Was ist ein Essay?
Merke:
Ein Essay ist eine kurze Abhandlung zu einer bestimmten wissenschaftlichen, gesellschaftlichen oder kulturellen Fragestellung.
Das Essay hat viele Ähnlichkeiten mit der Erörterung, denn es handelt sich um einen erklärenden oder argumentativen Text. Jedoch wird im Essay eine subjektiv-reflektierende Sichtweise der Verfasserin oder des Verfassers dargestellt.
Der Zweck des Essays ist es nicht, die Leserin oder den Leser vom eigenen Standpunkt zu überzeugen, sondern vielmehr sie oder ihn zum Nachdenken anzuregen. Ein Essay kann auch als Gedankenexperiment angesehen werden.
Dabei gibt es verschiedene Arten von Essays:
- analytische Essays,
- erklärende Essays,
- argumentative Essays und
- vergleichende Essays.
Wusstest du schon?
Das Wort Essay wurde vom französischen Wort essai abgeleitet, was so viel wie ein „Versuch“ oder eine „Probe“ bedeutet. Ursprünglich geht der Begriff jedoch auf das lateinische Wort exigere zurück und bedeutet „prüfen“, „untersuchen“ oder „abwiegen“. Im Deutschen kann man sowohl der Essay also auch das Essay sagen.
Essay schreiben
Ein Essay kann zu jedem beliebigen Thema geschrieben werden. Um einen guten Essay zu formulieren, sollte man die folgenden zehn Schritte nacheinander abarbeiten:
- Ein beliebiges Thema auswählen
-
Informationen zu dem ausgewählten Thema sammeln
- Eine Fragestellung oder eine These formulieren
-
Stichpunkte aufschreiben oder eine Mindmap erstellen
- Argumente, Beispiele, Belege sammeln
- Eine Überschrift formulieren
- Eine Gliederung vornehmen
- Den eigenen Essay verfassen
-
Abschnitte einteilen, um einen übersichtlichen und verständlichen Text zu schaffen
- Den Essay auf Rechtschreibung und Grammatik und logischen Aufbau überprüfen
Besonders der letzte Punkt darf nicht vernachlässigt werden, damit der Essay insgesamt rund ist und einem roten Faden folgt. Achte hierbei besonders darauf, ob die Argumentationsstruktur deines Essays auch verständlich und nachvollziehbar ist.
Kontrovers diskutiert:
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler streiten darüber, ob die strikte Struktur eines Essays (Einleitung, Hauptteil, Schluss) immer sinnvoll ist. Manche Expertinnen und Experten meinen, dass eine feste Struktur Klarheit schafft und das Verständnis erleichtert. Andere argumentieren, dass zu viel Struktur die Kreativität und den individuellen Ausdruck einschränkt. Was denkst du?
Essay – Aufbau
Der Essay ist meist sehr frei formuliert. Bei der Formulierung ist es sinnvoll, sich an den folgenden Aufbau zu halten:
Essay – Einleitung
Die Einleitung bietet für die Leserinnen und Leser den Einstieg in das zu behandelnde Thema. Daher ist es wichtig, dass diese möglichst ansprechend geschrieben ist, damit man auch Lust hat, den ganzen nachfolgenden Essay zu lesen. Mögliche Themen ergeben sich durch aktuelle Ereignisse, wissenschaftliche Problemstellungen und verschiedene Forschungsmeinungen. Auch persönliche Erlebnisse können der Ausgangspunkt für einen Essay sein.
Merke:
In der Einleitung eines Essays solltest du …
- die Neugier und das Interesse der Leserin oder des Lesers wecken.
- eine interessante Frage aufwerfen, ein Zitat nennen oder einen aktuellen Bezug herstellen.
- eine Problemstellung aufzeigen oder eine These aufstellen.
Typische Formulierungen in der Einleitung sind:
- Der vorliegende Essay beschäftigt sich mit …
- Die Frage ist von zentraler Bedeutung, weil …
- In diesem Essay soll sich mit der Frage auseinandergesetzt werden, ob …
- Zunächst einmal …
Essay – Hauptteil
Der Hauptteil beschäftigt sich mit der in der Einleitung aufgeworfenen Fragestellung oder These und versucht, diese mit aussagekräftigen Argumenten zu bestätigen oder zu widerlegen. Die Argumentation sollte dabei nicht einseitig, sondern aus verschiedenen Blickwinkeln stattfinden. Auch deine eigene Meinung darf hier einfließen, sollte aber immer nachvollziehbar begründet werden.
Merke:
Im Hauptteil eines Essays solltest du …
- deine subjektive Meinung darstellen.
