Sauerstoff in der Chemie
Ohne Sauerstoff wäre unser Leben und das der meisten anderen Lebensformen auf der Erde nicht möglich. Ein Mensch kann ohne den Sauerstoff in der Atemluft nur wenige Minuten überleben. Sauerstoff lässt sich im Sinne einer Definition wie folgt beschreiben:
Sauerstoff ist das chemische Element mit dem Elementsymbol $\ce{O}$ und der Ordnungszahl $8$. Es gehört zu den Hauptbestandteilen der Luft und kommt dort in elementarer Form als zweiatomiges Gas $\left( \ce{O2} \right)$ vor. Daneben kommt Sauerstoff in gebundener Form in unzähligen Verbindungen auf der Erde vor, z. B. in Wasser $\left( \ce{H2O} \right)$ und in vielen Gesteinen und Mineralen.
Das allein wäre aber zum Kennenlernen des Elements viel zu wenig! Du wirst sehen, dass die Chemie des Sauerstoffs sehr vielfältig ist.
- Das Elementsymbol $\ce{O}$ ist abgeleitet vom griechischen Wort Oxygenium, das übersetzt so viel bedeutet wie Säurebildner. Als der Sauerstoff im 18. Jahrhundert als eigenständiges Element entdeckt wurde, ging man davon aus, dass jede Säure den Sauerstoff in gebundener Form enthält.
- Gasförmiger Sauerstoff $\left( \ce{O2} \right)$ hat mit rund $21\,\%$ den zweitgrößten Volumenanteil der in der Luft vertretenen Stoffe (nach Stickstoff).
- Mit seinen besonderen Eigenschaften ist Sauerstoff immens wichtig für einen Großteil der Lebewesen auf der Erde.
- Im Gegensatz zu Stickstoff $\left( \ce{N2} \right)$ ist Sauerstoff ein sehr reaktionsfreudiges Gas. Viele Minerale enthalten Sauerstoff, denn unedle Metalle bilden Oxide (Verbindungen mit Sauerstoff), wenn sie frei an der Luft liegen. Ein typisches Beispiel ist Rost, was nichts anderes ist als Eisenoxid. Speziell den Prozess des Rostens nennt man auch Korrosion.

Eine besondere Form der Oxidation ist die Verbrennung. Damit ein Feuer brennen kann, muss Sauerstoff vorhanden sein. Ohne die nötige Sauerstoffzufuhr würde es erlöschen. Beim Verbrennen von Holz oder fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdöl oder Erdgas reagiert Sauerstoff mit Kohlenstoff bzw. Kohlenwasserstoffen und es entsteht (hauptsächlich) Kohlenstoffdioxid $\left( \ce{CO2} \right)$ und Wasser $\left( \ce{H2O} \right)$.
Sauerstoff – Eigenschaften
Im Folgenden betrachten wir die wichtigsten physikalischen und chemischen Eigenschaften von Sauerstoff.
Sauerstoff – Steckbrief
Die wichtigsten physikalischen Eigenschaften von Sauerstoff sind in folgendem Steckbrief zusammengefasst:
Steckbrief |
Sauerstoff |
Elementsymbol |
$\ce{O}$ |
Ordnungszahl |
$8$ (VI. Hauptgruppe, 2. Periode) |
Modifikationen |
$\ce{O2}$ (Sauerstoff) und $\ce{O3}$ (Ozon) |
Atommasse $\left( \ce{O} \right)$ |
$\pu{16 g//mol}$ |
Molare Masse $\left( \ce{O2} \right)$ |
$\pu{32 g//mol}$ |
Dichte $\rho$ |
$\pu{1,43 g//cm3}$ |
Schmelzpunkt (Smp.) |
$\pu{ -219 °C}$ bei Normaldruck |
Siedepunkt (Sdp.) |
$\pu{-183 °C}$ bei Normaldruck |
Erscheinung |
farbloses, geruchloses Gas unter Normalbedingungen |
Elementarer Sauerstoff $\left( \ce{O2} \right)$ ist unter Normalbedingungen ein farbloses, geruchloses Gas. Die Dichte des Gases ist etwas größer als die Dichte von Luft. Elementarer Sauerstoff löst sich in Wasser nur in geringen Mengen: Etwa 10–20 Milligramm lösen sich in einem Liter Wasser bei moderaten Temperaturen.
Chemische Eigenschaften von Sauerstoff
Nun sehen wir uns die wichtigsten chemischen Eigenschaften von Sauerstoff genauer an:
- Mit seiner sehr hohen Elektronegativität von $3,44$ (nach Pauling) ist Sauerstoff ein starkes Oxidationsmittel. Damit spielt Sauerstoff bei der Oxidation und Reduktion vieler verschiedener Stoffe eine große Rolle.
- Sauerstoff liegt normalerweise nicht atomar, sondern als zweiatomiges Molekül $\left( \ce{O2} \right)$ vor. Die Verteilung der Elektronen (in den sogenannten Orbitalen) im Sauerstoffmolekül ist allerdings etwas komplizierter. Man behilft sich hier mit zwei unterschiedlichen Strukturformeln:
Die Strukturformel ${\color{red}{\cdot}}\,\overline{\underline{\ce{O}}}-\overline{\underline{\ce{O}}}\,{\color{red}{\cdot}}$ zeigt, dass im $\ce{O2}$-Molekül zwei ungepaarte Elektronen vorliegen. Sauerstoff kann demnach als sehr reaktives, zweifaches Radikal betrachtet werden. Diese Form nennt man auch Triplett‑Sauerstoff.
