Die Gründerzeit war eine Ära wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland nach dem Deutsch-Französischen Krieg. Der Wirtschaftsboom nach den Reparationszahlungen ermöglichte einen starken Wachstumsschub in Industrie und Handel. Erfahren Sie mehr über die Auswirkungen dieser bedeutenden Epoche! Interessiert? Dies und vieles mehr finden Sie im folgenden Text.
In der Geschichte ist die Gründerzeit eng verbunden mit dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71. Doch wie kam es zur Gründerzeit und von wann bis wann war die Gründerzeit?
Der historische Hintergrund der Gründerzeit liegt im Ende des Deutsch-Französischen Kriegs. Nach dem Sieg Deutschlands musste Frankreich hohe Reparationszahlungen leisten. Das war eine Entschädigung oder Wiedergutmachung in Form von Geld, das der Verlierer nach einem Krieg an den Sieger zahlen musste. Dieser Geldsegen bescherte Deutschland einen regelrechten Wirtschaftsboom. Die Zeit des enormen Aufschwungs nennt man Gründerzeit. Sie begann somit mit dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs 1871 und bezeichnet die ersten Jahre der Kaiserzeit unter Wilhelm I.
Die deutsche Wirtschaft in der Gründerzeit
Die Gründerzeit war von großer Bedeutung für die deutsche Wirtschaft. Ein Hauptmerkmal der Gründerzeit war der starke Aufschwung in Industrie, Handwerk und Handel. Mit den Reparationszahlungen war es möglich, riesige Fabriken zu bauen und große Mengen an Rohstoffen zu fördern, wodurch immer mehr und immer schneller produziert werden konnte.
Die Industrie schritt schnell voran und das Bürgertum gewann in der Gründerzeit deutlich an Bedeutung. Zuvor war wirtschaftlicher Aufschwung und Besitz vor allem Grundbesitzern oder Adligen vorbehalten. Mit der Gründerzeit änderte sich dies und Wohlstand wurde nun auch für das Bürgertum erreichbar. Die strikten Klassenbeschränkungen weichten auf und das Bürgertum nutzte seine Chance zu wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Aufstieg.
Der starke Anstieg des verarbeitenden Gewerbes machte Deutschland vom Agrarland zum Industrieland. Heute ist die Industrie bzw. das verarbeitende Gewerbe der wichtigste Wirtschaftszweig Deutschlands.
Was stellten die Großunternehmen der Gründerzeit damals her?
Auch der Eisenbahnbau kurbelte die Wirtschaft an. Erst durch die Eisenbahn war Massenproduktion und die Verteilung der Güter möglich geworden.
Die Nachfrage nach Kohle und Eisen stieg, da vermehrt dampfbetriebene Maschinen in der Industrie eingesetzt wurden.
In der Gründerzeit wurde auch der Flottenbau (also der Bau von Schiffen) immer wichtiger, insbesondere für die Kriegsmarine. Die modernen Kriegsschiffe übertrafen sich in Schnelligkeit, Ausstattung und Feuerkraft. Alle großen Nationen strebten eine Zukunft auf dem Wasser an und auch die meisten Deutschen zeigten damals große Begeisterung für den verstärkten Flottenbau und die Marine.
Die Vorteile der Gründerzeit liegen auf der Hand. Der Wirtschaftsaufschwung bescherte vor allem dem Bürgertum, also den Händlern, Handwerkern und Unternehmern, viele Vorteile und verbesserte Lebensbedingungen. Insbesondere die Schwerindustrie, also die Eisen verarbeitende Industrie, der Kohlebergbau sowie der Maschinenbau erlebten einen starken Wachstumsschub.
Das Unternehmen Krupp, das wir heute noch unter dem Namen Thyssenkrupp kennen, geht als klarer Gewinner der Gründerzeit hervor. Das Familienunternehmen hatte Teile für Eisenbahnräder, sogenannte Radreifen, entwickelt und wurde damit sehr reich. Später entwarf das Unternehmen, das sich auf Eisen und Stahl spezialisiert hatte, Geschütze und wurde zum wichtigsten Rüstungsproduzenten Europas.
Die Vorteile der Gründerzeit lagen also vor allem in den wirtschaftlichen Erfolgen der Unternehmen. Im Verlauf der Industrialisierung zeigten sich aber auch deutliche Nachteile, die insbesondere das Arbeitermilieu betrafen.
