

Die Farben Schwarz, Rot und Gold

Dass wir noch heute eine Flagge haben, deren Farben vertikal verlaufend von oben nach unten Schwarz, dann Rot und dann Gold bzw. Gelb sind, geht auf das eben bereits beschriebene Wartburgfest zurück. Hier trugen die Burschenschaftler Abzeichen, sogenannte Kokarden, in den besagten Farben. Die Farben wiederum gingen auf die Befreiungskriege gegen Napoleon zurück, wo das Lützower Freikorps, eine berühmte Freiwilligenarmee, schwarze Uniformen mit roten Aufschlägen und goldenen Knöpfen trug.

Die Uniform des Lützower Freikorps zeigt unsere heutigen Nationalfarben Schwarz, Rot und Gold
Uniform Lützow Freikorps

Beim Wartburgfest wurde die Erhebung dieser drei Farben zu den deutschen Nationalfarben also erstmals öffentlich, wenn auch noch etwas versteckter. Beim Hambacher Fest wurde die schwarz-rot-goldene Flagge dann bereits mutig geschwenkt, zusammen mit anderen Flaggen von Staaten, die eine nationale Bewegung anstrebten, zum Beispiel Polen.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben und das „Lied der Deutschen“

Das, was wir heute als deutsche Nationalhymne kennen, ist Teil eines Lieds, das ebenfalls in der Zeit des Vormärz entstanden ist. Der Dichter August Heinrich Hoffmann von Fallersleben verfasste den Text 1841 auf der Insel Helgoland. Als Melodie diente damals schon das Kaiserquartett von Joseph Haydn, die gleiche Melodie, die wir heute noch kennen. Das Stück war nicht unbekannt. Haydn hatte es im Heiligen Römischen Reich für den österreichischen Kaiser komponiert, es fungierte dort bereits als Hymne des Monarchen. Der Text von Hoffmann von Fallersleben, ursprünglich aufgeteilt in drei Strophen, zeigt die Sehnsucht nach einem geeinten deutschen Reich und benennt die damals vorstellbaren Grenzen dieses Reichs. Gleichzeitig wird deutlich, dass der Autor in der Tradition der Französischen Revolution dachte, da Einigkeit und Recht und Freiheit direkt an den Wahlspruch Frankreichs angepasst ist.

Von Fallersleben verkaufte seinen Text, er wurde noch in den 1840er-Jahren publiziert und in der Folge zu einer Art Losung für die gesamtdeutschen Interessen. Auch bei der Revolution 1848 wurde es als Kampflied gesungen.

Das Lied der Deutschen

Ausblick – Flagge und Hymne nach 1848/49

Während der Revolution von 1848/49 erklärte die Frankfurter Nationalversammlung die schwarz-rot-goldene Flagge zur Flagge des Deutschen Bunds. Nach der am Ende gescheiterten Revolution und dem missglückten Versuch, einen einheitlichen Staat zu erschaffen, blieb die Flagge, geschmückt mit einem Doppeladler in der linken oberen Ecke, allerdings bis 1866 bestehen. Nach der Reichsgründung 1871 änderte man die Farben in Schwarz-Weiß-Rot um. Diese Flagge hatte zuvor vor allem Handelsschiffe gekennzeichnet. Die neue Flagge war in den Farben eine Kombination der Farben Preußens (Schwarz und Weiß) und der Hanse (Rot und Weiß) gestaltet. Das Schwarz-Rot-Gold wurde als liberal und demokratisch angesehen. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde es durch die Weimarer Republik wieder eingeführt.

Bundesflaggen vor dem Reichstagsgebäude
Bundesflaggen vor dem Reichstagsgebäude

Ähnlich erging es der heutigen Nationalhymne von Hoffmann von Fallersleben. In der Revolution spielte sie eine große Rolle als Ausdruck der Gefühlslage innerhalb des deutschen Volks. Danach verschwand sie allerdings aus dem Bewusstsein und wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg durch Friedrich Ebert, den ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, zur Nationalhymne ernannt.

Die Flagge, die wir heute für die Bundesrepublik Deutschland kennen, hat eine lange, durch demokratische Grundsätze geprägte Tradition. Ihr Ursprung liegt in dem Wunsch nach einem geeinten Staat in einer Zeit, in der ein vereintes Deutschland undenkbar erschien. Die deutsche Nationalhymne entstammt der gleichen Zeit, auch ihre grundlegende Intention war also von demokratischen Ideen und vor allem dem Wunsch nach nationaler Einigkeit geprägt. Bei allen durchaus auch berechtigten Diskussionen, die es nach dem Zweiten Weltkrieg und der sogenannten Wiedervereinigung 1990 um die Nationalhymne gab und auch heute noch gibt, darf dieser Aspekt keinesfalls vergessen werden.

Bundesflagge und Nationalhymne – Zusammenfassung

  • Flaggen und Hymnen sind meist unmittelbar mit verschiedenen Nationen verbunden. Die Farben der Flaggen und die Texte der Hymnen haben dann einen für die Nationen historisch bedeutenden Bezug.
  • Die deutsche Flagge und ihre Farben Schwarz, Rot und Gold gehen auf den Kampf in den Befreiungskriegen gegen Napoleon zurück. Sie wurden im Anschluss ein Zeichen für nationale Bestrebungen in den deutschen Staaten.
  • Das Lied der Deutschen, aus dem die heutige deutsche Nationalhymne stammt, entstand ebenfalls im Sinne einer nationalen Vereinigung und dem Wunsch nach dieser. Es wurde 1841 von August Heinrich Hoffmann von Fallersleben verfasst und schnell zu einer heimlichen Hymne der nationalen Bewegung.
  • Die Bundesflagge wurde 1866 durch die schwarz-weiß-rote Flagge ersetzt und erst nach dem Ersten Weltkrieg wieder genutzt.
  • Die heutige Nationalhymne wurde erst 1919 in der Weimarer Republik offiziell als solche genutzt. Vorher war sie in Vergessenheit geraten.
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