Oft wird aber die Struktur von $\ce{O2}$ stattdessen mit einer Doppelbindung dargestellt: $\overline{\underline{\ce{O}}}{\color{red}{=}}\overline{\underline{\ce{O}}}$ Diese Form ist gleichermaßen richtig, denn auch hier ist die Oktettregel erfüllt. Die Schreibweise als Triplett‑Sauerstoff bringt den diradikalischen Charakter besser zum Ausdruck, während die Schreibweise mit Doppelbindung die Zweibindigkeit der Sauerstoffatome korrekt wiedergibt.
- In Verbindungen liegen Sauerstoffatome aufgrund ihrer hohen Elektronegativität und der Zweibindigkeit fast immer in der Oxidationsstufe $\text{-II}$ vor. Eine Ausnahme stellen sogenannte Peroxide dar, in denen Sauerstoff die Oxidationsstufe $\text{-I}$ annimmt. Nur in Verbindung mit Fluor ist die Oxidationszahl von Sauerstoff positiv, da Fluor das einzige Element ist, das eine größere Elektronegativität als Sauerstoff besitzt. Hier sind die Oxidationsstufen $\text{+I}$ und $\text{+II}$ möglich.
- Sauerstoff kann auch in einer zweiten Modifikation vorliegen, nämlich als Ozon. Ozon tritt als dreiatomiges Molekül $\left( \ce{O3} \right)$ auf. Die Molekülstruktur des Ozons kann ebenfalls nicht mit nur einer Strukturformel wiedergegeben werden. Die Struktur wird am besten mit zwei Ladungen – in der Mitte positiv und außen negativ – dargestellt. Dabei gibt es zwei mögliche Grenzstrukturen: Die negative Ladung kann entweder links oder rechts auftreten. Man spricht in diesem Zusammenhang von Mesomerie. Moleküle, die Mesomerie aufweisen, können in mehreren Zuständen vorliegen und sind dadurch besonders stabil.
${\color{red}{}^{-}}\vert{\overline{\underline{\ce{O}}}}-{\underline{\ce{O}}}^{+}=\overline{\underline{\ce{O}}} ~~~{\color{blue}\longleftrightarrow}~~~ \overline{\underline{\ce{O}}}={\underline{\ce{O}}}^{+}-{\overline{\underline{\ce{O}}}}\vert{\color{red}{}^{-}}$
Ozon erscheint in höherer Konzentration himmelblau, im Gegensatz zum farblosen, zweiatomigen Sauerstoff. Die Ozonschicht in der Erdatmosphäre ist von sehr großer Bedeutung, da sie uns vor hochenergetischer, ultravioletter Strahlung (UV-Strahlung) der Sonne schützt bzw. diese abschwächt. Sie befindet sich in der unteren Stratosphäre auf einer Höhe von ca. $15$ bis $30~\text{km}$. Verschiedene menschengemachte Abgase können aber auch die Bildung von bodennahem Ozon verursachen, das in dieser Form ein Umweltschadstoff ist und auch für den Menschen gefährlich sein kann. Es kann auch auf natürlichem Wege zur Bildung von bodennahem Ozon kommen, wenn es sehr warm ist. Daher gibt es im Sommer regelmäßig Ozonwarnungen.
Die Bildung und der Abbau von Ozon bilden ein Gleichgewicht, das sich in der Stratosphäre natürlicherweise aufgrund der Sonnenstrahlung einstellt. Durch die Energie der elektromagnetischen Strahlung, vor allem der UV-Strahlung, wird ein Molekül Sauerstoff $\left( \ce{O2} \right)$ in zwei Sauerstoffradikale gespalten. Diese reagieren weiter mit Sauerstoffmolekülen und bilden Ozon $\left( \ce{O3} \right)$, wobei der Abbau des Ozons die Rückreaktion davon darstellt:
$\ce{O2 ->[UV] 2 O\cdot}$
$\ce{O\cdot + O2 <=> O3}$
Das Ozonloch ist im 20. Jahrhundert entstanden, weil dieses Gleichgewicht durch Reaktionen mit bestimmten Halogenkohlenwasserstoffen gestört wurde. Sogenannte Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe (FCKW) bildeten in der Stratosphäre Radikale, die zu einem erhöhten Abbau von Ozon führten.
Wusstest du schon?
Der Sauerstoff in unserer Atmosphäre ist nicht immer da gewesen! Vor etwa 2,5 Milliarden Jahren gab es so gut wie keinen Sauerstoff in der Luft. Erst durch die Photosynthese von Cyanobakterien wurde Sauerstoff in großen Mengen freigesetzt und ermöglichte das Leben, wie wir es heute kennen.
Biologische Bedeutung und Eigenschaften von Sauerstoff
Als die Erde entstand, war die Atmosphäre des Planeten noch völlig anders zusammengesetzt. Erst als sie sich abgekühlt hatte und die ersten Einzeller und Algen anfingen, Fotosynthese zu betreiben, reicherte sich Sauerstoff in der Luft an. Die Fotosynthese gilt als Grundlage für die autotrophe und heterotrophe Ernährung der Lebewesen auf der Erde.
Leben ist prinzipiell auch ohne gasförmigen Sauerstoff möglich, aber sogenannte höhere Lebensformen wie Tiere und Menschen gäbe es ohne den Sauerstoff in der Luft (oder in gelöster Form auch im Wasser) nicht. Zudem enthalten fast alle wichtigen Naturstoffe wie Proteine, Kohlenhydrate und Fette Sauerstoffatome in gebundener Form.
Hämoglobin ist das Protein, das in unserem Blut den eingeatmeten Sauerstoff über eine Eisen‑Sauerstoff‑Bindung zu den Körperzellen transportiert. Dort findet die sogenannte Zellatmung statt – ein Prozess, bei dem u. a. über die Umwandlung von Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid Energie gewonnen wird.
