„Nathan der Weise“ – Ringparabel
Entdecke die bedeutende "Ringparabel" in Lessings Drama "Nathan der Weise". Sie betont die Gleichwertigkeit der Weltreligionen und fordert zur Toleranz auf. Warum ist sie der Höhepunkt des Stücks? Finde es heraus! Interessiert? Dies und vieles mehr findest du im folgenden Text.
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Lerntext zum Thema „Nathan der Weise“ – Ringparabel
Nathan der Weise – Ringparabel
Die „Ringparabel“ ist kein eigenständiges Werk, sondern in Gotthold Ephraim Lessings Drama „Nathan der Weise“ zu finden. Es wurde 1779 veröffentlicht und 1783 auf der Bühne uraufgeführt. „Nathan der Weise“ ist ein Basistext der europäischen Aufklärung, da er zu einem vernünftigen und freundschaftlichen Verhältnis der drei Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam auffordert. Die „Ringparabel“ spielt dabei sowohl für die Handlung als auch für die aufklärerische Bedeutung des Dramas eine wichtige Rolle.
Lessing hat sich beim Schreiben der „Ringparabel“ an früheren Versionen der Erzählung orientiert (z. B. in Giovanni Boccaccios Novellensammlung „Decamerone“ aus dem 14. Jahrhundert). Doch: Was ist die „Ringparabel“? Was hat sie mit der Handlung des Dramas zu tun? Und inwiefern trägt sie Ideen der Epoche der Aufklärung in sich?
Die Ringparabel aus Nathan der Weise – kurz erklärt
Die „Ringparabel“ wendet sich gegen religiösen Fanatismus und appelliert an die menschliche Vernunft. Sie ist ein Lehrtext über die Toleranz und fordert zu humanistischem Handeln auf. Damit ist sie die Schlüsselszene des Dramas und zugleich ein Schlüsseltext der Aufklärung.
Im dritten Akt des Dramas wird Nathan, ein besonders kluger und gelehrter Jude, zu Sultan Saladin, einem Muslim, gerufen. Dieser stellt Nathan die Frage, welche der drei Religionen die beste sei. Nathan antwortet darauf mit einer Parabel:
Ein reicher Mann besitzt einen wertvollen Ring. Vor seinem Tod bestimmt er, dass dieser immer an den besten Sohn der Familie weitervererbt werden solle. Der Ring besitzt die Eigenschaft, den Träger vor Gott und anderen Menschen besonders angenehm erscheinen zu lassen. Nach einigen Generationen steht ein Vater vor der Aufgabe, den Ring an einen seiner drei Söhne zu vererben. Er liebt jedoch alle Söhne gleichermaßen und verspricht jedem von ihnen den Ring. Er lässt daraufhin zwei Duplikate des Ringes anfertigen und vererbt jedem Sohn einen Ring. Nach dem Tod des Vaters behaupten alle drei Söhne, das Original zu besitzen. Da die Kopien aber täuschend echt aussehen, ist der echte Ring auch durch einen Richter nicht mehr auszumachen. Der Richter empfiehlt den Söhnen, sich so zu verhalten, als besäßen sie alle drei den wahren Ring.
Der Sultan versteht die Aussage der Parabel: Keine Religion kann als die beste bezeichnet werden. Er schließt daraufhin Freundschaft mit Nathan.
Symbole der Ringparabel – Erklärung
Eine Parabel ist ein Gleichnis. Sie verwendet eine Bildebene, die für Aussagen auf der Sachebene steht. Teil der Bildebene sind Symbole, die auf der Sachebene eine Bedeutung haben.
- Das zentrale Symbol der „Ringparabel“ ist der Ring. Da drei Ringe existieren, lässt sich schließen, dass diese für die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam stehen. Während in der Parabel gefragt wird, welcher Ring der wahre sei, stellt sich auf der Sachebene somit die Frage nach der richtigen Religion. Dabei repräsentieren die drei Söhne die Anhänger der jeweiligen Religion.
- Der Vater, der den drei Söhnen die drei Ringe vermacht, kann als Gott auf der Sachebene verstanden werden. Letztlich verehren alle monotheistischen Religionen denselben Gott.
- Der Richter, den die Söhne aufsuchen, um den wahren Ring bestimmen zu lassen, repräsentiert Nathan den Weisen, der zugleich Lessings Position vertritt. Weder der Richter in der Parabel noch Nathan lassen sich auf eine Antwort auf die Frage nach dem wahren Ring bzw. der wahren Religion ein. Sie vertreten die Meinung, dass alle drei Ringe bzw. alle drei Religionen das Potenzial besitzen, den Menschen vor Gott und seinen Mitmenschen gut zu machen.
