Azteken, Maya und Inka – die indigene Bevölkerung Mittel- und Südamerikas
Azteken, Maya und Inka – die indigene Bevölkerung Mittel- und Südamerikas
Die Maya, Inka und Azteken waren beeindruckende Hochkulturen Mittel- und Südamerikas. Sie zeichneten sich durch ihre sozialen Strukturen, religiösen Überzeugungen und kulturellen Errungenschaften aus. Interessiert? Erfahre mehr über ihre faszinierenden Geschichten und Errungenschaften im folgenden Text!
Die Azteken, Maya und Inka waren indigene (eingeborene, einheimische) Völker, die in verschiedenen Regionen Mittel- und Südamerikas beheimatet waren und ein reiches kulturelles Erbe hinterließen. Ihre Hochkulturen wurden von den spanischen Eroberern (Konquistadoren) innerhalb weniger Jahrzehnte zerstört. Jede dieser drei Hochkulturen hatte ihre eigenen einzigartigen Merkmale. Sie teilten jedoch auch viele Gemeinsamkeiten in Bezug auf ihre soziale Ordnung, ihre religiösen Überzeugungen und ihre kulturellen Errungenschaften. Sie verfügten über hohe Kenntnisse der Mathematik und Astronomie, konnten Gold und Silber gewinnen und daraus besonders fein gearbeiteten Schmuck herstellen.
Was ist eine Hochkultur?
Unter einer Hochkultur versteht man Völker, die einen hohen Entwicklungsstand erreicht haben. Kennzeichnend für Hochkulturen kann die Existenz von Recht, Religion, Schrift und Kunst sein. Andere Hochkulturen waren z. B. die alten Ägypter, Griechen, Römer und Chinesen.
Die Azteken
Die Azteken hatten vor der Ankunft der Spanier auf dem Gebiet des heutigen Mexiko einen Staat herausgebildet, als dessen politisches und wirtschaftliches Zentrum die sagenumwobene Hauptstadt Tenochtitlán gilt. Diese war 1325 vom ursprünglich aus dem Norden stammenden nomadischen Kriegervolk der Azteken gegründet worden und lag auf einer Insel inmitten des Texcocosees im mexikanischen Hochland. Von ihr aus unterwarfen die Azteken, die sich selbst als Mexica bezeichneten, innerhalb von 200 Jahren die Völker der Umgebung und herrschten damit über weite Teile des heutigen Zentralmexikos. An der Spitze des Staats stand ein mächtiger Herrscher, der als Oberbefehlshaber der Armee und oberster Priester das Reich mithilfe von Beamten und Priestern regierte.
Wusstest du schon?
Im Jahr 1519 lebten in Tenochtitlán – dem heutigen Mexiko-Stadt – etwa 235 000 Einwohner. Täglich zog die Handelsmetropole des damaligen Mittelamerikas bis zu 60 000 Besucher an, die auf dem Markt mit Lebensmitteln, Stoffen, Tieren, Waffen und Gold handelten. Als Zahlungsmittel dienten Kakaobohnen und Federkiele, die mit Goldstaub gefüllt waren. Die Stadt wurde durch Aquädukte mit Trinkwasser versorgt und war durchzogen von Kanälen. In ihrem Zentrum lag der Tempelbezirk mit zahlreichen Palästen der Priester und dem Sitz des Herrschers. Zu den wichtigsten Gebäuden der Stadt zählte der pyramidenförmige Stufentempel, der dem Sonnen- und Kriegsgott Huitzilopochtli geweiht war.
Die aztekische Gesellschaft war streng hierarchisch gegliedert. Adlige bekleideten die wichtigsten Funktionen im Reich. Sie waren als Berater des Herrschers, Richter, Offiziere oder Priester tätig. Ihre Bildung erhielten sie in Tempelschulen, wo sie in Kalender- und Kriegskunde sowie in Verwaltung und Geschichte unterrichtet wurden. Den Hauptteil der Bevölkerung bildeten die freien Bauern und Handwerker, die die Versorgung mit Lebensmitteln gewährleisteten und zu Kriegsdiensten und Tributen verpflichtet waren. Daneben gab es reisende Händler, die es teils zu großem Reichtum brachten, und Sklavinnen und Sklaven, deren gesellschaftliche Position der eines Sklaven aus der europäischen Antike ähnelte. Der Sklavenstatus war nicht vererbbar. Das Kind einer Sklavin oder eines Sklaven wurde frei geboren.