Wusstest du schon?
Bei einem gesunden Menschen sind $95–100\,\%$ des Blutfarbstoffs (Hämoglobin) mit Sauerstoff gesättigt. Wird eine Sättigung von $70\,\%$ unterschritten, herrscht akute Lebensgefahr.
Der Sauerstoff in der Luft reicht in der Regel locker aus, um eine gesunde Sättigung zu erreichen. Nur etwa ein Fünftel des eingeatmeten Sauerstoffs wird tatsächlich über die Lungenbläschen aufgenommen. Der Rest wird unverbraucht wieder ausgeatmet.
Dennoch ist ein Anteil an Sauerstoff von rund $20\,\%$ in der Luft für uns wichtig, denn unsere Atmungsorgane sind in ihrer Funktion genau darauf eingestellt.
Die Produzenten des Luftsauerstoffs sind Pflanzen, die mithilfe der Fotosynthese als Gegenstück zur Zellatmung Sauerstoffmoleküle bilden. Die Anreicherung des gasförmigen Sauerstoffs in der Atmosphäre begann vor etwa drei Milliarden Jahren mit der Evolution der oxygenen Fotosynthese in Cyanobakterien.
Besonderheiten von Sauerstoff
Sauerstoff ist eines der wichtigsten Elemente in der Chemie und Biologie. Die enorme Bedeutung des Stoffes hängt mit einigen Besonderheiten zusammen, die wir uns nun im Einzelnen ansehen.
Bedeutung für den Menschen
Wie alle Tiere atmen Menschen den elementaren Sauerstoff in der Luft, der für den Stoffwechsel, genauer gesagt die Zellatmung, unerlässlich ist. Über das Blut wird der Sauerstoff zu unseren Zellen transportiert. Dort vollzieht sich dann Schritt für Schritt die Reaktion mit dem Einfachzucker Glucose zu Kohlenstoffdioxid und Wasser, die vereinfacht so dargestellt werden kann:
Zellatmung (vereinfacht):
$\begin{array}{ccccccc} \text{Glucose} & & \text{Sauerstoff} & & \text{Kohlenstoffdioxid} & & \text{Wasser} \\[4pt] \ce{C6H12O6} & + & \ce{6 O2} & \longrightarrow & \ce{6 CO2} & + & \ce{6 H2O} \end{array}$
Dabei wird viel Energie frei. Diese kann dann für verschiedenste Prozesse im Körper genutzt werden. Der Sauerstoff wird in diesem Sinne aktiv vom Menschen (und allen anderen Tieren) genutzt. Aber auch Pflanzen benötigen Sauerstoff, wie wir im nächsten Abschnitt sehen werden.
Kennst du das?
Vielleicht hast du schon einmal die Erfahrung gemacht, dass du nach einem Spaziergang im Park frische Luft tief einatmest und dich sofort besser fühlst. Das liegt daran, dass die Luft in Parks oft reicher an Sauerstoff ist, der vor allem von den Bäumen produziert wird. Diese Sauerstoffzufuhr lässt dich nicht nur frischer fühlen, sondern ist auch essenziell für die Funktion deines Gehirns und deiner Muskeln.
Bedeutung für die Pflanzen
Pflanzen nehmen nicht Sauerstoff, sondern Kohlenstoffdioxid $\left( \ce{CO2} \right)$ aus der Luft auf. Dieses Gas benötigen sie für die Fotosynthese – das ist ein Prozess, der genau umgekehrt zur Zellatmung der Tiere verläuft.
Allerdings sind Sauerstoffatome in gebundener Form ja auch in $\ce{CO2}$ enthalten – in dieser Form ist Sauerstoff auch für Pflanzen überlebenswichtig, denn auch ihre Proteine, Kohlenhydrate, sowie viele weitere Biomoleküle der Pflanzen enthalten Sauerstoffatome. Diese werden v. a. in Form von $\ce{CO2}$ und Wasser $\left( \ce{H2O} \right)$ aufgenommen und in chemischen Reaktionen wie der Fotosynthese zu anderen Stoffen umgewandelt:
Fotosynthese (vereinfacht):
$\begin{array}{ccccccc} \text{Kohlenstoffdioxid} & & \text{Wasser} & & \text{Glucose} & & \text{Sauerstoff} \\[4pt] \ce{6 CO2} & + & \ce{6 H2O} & \longrightarrow & \ce{C6H12O6} & + & \ce{6 O2}\end{array}$
Pflanzen und Tiere ergänzen sich also in dieser Hinsicht ziemlich gut auf der Erde. Und wenn man bedenkt, dass beide zu einem Großteil aus Wasser bestehen und im Wassermolekül $\left( \ce{H2O} \right)$ das gebundene Sauerstoffatom einen Großteil der Masse ausmacht, kann man sogar sagen, dass Sauerstoff das wichtigste Element (fast) aller Lebewesen auf der Erde ist.
Flüssiger Sauerstoff
Bei einer Temperatur von $\pu{ -219 °C}$ (oder niedriger) wird Sauerstoff flüssig (unter Normaldruck). In dieser Form kann reiner Sauerstoff leichter und sicherer transportiert werden und beispielsweise für medizinische Zwecke aufbewahrt und genutzt werden.
In reiner Form ist Sauerstoff wesentlich reaktiver als Luftsauerstoff, der mit einem Volumenanteil von rund $21\,\%$ ja nur in verdünnter Form vorliegt.