Immer mehr Arbeiterfamilien zogen vom Land in die Stadt, da die Arbeit zunehmend dort zu finden war. Dadurch wurde der Wohnraum in den Städten knapp und aufgrund der hohen Nachfrage stiegen die Preise der Mieten ins Unermessliche. Das hatte zur Folge, dass sich viele Menschen Wohnraum teilten und auf engem Raum zusammenleben mussten. Warmes Wasser und Abwasserleitungen fehlten meistens ebenso wie eine Heizung. In kleinen Räumen wurde gleichzeitig gekocht, gearbeitet und geschlafen. Die Arbeiterinnen und Arbeiter, die unter diesen Umständen leben mussten, um ihrer Arbeit nachkommen zu können, hatten durch die Gründerzeit somit echte Nachteile.
Die Gründerzeit – eine Stilepoche?
Was hat der Wirtschaftsaufschwung mit Kunst zu tun? Ganz einfach: Die Gründerzeit ist auch eine Stilbezeichnung und gehört zu dem Kunststil Historismus. Unter Historismus versteht man in der Kunst mehrere aufeinanderfolgende Neostile, also neu aufgegriffene Kunststile der Vergangenheit. So wird die Gründerzeit als Stilepoche auch als Neorenaissance bezeichnet. Sie bringt also, wie die anderen Stile des Historismus, keine eigenen Kunstformen hervor, sondern greift auf Stilmerkmale vergangener Epochen, wie in diesem Fall der Renaissance, zurück. In der Gründerzeit war so die industrielle Herstellung von reich verzierten Möbelstücken in hoher Stückzahl möglich.
Die Stilepoche Gründerzeit fällt in den Zeitraum von ca. 1880 bis 1900 und überschneidet sich somit zeitlich mit der Kunstrichtung Jugendstil. Aber wo liegt der Unterschied zwischen Gründerzeit und Jugendstil? Das erfährst du in der folgenden Tabelle:
Gründerzeit
Jugendstil
Zeitraum
ca. 1880–1900
1890–1914
Merkmale
Merkmale der Antike wie Säulen, Kapitelle und Rundbogen
florale Elemente wie Blüten, Pflanzen und Ranken, geschwungene Linien, filigrane Formen ohne Symmetrie
Einsatz
Gebäude, Möbel etc.
Verzierungen, Fenster, Geländer etc.
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Die Gründerzeit ist eng verbunden mit der Jahreszahl 1870/71. Deutschland ging als Sieger aus dem deutsch-französischen Krieg hervor und bekam von Frankreich Geld, sogenannte Reparationszahlungen. Sie bewirkten einen regelrechten Wirtschaftsboom: die Gründerzeit in Deutschland. Riesige Fabriken entstanden, die immer mehr und immer schneller produzierten. Die Industrialisierung schritt voran, und das Bürgertum gewann an Bedeutung. Auch der Eisenbahnbau kurbelte die Wirtschaft an. Nun waren Massenproduktion und die Verteilung der Güter möglich. Zudem stieg die Nachfrage nach Kohle und Stahl. In der Gründerzeit wurde auch der Flottenbau immer wichtiger, besonders für die Kriegsmarine. Die modernen Kriegsschiffe übertrafen sich in Schnelligkeit, Panzerung und Feuerkraft. Alle großen Nationen strebten eine Zukunft auf dem Wasser an. Auch die meisten Deutschen zeigten damals große Begeisterung für den verstärkten Flottenbau und die Marine.
Im Verlauf der Industrialisierung wurde der Wohnraum knapp. Immer mehr Familien zogen der Arbeit wegen vom Land in die Stadt. Aufgrund der starken Nachfrage stiegen die Preise sozusagen ins Unermessliche. Die Folge: Viele Menschen mussten sich die Miete und damit den Wohnraum teilen. Sie lebten auf engstem Raum zusammen. Es gab weder Wasser noch Abwasserleitungen und nur selten eine Heizung. In einem Raum wurde gleichzeitig gekocht, gearbeitet und gebadet. Doch damit nicht genug. Die Betten wurden teilweise sogar im Schichtbetrieb vermietet. Schlafburschen nannte man die zahlenden Übernachtungsgäste, die sich nicht einmal einen Anteil an einer Wohnung leisten konnten, sondern nur Geld hatten, um für ein paar Stunden ein Bett zu mieten. Das war die Kehrseite der Gründerzeit. Ganz anders lebten die Industriellen, die mit dem wirtschaftlichen Aufschwung reich geworden waren. Hier zum Beispiel die Villa der Familie Krupp. Alfred Krupp hatte Eisenbahnreifen entwickelt und wurde damit reich. Später entwarf er Geschütze und wurde zum größten Rüstungsproduzenten Europas. Industriedynastien wie die Krupps gehören zu den Gewinnern der Gründerzeit.
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