Die Religion der Azteken
Bestimmend für das tägliche Leben der Azteken war die Religion. Dabei glaubten die Azteken an die Existenz verschiedener Götter, denen sie unterschiedliche Bedeutungen für ihr Leben zuschrieben. Als wichtigster Gott galt den Azteken der Sonnen- und Kriegsgott Huitzilopochtli, dessen Gunst durch Menschenopfer erlangt werden musste. Durch Blut und Menschenherzen sollte der Gott gestärkt und das Überleben der Menschheit gesichert werden. Bei den geopferten Menschen handelte es sich zumeist um Kriegsgefangene. Wie viele Menschen Huitzilopochtli geopfert wurden, ist jedoch umstritten. Wie z. B. die Christen glaubten auch die Azteken an ein Leben nach dem Tod.
Die Ankunft der Spanier
Im Frühjahr 1519 erhielt Montezuma, der als mächtigster Aztekenherrscher gilt, Kunde von der Ankunft weißhäutiger Fremder auf seinem Territorium. Es waren spanische Konquistadoren unter der Führung des verarmten Adligen Hernán Cortés, die auf der Suche nach den Goldschätzen des Aztekenreichs in das mexikanische Hochland vordrangen. Unterstützung erhielten sie von indigenen Stämmen, die eine Chance witterten, sich von der Herrschaft der übermächtigen Azteken zu befreien. Wer sich nicht freiwillig in den Dienst der Spanier stellte, wurde gewaltsam zur Beihilfe genötigt. Montezuma empfing Cortés und sein Gefolge nach längerem Zögern feierlich in Tenochtitlán und überhäufte die Fremden mit Geschenken. Dass Montezuma in Cortés den zurückgekehrten Gott Quetzalcóatl erkannte, gilt nicht als gesichert.
Wer waren die Konquistadoren?
Als Konquistadoren (spanisch = Eroberer) werden spanische und portugiesische Soldaten, Entdecker und Abenteurer bezeichnet, die nach der „Entdeckung Amerikas“ durch Christoph Kolumbus auf der Suche nach Gold und Land große Teile des amerikanischen Kontinents als Kolonien in Besitz nahmen und die einheimische Bevölkerung unterwarfen. Gewalt, Grausamkeit und Plünderungen gehörten dabei zum Vorgehen der Konquistadoren. In ihrer Gier nach Reichtum zerstörten sie die alten amerikanischen Hochkulturen. Dabei starben insgesamt 70 Millionen Ureinwohner. Zu den wichtigsten Konquistadoren zählten die Spanier Hernán Cortés (1485–1547) und Francisco Pizarro (um 1476–1541).
Hernán Cortés ließ die Schatzkammern seines Gastgebers plündern, nahm Montezuma gefangen, ließ aztekische Götterbilder zerstören und Kreuze in den Tempeln aufstellen. Es kam in der Folge zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Tenochtitlán, während derer Montezuma getötet wurde. Die Spanier flohen in der Nacht des 30. Juni 1520 (Noche Triste – die traurige Nacht) aus der Stadt, wobei ein Großteil von ihnen ums Leben kam. Die Azteken wurden hingegen von der durch die Spanier unwissentlich eingeschleppten Pockenkrankheit geschwächt. Innerhalb nur eines Jahres starben rund 40 Prozent der Bevölkerung an den Folgen der Epidemie, darunter auch wichtige Führungskräfte der Azteken. Das Reich war instabil und konnte so leicht von den zurückgekehrten Spaniern eingenommen werden. Auf den Ruinen der aztekischen Stadt wurde unter der Führung von Cortés Mexiko-Stadt errichtet.
Folgen der Eroberung
Ein ähnliches Schicksal ereilten wenige Jahre später auch die Hochkulturen der Maya und Inka. Kolonialreiche der Spanier und Portugiesen ersetzten die alten Hochkulturen der indigenen Bevölkerung, die versklavt oder durch Krankheiten wie Masern und Pocken fast vollständig ausgerottet wurde. Fehlende Arbeitskräfte wurden von den Europäern durch Sklavinnen und Sklaven aus Afrika ersetzt. Die Ureinwohner Mittel- und Südamerikas erholten sich von der „Entdeckung“ ihres Kontinents nicht. Bis heute leiden ihre Nachfahren unter Diskriminierung und Unterdrückung.