Flüssiger Sauerstoff hat einen schwach blauen Farbton und wird für die meisten medizinischen Anwendungen wieder zu Gas umgewandelt und in der Regel mit anderen Gasen verdünnt. In reiner, flüssiger Form (als liquid oxygen, LOX) kommt er als starkes Oxidationsmittel vor allem in Treibstoffen für Raketen zum Einsatz.
Sauerstoff im Periodensystem
Sauerstoff hat im Periodensystem der Elemente die Ordnungszahl $8$. Es steht dort in der VI. Hauptgruppe, der Sauerstoff-Gruppe, und in der 2. Periode (über Schwefel). Damit zählt es zu den Nichtmetallen und, noch genauer, zu den Chalkogenen.
Als Element der VI. Hauptgruppe hat Sauerstoff sechs Valenzelektronen. In Verbindungen mit anderen Elementen nimmt Sauerstoff meistens zwei Elektronen auf und hat damit die Oxidationszahl $\text{-II}$. In Peroxiden tritt Sauerstoff mit der Oxidationszahl $\text{-I}$ auf. In sehr speziellen Sauerstoff‑Fluor‑Verbindungen kann es auch die Oxidationszahlen $\text{+I}$ und $\text{+II}$ annehmen.
Sauerstoff – Vorkommen
Sauerstoff ist mit einem Massenanteil von rund $50\,\%$ das mit Abstand am häufigsten vorkommende Element in der Erdkruste. Allerdings liegt hier der Sauerstoff chemisch gebunden vor, also in Form von verschiedenen Oxiden oder als Wasser. Gesteine und Minerale setzen sich aus verschiedenen Metalloxiden (und Salzen) zusammen, Sand besteht größtenteils aus Siliciumdioxid $\left( \ce{SiO2} \right)$. Die Landmassen enthalten also Sauerstoffatome in gebundener Form, zumeist als Oxide des Siliciums und der Metalle. In den Ozeanen, Flüssen, Binnenseen und Eisflächen sind gebundene Sauerstoffatome in Wasser $\left( \ce{H2O} \right)$ enthalten.
Elementarer Sauerstoff kommt als Gas in der Erdatmosphäre mit einem Volumenanteil von rund $21\,\%$ vor. Der größte Teil davon ist zweiatomiger Sauerstoff $\left( \ce{O2} \right)$. In sehr geringen Mengen ist aber auch das dreiatomige Ozon $\left( \ce{O3} \right)$ vorhanden. In Form von winzigen Gasbläschen ist elementarer Sauerstoff $\left( \ce{O2} \right)$ auch in Meer- und Flusswasser gelöst. Das ist der Sauerstoff, den die Fische über ihre Kiemen atmen.
Auch wenn man den gesamten Weltraum betrachtet, ist Sauerstoff eines der am häufigsten vorkommenden Elemente. Nach den Elementen Wasserstoff und Helium (aus denen die Sonne und alle anderen Sterne bestehen) haben Sauerstoffatome beispielsweise in unserem Sonnensystem immerhin noch einen Massenanteil von etwa $0{,}8\,\%$.
Entdeckung von Sauerstoff
Obwohl Sauerstoff ein so wichtiges Element ist und viele Sauerstoffverbindungen (wie Wasser und verschiedene Metalloxide) natürlich schon seit Urzeiten bekannt sind, wurde reiner Sauerstoff erst im 18. Jahrhundert als zweifelsfrei eigenständiges Element entdeckt und beschrieben.
Im 18. Jahrhundert gab es gleich drei berühmte Chemiker, die den Sauerstoff entdeckt haben:
Carl Wilhelm Scheele und Joseph Priestley haben elementaren Sauerstoff bereits in den Jahren 1771 und 1772 im Labor hergestellt.
Antoine Lavoisier gab dem Element im Jahr 1779 den Namen Sauerstoff, denn er glaubte, dass dieser in allen Säuren enthalten ist.
Sauerstoff – chemischer Nachweis
Sauerstoffgas kann mithilfe der Glimmspanprobe nachgewiesen werden. Dazu wird ein dünnes Holzstäbchen, der Glimmspan, an einem Ende entzündet und gewartet, bis er nur noch leicht glimmt. Dann wird der Glimmspan vorsichtig an die vermutete Sauerstoffquelle gehalten. Verstärkt sich das Glimmen oder entzündet er sich gar von neuem, ist Sauerstoff vorhanden (denn dieser hat eine brandfördernde Wirkung). Geschieht nichts oder erlischt der Glimmspan sogar vollständig, muss es sich um ein anderes Gas handeln oder um ein Gasgemisch mit vergleichsweise geringer Sauerstoffkonzentration (z. B. Raumluft). Die Abbildung zeigt den Ablauf einer positiv verlaufenden Glimmspanprobe.

Der Glimmspan brennt stärker nach dem Eintauchen in das Reagenzglas (rechts). Im Reagenzglas ist offenbar elementarer Sauerstoff $\left( \ce{O2} \right)$ vorhanden.
Sauerstoff – Herstellung
Elementarer Sauerstoff wird industriell aus flüssiger Luft nach dem Linde-Verfahren gewonnen. Dabei wird Luft zunächst bei niedriger Temperatur und hohem Druck verflüssigt. Anschließend können die verschiedenen Bestandteile der Luft aufgrund ihrer unterschiedlichen Siedepunkte durch fraktionierte Destillation voneinander getrennt werden.