Die Ringparabel aus Nathan der Weise – Gattung
Die „Ringparabel“ ist zwar Teil eines Dramas, weist aber selbst die Gattungsmerkmale einer Parabel auf. Eine Parabel (von griech.: parabállein – „danebenstellen, vergleichen“) ist eine Vergleichsgeschichte. Ihre Struktur beruht auf Verweisen einer Bildebene auf eine Sachebene. Das am häufigsten verwendete Stilmittel der Parabel ist das Symbol. In der Ringparabel ist das zentrale Symbol der Ring.
Tertium comparationis
Das tertium comparationis ist die Gemeinsamkeit von Bild- und Sachebene einer Parabel. Es stellt damit das zentrale Bindeglied zwischen beiden Ebenen dar und ist häufig der Schlüssel zu einer Deutungshypothese.
In Lessings „Ringparabel“ ist das tertium comparationis die Toleranzidee. Sowohl auf der Bildebene als auch auf der Sachebene wird darauf verzichtet, nur einen Ring oder eine Religion als richtig oder wahr anzusehen. Alle drei werden gleichrangig behandelt und jeder Sohn bzw. jede Religion erhält die Chance, sich als gut zu bewähren.
Die Ringparabel ist eine Geschichte aus dem „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing, die die Gleichwertigkeit aller Weltreligionen betont und dazu aufruft, sie friedlich nebeneinander zu akzeptieren.
Häufig gestellte Fragen zum Thema „Nathan der Weise“ – Ringparabel
„Nathan der Weise“ – Ringparabel Übung
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Vervollständige den Text zum Thema Aufklärung.
TippsDie Epoche der Aufklärung folgte auf die Epoche des Barocks und löste die rein höfische Dichtung ab.
LösungUm die Ringparabel in Lessings Werk Nathan der Weise zu verstehen, ist es wichtig, sich mit der Epoche der Aufklärung auseinanderzusetzen. Vor allem die Philosophen der Aufklärung, wie Immanuel Kant, sind dafür verantwortlich, dass nach der Epoche des Barocks mit der Aufklärung das moderne Zeitalter eingeläutet wurde. Von dort an stand nicht mehr die höfische Dichtung im Vordergrund, vielmehr sollte das Bürgertum durch Literatur aufgeklärt werden. Vernunft, Humanität und Nützlichkeit waren die Stützpfeiler dieser Literaturepoche. Das Drama spielte in der Aufklärung eine tragende Rolle. Die Autoren waren der Meinung, die Leser bzw. Zuschauer der Stücke besser erziehen und verändern zu können. Lessings Entscheidung für das Medium Theater hatte allerdings einen anderen Grund; den Fragmentenstreit mit dem Pastor Goeze. Im Zuge dieses Streits verfasste Lessing einige Briefe, die mit Provokationen gegen den Pastor gespickt waren, die sogenannten Anti-Goeze.
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Gib den Inhalt des Dramas wieder.
TippsVersuche, die Hauptcharaktere des Dramas einer Religion zuzuordnen.
Unter Antisemitismus versteht man die Ablehnung oder Feindschaft gegenüber Juden.
LösungUm die Fragen korrekt beantworten zu können, ist es wichtig, den Inhalt des Dramas Nathan der Weise verstanden zu haben. Hier kann es hilfreich sein, sich eine Skizze der Figuren des Stücks anzufertigen, um den Überblick über ihre Beziehung zueinander zu veranschaulichen sowie ihre Religionszugehörigkeit im Blick zu behalten.
- Nathan --> Judentum
- Tempelritter --> Christentum
- Saladin --> Islam
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Zeige, dass du den Inhalt und die Aussagen der Ringparabel verinnerlicht hast.
TippsStelle einen Zusammenhang zwischen der Zeit der Aufklärung und der Aussage der Ringparabel her.
Informiere dich selbstständig darüber, wann Lessing lebte und ziehe daraus Schlussfolgerungen zur Beantwortung der letzten Frage.