Die Inka
Das Reich der Inka erstreckte sich in seiner Blütezeit (15. Jh.) in einem einige Hundert Kilometer breiten Streifen über 3 300 Kilometer entlang der Pazifikküste auf dem Gebiet der heutigen Staaten Ecuador, Chile, Bolivien und Argentinien. Es war durch ein dichtes Netz gepflasterter Straßen und Raststätten erschlossen und durch Festungen und ein stehendes Heer gesichert. Für die Verwaltung des gewaltigen Reichs waren Beamte zuständig, die die Befehle des Sapay-Inkas (des einzigen Inkas) ausführten. Dieser galt als Nachkomme des Sonnengotts Inti und regierte autokratisch. Seine Befehle wurden durch Quipu verbreitet. Widerspruch wurde in der starren Gesellschaft der Inka nicht geduldet. Innere und äußere Feinde wurden vehement verfolgt. Der letzte Inkaherrscher Atahualpa ging dabei zu weit, indem er nach einem Bürgerkrieg gegen seinen Bruder beinahe die gesamte Führungselite des Reichs auslöschte. Das geschwächte Reich konnte daraufhin innerhalb weniger Jahre von spanischen Konquistadoren unter der Führung von Francisco Pizarros eingenommen werden.
Wusstest du schon?
Quipu waren Knotenschnüre, die für die Übermittlung von Informationen verwendet wurden. Sie bestanden aus gebündelten, geflochtenen und gefärbten Schnüren. Anhand der Art, Lage und Anzahl der Knoten konnten Nachrichten übermittelt und gelesen werden.
Die Inka verfügten über eine hoch entwickelte Landwirtschaft. Hauptnahrungsmittel waren Kartoffeln und Mais. Ihre architektonischen Hinterlassenschaften, darunter die Ruinenstadt Machu Picchu in den peruanischen Anden, zeugen von der kulturellen und wirtschaftlichen Blüte der Inka.
Die Ruinenstadt Machu Picchu
Die Maya
Die Maya hatten, anders als die Azteken und Inka, zum Zeitpunkt der Ankunft spanischer Konquistadoren ihren politischen und kulturellen Höhepunkt bereits überschritten. In ihrer Blütezeit (600–900 n. u. Z) herrschten sie über Gebiete im heutigen Mexiko, Guatemala, Belize, El Salvador und Honduras. Die großen Mayastädte, wie Tikal und Calakmul, fungierten dabei als Machtzentren und beheimateten teilweise bis zu 50 000 Menschen. Als die ersten Spanier 1511 mit den Maya in Kontakt traten, beschränkte sich deren Siedlungsgebiet bereits auf den Norden der Halbinsel Yucatán am Golf von Mexiko. Nach gescheiterten Versuchen, die Maya zu unterwerfen, bauten die Spanier ihre Macht durch Zusammenarbeit mit der indigenen Bevölkerung und Städtebau aus. Die Christianisierung, die mit der Zerstörung bedeutender Schriften und religiöser Symbole der Maya einherging, und der Bevölkerungsrückgang durch eingeschleppte Krankheiten sorgten jedoch auch bei den Maya für den Niedergang ihrer Kultur.
Wusstest du schon?
Berühmt sind die Maya besonders für den Mayakalender und ihre Schrift, die zu den am weitesten entwickelten Schriften der mittelamerikanischen Hochkulturen zählt.
Die Mayaschrift
Azteken, Maya und Inka – Zusammenfassung
Azteken, Maya und Inka zählen zu den indigenen Völkern Mittel- und Südamerikas.
Ihre Hochkulturen, die sich durch Errungenschaften auf den Gebieten der Mathematik, Astronomie, Architektur und Kunst auszeichneten, wurden von den Konquistadoren größtenteils zerstört.
Von den Konquistadoren unwissentlich eingeschleppte Krankheiten führten zum Tod eines Großteils der indigenen Bevölkerung.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Azteken, Maya und Inka
Ja. Dass die Azteken Menschen opferten, ist keine Erfindung der spanischen Konquistadoren. Archäologische Funde bestätigen die Praxis von Menschenopfern. Die Azteken opferten Menschen in rituellen Zeremonien aus religiösen Gründen. Sie glaubten an den Sonnen- und Kriegsgott Huitzilopochtli, dem durch menschliches Blut und Herzen Energie gespendet werden sollte. Das Überleben der restlichen Menschheit sollte dadurch gesichert werden. Bei den Opfern handelte es sich zumeist um Kriegsgefangene. Deren Opferung sollte die Überlegenheit der Azteken symbolisieren und diente der Abschreckung.
Nein. Die Maya erreichten auf dem Gebiet der Mathematik und Astronomie wahre Höchstleistungen. Davon zeugen nicht nur ihre Pyramiden und Observatorien, sondern auch ihr hoch entwickelter Kalender, der in Mayaschrift verfasst wurde. Der Kalender für die lange Zählung, also für die Darstellung großer Zeiträume, wiederholt sich alle 5 128 Jahre. Endet also der Mayakalender, deutet dies nicht auf den Weltuntergang hin, sondern auf den Beginn eines neuen Kalenderzyklus.
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