Im Labor können kleinere Mengen von Sauerstoff durch das Erhitzen bestimmter Salze oder Metalloxide hergestellt werden:
Beim Erhitzen von Kaliumpermanganat $\left( \ce{KMnO4} \right)$ entsteht Braunstein $\left( \ce{MnO2} \right)$, Kaliummanganat $\left( \ce{K2MnO4} \right)$ und Sauerstoff:
$\ce{2 KMnO4 ->[{erhitzen}] MnO2 + K2MnO4 + O2}$
Beim Erhitzen von Quecksilberoxid $\left( \ce{HgO} \right)$ entsteht elementares Quecksilber $\left( \ce{Hg} \right)$ und Sauerstoff:
$\ce{2 HgO ->[{erhitzen}] 2 Hg + O2}$
Beim Erhitzen von Bariumperoxid $\left( \ce{BaO2} \right)$ entsteht Bariumoxid $\left( \ce{BaO} \right)$ und Sauerstoff:
$\ce{2 BaO2 ->[{erhitzen}] 2 BaO + O2}$
Beim Erhitzen von Kaliumchlorat $\left( \ce{KClO3} \right)$ entsteht Kaliumchlorid $\left( \ce{KCl} \right)$ und Sauerstoff:
$\ce{2 KClO3 ->[{erhitzen}] 2 KCl + 3 O2}$
Man kann zur Gewinnung von Sauerstoff im Labor auch Chlorkalk $\left( \ce{CaCl(ClO)} \right)$ mit Wasserstoffperoxid $\left( \ce{H2O2} \right)$ reagieren lassen:
$\ce{CaCl(ClO) + H2O2 -> CaCl2 + H2O + O2}$
Den Prozess, bei dem ein Ausgangsstoff durch bloßes Erhitzen zersetzt wird, nennt man Thermolyse (thermische Zersetzung).
Daneben kann elementarer Sauerstoff auch über die Elektrolyse von Wasser, also die elektrochemische Zersetzung von Wasser, freigesetzt werden:
$\ce{2 H2O -> 2 H2 + O2}$
Hierbei entsteht neben Sauerstoff auch elementarer Wasserstoff $\left( \ce{H2} \right)$.
Lass uns das Aufstellen der Reaktionsgleichungen nun noch einmal üben:
Was passiert, wenn Quecksilberoxid $\left( \ce{HgO} \right)$ erhitzt wird?
Es entsteht elementarer Sauerstoff und elementares Quecksilber:
$\ce{2 HgO ->[{erhitzen}] 2 Hg + O2}$
Da elementarer Sauerstoff zweiatomige Moleküle bildet $\left( \ce{O2} \right)$, müssen es zwei $\ce{HgO}$-Teilchen sein, die zu zwei $\ce{Hg}$-Atomen und einem $\ce{O2}$-Molekül reagieren, damit die Anzahl der verschiedenen Atome links und rechts ausgeglichen ist.
Was passiert, wenn Kaliumchlorat $\left( \ce{KClO3} \right)$ erhitzt wird?
Es entsteht elementarer Sauerstoff und das Salz Kaliumchlorid $\left( \ce{KCl} \right)$:
$\ce{2 KClO3 ->[{erhitzen}] 2 KCl + 3 O2}$
Wieder entsteht zweiatomiger Sauerstoff $\left( \ce{O2} \right)$. Da aber im Kaliumchlorat $\left( \ce{KClO3} \right)$ drei Sauerstoffatome gebunden sind, müssen die Ausgleichsfaktoren $2$ und $3$ vor $\ce{KClO3}$ und $\ce{O2}$ gesetzt werden, damit die Anzahl der Sauerstoffatome links und rechts ausgeglichen ist. Außerdem müssen zwei $\ce{KCl}$-Teilchen entstehen, damit auch die Anzahl der Kalium- und Chloratome ausgeglichen ist.
Beachte: Wir haben in beiden Aufgaben von einzelnen Teilchen gesprochen, obwohl die auftretenden Metalloxide und Salze in Wirklichkeit komplexe Gitter aus vielen gebundenen Atomen bilden.
Für das Ausgleichen der Reaktionsgleichungen macht das aber keinen Unterschied, da lediglich das Verhältnis der Teilchenzahlen (bzw. der Stoffmengen) zueinander entscheidend ist.
Reaktionen mit Sauerstoff
Die wichtigsten Reaktionen des Oxidationsmittels Sauerstoff sind Oxidationen. Dabei reagiert ein anderer Stoff mit Sauerstoff und es bildet sich ein Oxid.
Oxidationen
Oft wird eine Oxidation auch Verbrennung oder Verbrennungsreaktion genannt, denn Oxidationen sind in der Regel exotherm, d. h. es wird Energie in Form von Wärme und oft auch Licht freigesetzt. Feuer bzw. Flammen sind nichts anderes als Lichterscheinungen verbrennender Gase. So ist das zum Beispiel bei der Verbrennung von Brennstoffen, die hauptsächlich aus Kohlenstoff bzw. Kohlenwasserstoffen zusammengesetzt sind, wie Holz, Kohle, Erdöl und Erdgas.
Die Korrosion von unedlen Metallen ist ebenfalls eine Oxidation, z. B. das Rosten von Eisen durch den Sauerstoff in der Luft. Hier gibt es allerdings keine Lichterscheinungen, obwohl die Reaktion ebenfalls exotherm ist und Wärme freigesetzt wird. In diesem Fall spricht man auch von einer stillen Verbrennung.
Die Zellatmung, bei der Sauerstoff in unseren Zellen zu Kohlenstoffdioxid oxidiert, ist (vereinfacht gesehen) ebenso eine stille Verbrennung. Da hierbei ebenfalls Energie freigesetzt wird, spricht man in der Lebensmittelchemie (ähnlich wie im Energiesektor) auch vom Brennwert eines (Nähr-)Stoffes, welcher üblicherweise in Kilokalorien $\left( \text{kcal} \right)$ oder Kilojoule $\left( \text{kJ} \right)$ pro $100\,\text{g}$ angegeben wird.