LösungHabe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. (Kant) ist der Leitspruch der Aufklärung und wirkt auch im Zusammenhang mit Lessings Drama wie eine Aufforderung an seine Leser dies zu tun. Um einen literarischen Text im vollen Umfang verstehen zu können, solltest du Inhalt, historischen Hintergrund, Autor und Epoche nicht losgelöst voneinander betrachten. Vielmehr solltest du versuchen, alle Kategorien zueinander in Beziehung zu setzten. Der aufklärerische Gedanke Lessings in der Ringparabel zeigt sich besonders in folgenden Punkten:
- die Ringparabel ist ein Plädoyer für die Religionsfreiheit
- Toleranz gegenüber anderen Religionen ist der Kerngedanke
- Religion wird oft von den Eltern bestimmt
- Vernunft statt religiöser Fanatismus
- Nathan nutzt seinen Verstand
- Religion ist dann gut, wenn sie Gutes tut
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Ermittle den Aufbau des Dramas Nathan der Weise.
TippsLessings Nathan der Weise folgt der geschlossenen Form eines Dramas. Es handelt sich um das geläufige 5-Akt-Schema.
LösungEin wichtiger Bestandteil der Textarbeit ist es, sich mit den Gegebenheiten des Originaltextes vertraut zu machen. „Technik des Dramas“ (1863) wurde von Gustav Freytag verfasst und ist ein dramentheoretisches Lehrbuch seiner Zeit gewesen. Er fasst in diesem Werk die Dramentheorie des geschlossenen Dramas nach Aristoteles und Friedrich Schillers Überlegungen zum pyramidalen Aufbau des klassischen Dramas zusammen. Das folgende 5-Akt-Schema umreißt grob seine Ausführungen dazu:
- 1. Akt: Exposition: Einführung in Handlung, Personen werden vorgestellt, Situation wird geschildert/Konflikt beginnt, Ort und Zeit werden genannt: Wer?, Was?, Wo?, Wann?
- 2. Akt: Steigende Handlung/Vertiefung: Konfliktsituation entspannt sich, beschleunigte Entwicklung der Handlung
- 3. Akt: Höhepunkt: Entscheidende Auseinandersetzung durch Peripetie - Wendung der Handlung
- 4. Akt: Retardation/retardierendes Element: Spannungserhöhung durch Verzögerung der Handlungsentwicklung
- 5. Akt: Lösung des Konflikts: Lösung entweder durch Katastrophe, Untergang des Helden oder Happy End
- 1. Akt: Exposition
- 2. Akt: Vertiefung
- 3. Akt: Höhepunkt
- 4. Akt: retardierendes Moment
- 5. Akt: Lösung
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Gib an, für was die Symbole der Ringparabel stehen.
TippsSkizziere dir die Symbole der Ringparabel auf einem Blatt, so wird es dir leichter fallen, ihre Bedeutung herauszufiltern.
Erinnere dich, welche Gesamtaussage der Text hat, dann wird die Symbolik der Ringparabel klarer.
LösungDie Bild- und Sachebene der Ringparabel zu verstehen ist wichtig, um zu erkennen, auf was die Erzählung eigentlich verweisen möchte.
- Die Bildebene ist das offensichtliche, was für den Leser sofort erkennbar ist, z.B. die drei Ringe.
- Die Sachebene muss vom Leser erst noch entschlüsselt werden, um zu verstehen, was mit den Ringen eigentlich verdeutlicht werden soll, z.B. Judentum, Christentum, Islam.
- kurze epische Textsorte
- lehrreich
- Empfänger muss Aussage der Parabel selbst erschließen
- Unterscheidung von Bild- und Sachebene
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Analysiere den 85. Paragraphen aus Lessings Abhandlung „Die Erziehung des Menschengeschlechts“.
Tipps„Die Erziehung des Menschengeschlechts“ gilt als das religiös-philosophische Hauptwerk Lessings.
LösungDer 85. Paragraph aus Lessings Text „Die Erziehung des Menschengeschlechts“ lässt sich gut als Erklärung auf sein Drama Nathan der Weise nutzen. Der Paragraph sagt aus, dass der Mensch seiner Vollendung zustrebt und es sein Verstand sein wird, der ausreicht, um Gutes zu tun. Der Mensch tut das Gute, weil es das Gute ist. Nicht irgendeine religiöse Weltanschauung bewegt ihn dazu. Der Mensch befindet sich in einem Reifungsprozess, der ihn schließlich zu einer aufgeklärten und toleranten Person wachsen lässt.
Quelle: Text 1: Lessing, Gotthold Ephraim: Die Erziehung des Menschengeschlechts. URL: http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-erziehung-des-menschengeschlechts-1175/2 [12.06.2017]
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