Elektronenmikroskop – Biologie
Habt ihr im Unterricht schon einmal ein Lichtmikroskop verwendet? Dieses ist wunderbar geeignet, um biologische Zellen zu betrachten. Es gibt jedoch auch andere Arten von Mikroskopen, die bei bestimmten Fragestellungen zum Einsatz kommen. Dazu gehört zum Beispiel das Elektronenmikroskop. Im Folgenden wollen wir uns damit beschäftigen, wie dieses funktioniert und wie es sich vom Lichtmikroskop unterscheidet.
Elektronenmikroskop – Aufbau und Funktion
Es gibt unterschiedliche Bauweisen des Elektronenmikroskops. Hier konzentrieren wir uns insbesondere auf das Transmissionselektronenmikroskop (Abk.: TEM).
Elektronenmikroskop – Funktionsweise
Um die Funktionsweise des TEMs zu verstehen, schauen wir uns zunächst an, aus welchen Einzelteilen es besteht und wie es aufgebaut ist.
In der Elektronenquelle, die häufig eine Glühkathode beinhaltet, werden Elektronen (negativ geladen) durch Anlegen einer hohen Spannung freigesetzt und zur Anode (positiv geladen) hin beschleunigt. Diese ist ringförmig, sodass der beschleunigte Elektronenstrahl die Anode passieren kann.
Wusstest du schon?
Elektronenmikroskope nutzen Elektronen statt Licht, um Bilder zu erzeugen. Da Elektronen eine viel kürzere Wellenlänge haben als Licht, können sie viel kleinere Details sichtbar machen. Das ist so, als ob du eine Lupe mit Superkräften hättest!
Als Nächstes tritt der Elektronenstrahl durch eine Kondensorspule. Diese wirkt wie eine optische Linse auf einen Lichtstrahl und lenkt den Strahl auf das zu untersuchende Objekt, also die Probe. Wenn der Elektronenstrahl die Probe passiert, kommt es zu Wechselwirkungen mit dieser: Die Elektronen werden an den Atomen der Probe gestreut – dabei werden sie im Allgemeinen stärker gestreut, wenn es sich um Atome mit steigender Ordnungszahl handelt. Der Elektronenstrahl, der die Probe auf diese Weise passiert, gibt also Aufschluss über die Zusammensetzung der Probe.
Die Objektspule entspricht dem Objektiv in einem Lichtmikroskop: Sie sammelt den transmittierten Elektronenstrahl auf, sorgt für eine erste Vergrößerung und erzeugt ein Zwischenbild. Mithilfe der Projektionsspule wird ein reelles Bild, das sogenannte Endbild, auf einen Leuchtschirm oder auf einen Detektor projiziert.
Im Inneren des Elektronenmikroskops herrscht übrigens ein Vakuum, damit es nicht zu unerwünschten Stößen des Elektronenstrahls mit Teilchen der Luft kommt.
Eine weitere Bauform des Elektronenmikroskops ist das Rasterelektronenmikroskop (Abk.: REM). Hierbei transmittiert der Elektronenstrahl die Probe nicht, er wird vielmehr über die Probe geführt (gerastert). Das, zum Beispiel durch Streuung, zurückgeworfene Signal wird detektiert und ausgewertet. Durch dieses Verfahren erhält man nicht nur zweidimensionale Informationen über die Probe, sondern auch topologische – also eine Art Höhenprofil der Oberfläche.
Elektronenmikroskop – Einsatz
Kennst du das?
Hast du auch schon einmal den Unterschied bemerkt, wenn du mit einer Lupe statt mit bloßem Auge kleine Objekte betrachtest? Ein Elektronenmikroskop verstärkt diesen Effekt enorm, indem es Elektronen statt Licht benutzt. Dadurch können Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler extrem kleine Strukturen wie Viren oder Zellorganellen erkennen. Diese Technologie eröffnet ein tieferes Verständnis der Biologie und hilft zum Beispiel, Krankheiten besser zu erforschen.