Nun aber zu einigen konkreten Reaktionen:
-
Oxidation von Wasserstoff:
Mit wenig zugeführter Aktivierungsenergie (ein kleiner Funke reicht) verbrennt Wasserstoff explosionsartig durch die Reaktion mit Sauerstoff zu Wasserstoffoxid $\left( \ce{H2O} \right)$, besser bekannt als Wasser:
$\ce{2 H2 + O2 -> 2 H2O}$
Auch andere Nichtmetalle wie Kohlenstoff, Schwefel oder Phosphor lassen sich durch Sauerstoff oxidieren, ebenso wie Stickstoff (unter bestimmten Bedingungen). Sauerstoff reagiert jedoch unter normalen Umständen nicht mit den Halogenen Chlor, Brom und Iod und auch nicht mit den Edelgasen.
Oxidation von Alkalimetallen:
Sauerstoff reagiert mit den Alkalimetallen Lithium $\left( \ce{Li} \right)$, Natrium $\left( \ce{Na} \right)$, Kalium $\left( \ce{K} \right)$, Rubidium $\left( \ce{Rb} \right)$ und Cäsium $\left( \ce{Cs} \right)$ unter Bildung der entsprechenden Alkalimetalloxide. Diese Reaktionen laufen teilweise sehr heftig und bereits an der Raumluft ohne die Zuführung von Wärme ab. Als Beispiel folgt die Reaktionsgleichung für eine solche Verbrennung von Natrium zu Natriumoxid $\left( \ce{Na2O} \right)$:
$\ce{4 Na + O2 -> 2 Na2O}$
Auch die Bildung von Natriumperoxid $\left( \ce{Na2O2} \right)$ ist möglich:
$\ce{2 Na + O2 -> Na2O2}$
Beachte, dass im Peroxid der Sauerstoff die Oxidationszahl $\text{-I}$ hat.
Oxidation von Erdalkalimetallen:
Die Erdalkalimetalle Beryllium $\left( \ce{Be} \right)$, Magnesium $\left( \ce{Mg} \right)$, Calcium $\left( \ce{Ca} \right)$, Strontium $\left( \ce{Sr} \right)$ und Barium $\left( \ce{Ba} \right)$ oxidieren ebenfalls relativ leicht mit Sauerstoff zu entsprechenden Oxiden. Als Beispiel folgt die Reaktionsgleichung einer solchen Verbrennung von Magnesium zu Magnesiumoxid:
$\ce{2 Mg + O2 -> 2 MgO}$
Bei dieser Reaktion ist oft eine Flamme mit einem sehr hellen, weißen Licht zu beobachten.
Auch die meisten Metalle der Nebengruppen reagieren mit Sauerstoff zu entsprechenden Oxiden. Sauerstoff reagiert unter normalen Umständen jedoch nicht mit dem Edelmetall Gold $\left( \ce{Au} \right)$.
-
Oxidation von organischen Verbindungen:
Sauerstoff reagiert auch mit organischen Verbindungen. Kohlenwasserstoffe reagieren bei der vollständigen Verbrennung mit Sauerstoff zu Kohlenstoffdioxid $\left( \ce{CO2} \right)$ und Wasser. Als Beispiel folgt die vollständige Verbrennung von Methan $\left( \ce{CH4} \right)$, dem einfachsten Kohlenwasserstoff:
$\ce{CH4 + 2 O2 -> 2 H2O + CO2}$
Methan ist unter Normalbedingungen gasförmig und der Hauptbestandteil von Erdgas. Schon ein kleiner Funke kann das Gas entzünden, auch wenn die Reaktion dabei in der Regel nicht so explosiv verläuft wie beispielsweise bei reinem Wasserstoff.
Neben den gezeigten anorganischen Oxiden (auch $\ce{CO2}$ zählt als anorganische Verbindung) sind auch einige der bekanntesten Säuren und Basen anorganische Sauerstoffverbindungen:
- sogenannte Sauerstoffsäuren wie Salpetersäure $\left( \ce{HNO3} \right)$, Schwefelsäure $\left( \ce{H2SO4} \right)$, Phosphorsäure $\left( \ce{H3PO4} \right)$, Kohlensäure $\left( \ce{H2CO3} \right)$ und Chlorsäure $\left( \ce{HClO3} \right)$
(und natürlich alle Salze, die mit den jeweiligen Säureresten gebildet werden können)
- sogenannte Hydroxide wie Natriumhydroxid $\left( \ce{NaOH} \right)$, Kaliumhydroxid $\left( \ce{KOH} \right)$, Calciumhydroxid $\left( \ce{Ca(OH)2} \right)$ und Magnesiumhydroxid $\left( \ce{Mg(OH)2} \right)$
Die Bildung solcher Säuren und Basen erfolgt oft durch die Reaktion eines Oxids oder eines Salzes mit Wasser. Dabei ändert der Sauerstoff selbst seine Oxidationsstufe $\left( \text{-II} \right)$ im Endeffekt nicht mehr.
Reaktionen mit organischen Verbindungen
Nicht jede Reaktion, bei der Sauerstoff beteiligt ist, ist automatisch eine Oxidation. Vor allem in der organischen Chemie gibt es viele weitere Reaktionstypen, bei denen Sauerstoff eine Rolle spielt. Das erkennt man schon daran, dass viele Stoffklassen bzw. deren funktionelle Gruppen ein oder mehrere Sauerstoffatome enthalten. Beispiele sind:
- Alkohole und Phenole $\left( \ce{-OH} \right)$,
- Aldehyde $\left( \ce{-CHO} \right)$,
- Ketone $\left( \ce{-C=O} \right)$,
- Carbonsäuren $\left( \ce{-COOH} \right)$,
- Carbonsäureamide $\left( \ce{-(C=O)-N-} \right)$,
- Ether $\left( \ce{-O-} \right)$,
- Ester $\left( \ce{-(C=O)-O-} \right)$
und einige mehr. Grundsätzlich lassen sich Sauerstoffverbindungen also in organische und anorganische Verbindungen unterscheiden.