- eine nachvollziehbare Argumentation (dafür und dagegen) schreiben.
- Argumente mit Beispielen und Belegen untermauern.
Typische Formulierungen im Hauptteil sind:
- Ausgehend von der Fragestellung …
- Auf der einen Seite ..., auf der anderen Seite ...
- Dem steht gegenüber, dass …
- An dieser Stelle muss man besonders betonen, dass …
- Allerdings sollte man berücksichtigen, dass …
- Darüber hinaus …
- Zudem …
- Ein Beispiel dafür ist …
Schlaue Idee
Die Gliederung deines Essays solltest du durch passende Absätze innerhalb des Texts kenntlich machen. Zwischenüberschriften werden in einem Essay in der Regel nicht verwendet. Bevor du mit dem Schreiben deines Essays beginnst, kannst du deine Gedanken zum Thema in einer Mindmap festhalten. So behältst du beim Schreiben immer den Überblick über das, was du noch in den Text mitnehmen möchtest.
Essay – Schluss
Der Schluss bietet in der Regel eine Zusammenfassung der vorherigen Argumentation, ohne diese noch einmal komplett zu wiederholen. Die anfangs gestellte Frage sollte im Schlussteil unbedingt noch einmal aufgegriffen und reflektiert werden. Dabei darfst du gerne Stellung zum Thema beziehen und deine persönliche Meinung abgeben. Trotzdem sollte diese nicht endgültig formuliert sein, sondern am besten noch etwas Spielraum für die Gedanken der Leserinnen und Leser deines Essays lassen. Idealerweise sollten sie durch deinen Text Lust bekommen haben, sich selbst noch weiter mit der Fragestellung zu beschäftigen.
Merke:
Im Schlussteil eines Essays solltest du …
- die wichtigsten Argumente zusammenfassen.
- die vorliegende Fragestellung erneut aufnehmen.
- ein persönliches Fazit zu der Frage oder der These formulieren.
Typische Formulierungen im Schlussteil sind:
- Um zu der behandelten Fragestellung zurückzukommen …
- Daraus lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass …
- Daraus ergibt sich, dass…
-
Aus diesem Grund …/Daher …
- Schlussfolgernd bin ich der Meinung, dass …
Wusstest du schon?
Einleitung und Schluss sollten zusammen genommen etwa 10 % des gesamten Texts ausmachen. Das heißt, dass sie im Vergleich zum Hauptteil viel kürzer sind. Wenn der Essay also insgesamt fünf Seiten lang ist, beschränkst du dich bei Einleitung und Schluss jeweils etwa auf eine halbe Seite.

Essay – Sprache und Stil
Im Gegensatz zu einem wissenschaftlichen Aufsatz oder einer Sachtextanalyse, die eher sachlich geschrieben werden, kannst du im Essay kreativer sein und diesen unter anderem mit sprachlichen Stilmitteln gestalten.
Folgende Stilmittel kommen dabei häufig zur Anwendung:
- Mit rhetorischen Fragen kannst du die Lesenden gezielt ansprechen und ihr Interesse gewinnen, zum Beispiel durch Fragen wie Ist das denn noch normal?.
-
Euphemismen bieten die Möglichkeit, etwas zu beschönigen. Zum Beispiel wird im politischen Kontext häufig von abdanken statt von ein Amt aufgeben gesprochen.
- Auch Wortspiele oder Sprichwörter, wie beispielsweise Wer rastet, der rostet, können in einem Essay Anwendung finden.
- Zudem werden Metaphern, wie Flüchtlingswelle, häufig gebraucht.
- Mit Hyperbeln kannst du etwas übertrieben darstellen, zum Beispiel Dies wurde schon tausendmal gesagt.
Des Weiteren zeichnet sich ein Essay durch eine anspruchsvolle Sprache aus, bleibt dabei jedoch für die Leserschaft verständlich. Oft sind Essays auch Konjunktiv I oder im Konjunktiv II verfasst. Wenn man einen Essay schreiben möchte, kann man außerdem Zitate zum Belegen der Argumente verwenden. Ein überzeugender Essay sollte außerdem scharf, in seiner Form klar und stilistisch ausgefeilt sein.
Fehleralarm
Auch wenn du in einem Essay deine eigene Meinung zu einem Thema einfließen lassen kannst, solltest du unbedingt darauf achten, die Ich-Form zu vermeiden.
Essay – Beispiel
In der folgenden Tabelle siehst du einige Ideen, um einen eigenen Essay zum Thema Sollte künstliche Intelligenz im Unterricht verwendet werden? zu formulieren.
