Willkommen, heute will ich euch eine Pflanzenfamilie vorstellen. Ein Vertreter ist die Purpurrote Taubnessel. Mit Blüten, Blättern, der Sprossachse und den Wurzeln. Zur Pflanzenfamilie zählt man auch die Weiße Taubnessel, den Kriechenden Günsel und den Salbei. Mein Ziel ist es, euch die Merkmale der Pflanzen zu zeigen - Merkmale, die typisch für die Familie der Lippenblütengewächse sind. Lippenblütler klingt zunächst geheimnisvoll, denn was soll das sein? Die Antwort findet man beim genaueren Betrachten der ungleichförmigen Blüten. Sie sitzen in den Blattachsen der oberen Blätter. Man sieht, sie ist in Ober- und Unterlippe gespalten. Nach unten hin sind beide röhrenartig verwachsen. Die Blütenröhre sitzt im glockenförmigen Blütenkelch. Der ist ebenfalls verwachsen und weist fünf Spitzen auf, er müsste demnach aus fünf Kelchblättern entstanden sein. Wir haben es hier mit einer Fünfzähligkeit zu tun. Beim Günsel kann man erkennen, dass die Unterlippe aus drei Blütenblättern gebildet wird. Die Oberlippe ist zurückgebildet. Bei der Taubnessel sind zwei verwachsene Blütenblätter der Oberlippe erkennbar, die eine Art Helm bilden. Die vier Staubblätter sind mit der Blütenröhre verwachsen und sie sitzen hintereinander, paarweise unter der Oberlippe. Das Fruchtblatt hat einen sehr langen Griffel mit zweispaltiger Narbe, die zwischen den Staubbeuteln liegt. Das Blütendiagramm sieht so aus: Außen fünf Kelchblätter, dann die Oberlippe aus zwei und die Unterlippe aus drei verwachsenen Blütenblättern, darin meistens vier Staubblätter und das zusammengesetzte Fruchtblatt. Durch eine Lippenblüte kann man einen Schnitt führen, beide Hälften sind gleich. Einfach gesagt: Die Blüte ist zweiseitig. Der Nektar wird im Blütengrund abgeschieden. Hummeln und Bienen, sie sind die wichtigsten Bestäuber, werden davon angelockt. Sobald sie sich auf der Unterlippe niederlassen und mit dem Leck-Saugrüssel zum Nektar vordringen, klappen die Staubblätter herab und entleeren den Pollen auf dem Insekt. Da Bienen und Hummeln immer zunächst eine Pflanzenart besuchen, wird die Bestäubung der Nachbarblüten gesichert. Hier könnt ihr in den Blütenkelch hineinsehen, weil die Blüte längst abgewelkt ist. Auf dem Grund sieht man die Frucht, sie ist viergeteilt. Wenn sie reif ist, zerfällt sie in vier Teilfrüchte, es sind Nüsschen. Spätestens im Herbst, wenn die Pflanzen abgewelkt sind, werden sie ausgestreut - es sei denn, die Ameisen haben sie schon verschleppt. Die Samen besitzen nämlich ein fleischiges Anhängsel, das verzehrt wird. Die Frucht bleibt dann unweit der Mutterpflanze liegen und im nächsten Jahr hat man einen dichten Taubnesselbestand vor sich. Der Stängel der Taubnessel ist nicht rund, quergeschnitten ist er vierkantig. Und an den Kanten treten vier Stränge hervor, die aus Festigungsgewebe bestehen. Zwischen den Blättern ist der Stängel innen hohl, da wo die Blätter ansetzen aber nicht. Sollte der Stängel einmal umknicken, ist es kein Problem für die Taubnesseln. Der aufliegende Stängel bildet Wurzeln aus und die Pflanze wächst wieder aufrecht zum Licht hin. Der Kriechende Günsel, hier von oben zu sehen, vermehrt sich ungeschlechtlich durch kriechende Sprossachsen, die über den Erdboden geschoben werden. Schließlich wurzeln sie und es entstehen genetisch identische Tochterpflanzen, die sich verselbstständigen. Zum Schluss welkt der Kriechspross ab, wie man hier sehen kann. Mit Erdsprossen kriechen Taubnesseln im Boden dahin, ebenso die Pfefferminze. Der Erdspross wurde vom Gärtner freigelegt, was die Minze nicht daran hindert erneut auszutreiben. Die Blätter der Lippenblütler stehen sich gegenüber, man sagt sie sind gegenständig. Eine Etage höher ist es genauso, nur sind sie zu den unteren um 90 Grad versetzt. Von oben betrachtet ergeben sie ein Kreuz. Deshalb bezeichnet man die Blattstellung an der Sprossachse als kreuzgegenständig oder als gekreuzt gegenständig. Aufgrund der vorgestellten Merkmale, die man bei Taubnesseln, Günseln und beim Salbei findet, gehören sie zu einer Pflanzenfamilie, den Lippenblütengewächsen. Die Familie umfasst ungefähr 3500 Arten, die meistens krautig sind. Es gehören Heil- und Gewürzpflanzen dazu, wie zum Beispiel der Salbei, Thymian, Melisse, Bohnenkraut, Pfefferminze und Basilikum. Natürlich gibt es auch Unterschiede zwischen den Lippenblütlern. Der Wiesen-Salbei hat beispielsweise nur zwei Staubblätter, der Günsel nur eine winzige Oberlippe, mit der Taubnessel hat er die vier Staubblätter gemeinsam. Deshalb unterteilen wir sie in Gruppen, die als Gattungen bezeichnet werden. Die Gattung Taubnessel, die Gattung Günsel und die Gattung Salbei und natürlich noch weitere bilden die Familie der Lippenblütengewächse. Die Familie der Lippenblütengewächse zu erkennen ist recht leicht. Prüfe zunächst, ob der Stängel vierkantig ist. Untersuche dann die Blattstellung, sind sie kreuzgegenständig? Und prüfe die Früchte, kannst du Vierteiligkeit feststellen? Und untersuche zum Schluss die Blüte, ob sie lippig und zweiseitig ist. Wenn all diese Merkmale zutreffen hast du einen Lippenblütler gefunden. Möchtet ihr noch die Art kennenlernen? Dann solltet ihr mich fragen oder ein Bestimmungsbuch lesen. Ich wünsche euch viel Erfolg dabei. Tschüss, bis zum nächsten Video!