Sauerstoff – Verwendung
Die wichtigste Anwendung des Sauerstoffs ist natürlich seine Funktion als Bestandteil der Luft, also des Atemgases für uns Menschen sowie für Tiere und Pilze. In manchen Situationen ist es darüber hinaus notwendig, das Atemgas bzw. dessen Aufnahme technisch sicherzustellen:
- In der Medizin verwendet man Sauerstoff (in Flaschen) für die Beatmung von Notfallpatienten, Frühgeborenen oder chronisch Lungenkranken.
- Im Flugzeug befinden sich über den Sitzen Sauerstoffmasken für den Notfall.

- Auch Extrembergsteiger nutzen Sauerstoffmasken und -flaschen, denn die Höhenluft enthält deutlich weniger Sauerstoff als die Luft in der Nähe des Erdbodens.
- Taucherinnen und Taucher nutzen Sauerstoff, um unter Wasser atmen zu können.
In all diesen Fällen ist zu beachten, dass es sich immer um ein Gasgemisch handelt, das eingeatmet wird. Denn reiner Sauerstoff wäre für den Menschen gefährlich. In hohen Konzentrationen ist Sauerstoff besonders reaktiv und wirkt stark oxidierend. Das führt zu Reizungen der Atemwege und kann durch vermehrte Bildung von Sauerstoffradikalen im Blut auch andere Zellen und Organe schwer schädigen.
Die hohe Reaktivität von reinem Sauerstoff ist aber wiederum in anderen Anwendungen von Nutzen:
- In der Technik verwendet man Sauerstoff beim Schweißen, für die Kupferraffination und die Herstellung von Eisen und Stahl.
- Als starkes Oxidationsmittel kommt Sauerstoff auch bei vielen anderen chemischen Reaktionen zum Einsatz, zum Beispiel bei der Herstellung von Salpetersäure $\left( \ce{HNO3} \right)$ aus Ammoniak $\left( \ce{NH3} \right)$ (dem sogenannten Ostwald-Verfahren) oder auch der Herstellung von Schwefelsäure $\left( \ce{H2SO4} \right)$.
- Flüssiger Sauerstoff (liquid oxygen, LOX) wird als Oxidationsmittel in Raketenantrieben genutzt.
Viele Metalle können durch Sauerstoff oxidiert werden. In reiner Sauerstoffatmosphäre läuft eine solche Oxidation deutlich schneller ab, teilweise sogar schon bei Raumtemperatur.
Unter geeigneten Bedingungen ist ein regelrechtes Verbrennen eines Metalls wie Eisen zu beobachten, welches an normaler Raumluft nur langsam korrodieren würde.
Ausblick - das lernst du nach Sauerstoff (Expertenwissen)
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Zusammenfassung des Sauerstoffs
- Sauerstoff ist das Element mit der Ordnungszahl $8$ und unter Normalbedingungen ein farbloses, geruchloses Gas, das aus zweiatomigen Molekülen $\left( \ce{O2} \right)$ besteht.
- Als Bestandteil der Luft mit einem Volumenanteil von rund $21\,\%$ ist Sauerstoff eines der wichtigsten Elemente überhaupt. Für Menschen, Tiere und Pilze, die Zellatmung betreiben, aber auch für Pflanzen ist Sauerstoff ein Grundbaustein des Lebens, der zur Bildung vieler Naturstoffe (z. B. Proteine, Kohlenhydrate und Fette) benötigt wird.
- In gebundener Form ist Sauerstoff das am häufigsten vorkommende Element in der Erdkruste. In Wasser $\left( \ce{H2O} \right)$, aber auch in Sand, Gestein und Mineralen kommt es vor – oft in Form von Metalloxiden.
- Sauerstoff ist sehr reaktiv und ein starkes Oxidationsmittel. Viele Nichtmetalle und einige Metalle verbennen, wenn sie durch Sauerstoff oxidiert werden. Andere Metalle korrodieren langsam – das nennt man auch stille Verbrennung.
- Sauerstoff ist das Element mit der zweithöchsten Elektronegativität. Ein Sauerstoffatom hat sechs Außenelektronen und ist in der Regel zweibindig. Es nimmt in Verbindungen meist die Oxidationsstufe $\text{-II}$ an.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Sauerstoff
Sauerstoff ist ein chemisches Element. Im Periodensystem der Elemente hat es das Elementsymbol $\ce{O}$ und die Ordnungszahl $8$. Unter Normalbedingungen ist elementarer Sauerstoff ein farb- und geruchloses Gas, das aus zweiatomigen Molekülen $\left( \ce{O2} \right)$ zusammengesetzt ist.
Sauerstoff ist ein Teil vieler wichtiger Moleküle und Verbindungen, einschließlich Wasser und vieler anorganischer und organischer Verbindungen. Für den Großteil des Lebens auf der Erde ist Sauerstoff unerlässlich. Sauerstoff spielt eine zentrale Rolle in Atmungsprozessen von Tieren und auch bei der Fotosynthese von Pflanzen. Selbst Lebewesen, die nicht auf das Vorhandensein von elementarem Sauerstoff angewiesen sind, benötigen Sauerstoff in gebundener Form, um Naturstoffe wie Proteine und Kohlenhydrate zu bilden.
Wie viel Sauerstoff ist in der Luft?