Elektronenmikroskope stehen, insbesondere im Schul- oder Universitätsgebrauch, deutlich seltener zur Verfügung als Lichtmikroskope – sie sind komplexer und somit schwieriger zu bedienen und natürlich auch teurer in der Herstellung. Jedoch kann man mit ihnen eine viel höhere Auflösung erzielen: Während man mit einem Lichtmikroskop lediglich Dinge auseinanderhalten kann, deren Abstand nicht weniger als $\pu{0,5 \mu m}$ beträgt, sind sie in Elektronenmikroskopaufnahmen auch dann noch unterscheidbar, wenn sie wenige Nanometer ($\pu{nm}$) dicht beieinanderliegen. Die Auflösung ist also ungefähr um einen Faktor 1.000 besser. Mit einem Elektronenmikroskop kann außerdem eine deutlich stärkere Vergrößerung erzielt werden und somit eignet es sich insbesondere für sehr kleine Strukturen. Außerdem kann man, wie oben angedeutet, topologische Informationen über die Probe erhalten, was in einem Lichtmikroskop nicht ohne Weiteres möglich ist.
Die Elektronenmikroskopie hat jedoch entscheidende Nachteile. So muss die Probe bestimmte Voraussetzungen erfüllen: Sie muss sehr dünn und vakuumstabil sein, das heißt, sie darf im Vakuum der Mikroskopkammer nicht zerstört werden. So werden insbesondere metallische Proben im Elektronenmikroskop untersucht – bestimmte Materialien oder Bauteile. Auch biologische Proben können untersucht werden, dies bedarf jedoch einer langen Probenpräparation. Unter anderem müssen biologische Proben sichtbar für den Elektronenstrahl gemacht werden, also zum Beispiel mit einer Metallschicht eingefärbt werden.
Fehleralarm
Ein häufiger Fehler: Die Annahme, dass mit einem Elektronenmikroskop lebende Zellen beobachtet werden können. Tatsächlich ist dies aufgrund der erforderlichen Vorbereitung und des Vakuums im Mikroskop nicht möglich.
Vergleich – Lichtmikroskop und Elektronenmikroskop
Abschließend findest du einen Vergleich von Lichtmikroskop und Elektronenmikroskop in einer Tabelle zusammengefasst:
|
Lichtmikroskop |
Elektronenmikroskop |
Strahlung |
Licht |
Elektronen |
Auflösung |
bis zu $\pu{0,5 \mu m}$ |
bis zu $\pu{1-2 nm}$ |
Proben |
meist biologisch |
meist metallisch |
Probenpräparation |
meist einfach |
in der Regel aufwendig |
topologische Informationen |
in der Regel nicht |
ja (im Rasterelektronenmikroskop) |
Ausblick – das lernst du nach Das Elektronenmikroskop
Als nächstes ergänzt du dein Wissen mit dem wichtigen Thema Mikroskop – Anfertigen von Skizzen. Sieh dir doch auch noch einmal das Lichtmikroskop an.
Das Elektronenmikroskop – Zusammenfassung
- Ein Elektronenmikroskop verwendet einen Elektronenstrahl statt Licht, um Bilder zu erzeugen, was eine deutlich höhere Auflösung und Vergrößerung ermöglicht als bei einem Lichtmikroskop.
- Im Transmissionselektronenmikroskop (TEM) werden Elektronen durch eine Probe gesendet, wobei sie gestreut werden; dies erlaubt Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Probe und erzeugt hochauflösende Bilder.
- Ein Rasterelektronenmikroskop (REM) rastert die Oberfläche der Probe mit Elektronen ab, wodurch nicht nur zweidimensionale Bilder, sondern auch Informationen über die Topologie der Oberfläche gewonnen werden können.
- Elektronenmikroskope sind teurer und komplexer zu bedienen als Lichtmikroskope, daher sind sie seltener in Schulen und Universitäten zu finden, aber sie ermöglichen die Untersuchung von Strukturen, die nur wenige Nanometer groß sind.
- Die Proben für ein Elektronenmikroskop müssen sehr dünn und stabil im Vakuum sein, weshalb meist metallische oder speziell präparierte biologische Proben verwendet werden.
- Im Gegensatz zum Lichtmikroskop kann das Elektronenmikroskop keine lebenden Zellen untersuchen, da die Probenvorbereitung und das Vakuum dies verhindern.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Elektronenmikroskop