Einleitung |
Hauptteil |
Schluss |
- Relevanz des Themas: KI wird mehr und mehr eingesetzt. |
- Vorteile und Nachteile von KI im Unterricht |
- Viele Chancen, aber auch Risiken |
- Diskussion über Chancen und Risiken von KI im Unterricht anregen |
- Vorteile – zum Beispiel: individuelle Förderung, Entlastung der Lehrkraft |
- Es soll zum Nachdenken über dieser aktuelle Thema anregen. |
- Zentrale These formulieren: KI hat ein großes Potenzial für den Unterricht. |
- Nachteile – zum Beispiel: Datenschutz, Abhängigkeit und Verstärkung der sozialen Ungleichheit sowie ethische Fragen |
- Mögliche Lösung: verantwortungsvoller Umgang mit KI im Unterricht und Sensibilisierung der Schülerinnen und Schüler |
Den vollständigen Essay zu diesem Thema kannst du bei Interesse hier nachlesen:
Essay: Chancen und Risiken von KI im Unterricht
Die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) stellt eine der bedeutendsten technologischen Innovationen des 21. Jahrhunderts dar. Diese Technologie hat das Potenzial, viele Bereiche unseres Lebens grundlegend zu verändern, einschließlich des Bildungswesens. Die Frage, ob KI im Unterricht verwendet werden sollte, ist daher von großer Bedeutung. Dieser Essay beleuchtet die verschiedenen Aspekte dieser Frage, sowohl die potenziellen Vorteile als auch die möglichen Risiken.
Ein wesentlicher Vorteil der Integration von KI in den Unterricht ist die Möglichkeit der individuellen Förderung. KI-Systeme können das Lernverhalten und die Fortschritte der Schülerinnen und Schüler kontinuierlich analysieren und darauf basierend personalisierte Lernpläne erstellen. Diese Anpassung ermöglicht es, auf die individuellen Stärken und Schwächen der Lernenden einzugehen und so den Lernerfolg zu maximieren. Ein Schüler, der Schwierigkeiten in Mathematik hat, könnte beispielsweise durch gezielte Übungen und Erklärungen unterstützt werden, während ein anderer Schüler, der in diesem Fach besonders begabt ist, mit anspruchsvolleren Aufgaben gefördert werden könnte.
Ein weiterer Vorteil ist die Entlastung der Lehrperson von administrativen Aufgaben. KI kann Aufgaben wie das Korrigieren von Tests, das Verwalten von Anwesenheitslisten und das Bereitstellen von Unterrichtsmaterialien übernehmen. Dies würde den Lehrkräften mehr Zeit und Energie für die direkte pädagogische Arbeit mit den Schülern lassen. Zudem könnten KI-gestützte Tutoren und Chatbots den Schülern außerhalb der Unterrichtszeiten bei Fragen und Problemen zur Verfügung stehen, was eine kontinuierliche Unterstützung ermöglicht.
Trotz der vielen potenziellen Vorteile gibt es auch einige Risiken und Herausforderungen, die bei der Integration von KI in den Unterricht bedacht werden müssen. Ein zentrales Problem ist der Datenschutz. Die Verwendung von KI erfordert die Erhebung und Verarbeitung großer Mengen persönlicher Daten der Schülerinnen und Schüler. Es muss sichergestellt werden, dass diese Daten sicher gespeichert und vor unbefugtem Zugriff geschützt werden. Zudem stellt sich die Frage, wer Zugang zu diesen Daten hat und wie sie genutzt werden.
Ein weiteres Risiko ist die Gefahr der Abhängigkeit von Technologie. Wenn sich Schulen zu sehr auf KI verlassen, könnten wichtige pädagogische Fähigkeiten der Lehrer und die sozialen Interaktionen zwischen Lehrenden und Lernenden vernachlässigt werden. Der direkte menschliche Kontakt und die emotionale Unterstützung durch Lehrpersonen sind für die Entwicklung der Schülerinnen und Schüler von großer Bedeutung und können durch Maschinen nicht vollständig ersetzt werden.
Neben den praktischen Überlegungen gibt es auch gesellschaftliche und ethische Aspekte, die berücksichtigt werden müssen. Die Einführung von KI im Unterricht könnte die soziale Ungleichheit verstärken, wenn nicht alle Schulen und Lernenden gleichermaßen Zugang zu dieser Technologie haben. Besonders benachteiligte Schülerinnen und Schüler könnten dadurch noch weiter ins Hintertreffen geraten.