In der Erdatmosphäre beträgt der Anteil von Sauerstoff etwa $21$ Prozent (bezogen auf das Volumen). Der Rest der Luft besteht hauptsächlich aus Stickstoff (etwa $78$ Prozent) und kleinen Mengen anderer Gase (wie Kohlenstoffdioxid und verschiedene Edelgase).
Der Sauerstoffgehalt der Luft ist entscheidend für Tiere und Menschen, deren Atmung daran angepasst ist.
Wie wird Sauerstoff hergestellt?
Reiner Sauerstoff wird industriell hauptsächlich durch die fraktionierte Destillation flüssiger Luft hergestellt (Linde-Verfahren). In diesem Prozess wird Luft abgekühlt und unter Druck verflüssigt und dann langsam wieder erwärmt, wobei die verschiedenen Bestandteile der Luft bei unterschiedlichen Temperaturen verdampfen.
Daneben kann Sauerstoff auch durch die Elektrolyse von Wasser und (in kleinerem Maßstab) durch verschiedene chemische Reaktionen (in der Regel Redoxreaktionen) gewonnen werden.
Wie viele Elektronen hat Sauerstoff?
Ein Sauerstoffatom hat insgesamt acht Elektronen. Zwei Elektronen befinden sich im innersten Elektronenorbital (der $\text{K}$-Schale) und sechs Elektronen im nächsten Orbital (der $\text{L}$-Schale). Ein Sauerstoffatom hat also sechs Außenelektronen.
Diese Elektronenkonfiguration ist entscheidend für die chemischen Eigenschaften von Sauerstoff, einschließlich der Fähigkeit, Verbindungen mit anderen Elementen einzugehen. Dabei sind Sauerstoffatome in der Regel zweibindig.
Warum heißt Sauerstoff O2?
Sauerstoff wird als O2 (genauer: $\ce{O2}$) bezeichnet, weil der Stoff als zweiatomiges Molekül in der Natur vorkommt. Dabei gehen je zwei Sauerstoffatome eine Atombindung (kovalente Bindung) ein.
Die zweiatomige Form ist chemisch stabiler als einzelne Sauerstoffatome, die auch Sauerstoffradikale genannt werden und sehr reaktiv sind. Daneben gibt es auch dreiatomigen Sauerstoff $\left( \ce{O3} \right)$, das sogenannte Ozon.
Warum ist reiner Sauerstoff giftig?
Im Gegensatz zum Sauerstoff in der Luft kann reiner oder hoch konzentrierter Sauerstoff zu einer Überreaktion des Körpers führen, die Atemwege reizen und sogar Zell- und Organschäden verursachen, insbesondere in der Lunge. Wird über längere Zeit reiner Sauerstoff eingeatmet, kann dies also zu schweren gesundheitlichen Schäden führen. In diesem Sinne könnte man reinen Sauerstoff also durchaus als giftig bezeichnen.
Hinsichtlich der sicherheitstechnischen Einordnung von Gefahrstoffen ist Sauerstoff allerdings nicht als giftig, sondern als stark oxidierend und brandfördernd zu bezeichnen. Genau genommen besteht das Problem in der hohen Reaktivität der Sauerstoffradikale (als Oxidationsmittel), die sich bei erhöhten Konzentrationen zunehmend bilden. Durch diese reaktiven Sauerstoffspezies können viele Stoffe angegriffen und geschädigt werden – eben auch Zellen und Gewebe.
Für was braucht der Mensch Sauerstoff?
Der Mensch benötigt Sauerstoff für die Zellatmung, einen biochemischen Prozess, bei dem Energie aus Nahrung freigesetzt wird. Sauerstoff wird in den Mitochondrien der Zellen verwendet, um Nährstoffe wie den Einfachzucker Glucose abzubauen und dabei Energie in Form von ATP zu produzieren. Diese Energie wird für alle lebenswichtigen Funktionen des Körpers benötigt, wie Bewegung, Denken und Wachstum.
Ohne Sauerstoff können Zellen nicht arbeiten und nicht überleben. Sauerstoffarmut führt demnach ziemlich schnell zum Tod.
Neben dem elementaren Sauerstoff, der über die Atemluft aufgenommen wird, sind Sauerstoffatome allerdings auch in gebundener Form enorm wichtig. Viele wichtige organische Stoffe, die im Körper gebildet oder umgewandelt werden, enthalten Sauerstoffatome in ihren Molekülen – zum Beispiel Proteine, Kohlenhydrate und Fette, die im Körper viele verschiedene Funktionen übernehmen können.
Welche Pflanzen produzieren am meisten Sauerstoff?
Pflanzen, die viel Sauerstoff produzieren, sind in der Regel solche, die schnell wachsen und eine große Blattoberfläche haben. Dazu gehören viele Arten von Bäumen wie Eukalyptus, Pappeln und Ahorn. Unter den Zimmerpflanzen sind jene interessant, die auch nachts Fotosynthese betreiben und damit Sauerstoff produzieren, zum Beispiel die Topfpflanze Aloe Vera.
Global gesehen sind auch Algen (insbesondere Phytoplankton in den Ozeanen) bedeutende Sauerstoffproduzenten. Sie tragen wesentlich zur Sauerstoffversorgung der Erde bei, insbesondere in aquatischen Ökosystemen, also in Gewässern.
Das Auftreten von Cyanobakterien, die in den Ozeanien Fotosynthese betreiben, stand am Beginn der Entwicklung des heutigen Lebens auf der Erde. Durch sie musste erst elementarer Sauerstoff in ausreichend hoher Konzentration gebildet werden, bevor sich sogenanntes höheres Leben entwickeln konnte.