Ethisch stellt sich die Frage, inwieweit Maschinen Entscheidungen über den Bildungsweg von Lernenden treffen sollten. Bildung ist ein menschliches Grundrecht und es muss sichergestellt werden, dass die Entscheidungsfindung in diesem Bereich nicht allein von Algorithmen bestimmt wird. Es ist wichtig, dass Lehrkräfte und Eltern weiterhin eine zentrale Rolle in der Bildungsentwicklung der Kinder spielen.
Die Verwendung von künstlicher Intelligenz im Unterricht bietet viele Chancen zur Verbesserung der individuellen Förderung und zur Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer. Allerdings dürfen die damit verbundenen Risiken und Herausforderungen nicht ignoriert werden. Datenschutz, die Gefahr der Technologisierung des Bildungswesens und ethische sowie gesellschaftliche Fragen müssen sorgfältig bedacht werden. Eine ausgewogene und verantwortungsbewusste Integration von KI in den Unterricht könnte jedoch dazu beitragen, das Potenzial dieser Technologie zum Wohl der Lernenden voll auszuschöpfen. Wichtig ist, dass der Mensch dabei immer im Mittelpunkt steht und die Technologie als unterstützendes Werkzeug genutzt wird.
Kennst du das?
Vielleicht hast du schon einmal in einem Klassenraum gesessen und dich gefragt, warum bestimmte Regeln gelten. Ein Essay gibt dir die Möglichkeit, genau solche Fragen zu untersuchen und zu beantworten. Du kannst argumentieren, warum bestimmte Regeln sinnvoll sind oder sogar verbessert werden sollten. Dabei lernst du, deine Gedanken klar und strukturiert zu präsentieren.
Ausblick – das lernst du nach Essay – Überblick
Vertiefe deine Kenntnisse mit dem Thema Argumente formulieren. Mit den Themenseiten Inhaltsangabe schreiben sowie Textanalyse und Textinterpretation kannst du dein Verständnis für die Textarbeit im Deutschunterricht erweitern.
Essay schreiben – Zusammenfassung
- Ein Essay ist eine kurze Abhandlung zu einem bestimmten Thema, das von verschiedenen Seiten beleuchtet wird.
- Mithilfe des Essays sollen die Lesenden zum Nachdenken angeregt werden.
-
Tipps zum Schreiben eines Essays sind unter anderem: eine Mindmap zum Thema zu erstellen, den Text in sinnvolle Abschnitte zu gliedern und am Ende noch einmal alles kritisch zu lesen.
- Ein Essay gliedert sich in Einleitung, Hauptteil und Schluss.
- In der Einleitung wird eine interessante Fragestellung entworfen, die im folgenden Hauptteil unter Zuhilfenahme von passenden Argumenten und Beispielen diskutiert wird. Der Schluss fasst die wesentlichen Aspekte der Argumentation zusammen und regt zum weiteren Nachdenken über die eingangs formulierte Frage bzw. These an.
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Sprache und Stil des Essays sind anspruchsvoll, aber dennoch anschaulich und verständlich.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Essay
Ein Essay ist eine kurze Abhandlung zu einer bestimmten wissenschaftlichen oder literarischen Fragestellung.
Wie schreibt man einen Essay?
Um einen Essay zu formulieren, sollte man die folgenden Schritte nacheinander abarbeiten:
- Ein beliebiges Thema auswählen
-
Informationen zu dem ausgewählten Thema sammeln
- Eine Fragestellung oder eine These formulieren
-
Stichpunkte aufschreiben oder eine Mindmap erstellen
- Argumente, Beispiele, Belege sammeln
- Eine Überschrift formulieren
- Eine Gliederung vornehmen
- Den eigenen Essay verfassen
-
Abschnitte einteilen, um einen übersichtlichen und verständlichen Text zu schaffen
- Den Essay auf Rechtschreibung und Grammatik und logischen Aufbau überprüfen
Was ist der Unterschied zwischen einem Essay und einer Erörterung?
Ein Essay hat viele Ähnlichkeiten mit einer Erörterung, denn bei beiden Textformen handelt es sich um einen erklärenden oder argumentativen Text. Jedoch wird in einem Essay eine subjektiv-reflektierende Sichtweise der Verfasserin oder des Verfassers dargestellt. Der Zweck des Essays ist es, die Lesenden zum Nachdenken anzuregen, jedoch nicht vom eigenen Standpunkt zu überzeugen.
Ist ein Essay eine Argumentation?
Ein Essay ähnelt einer Argumentation, da auch bei einem Essay ein Thema diskutiert wird und verschiedene Punkte dazu aufgeführt und betrachtet werden.