Aktiv gegen Cybermobbing – Erste Hilfe
Schulmobbing und Cybermobbing, also die geplante und über längere Zeit andauernde körperliche (physische) oder seelische (psychische) Gewaltausübung einer Gruppe gegenüber einer Einzelperson, können betroffene Kinder und Jugendliche sehr unglücklich machen.
Folgen von Mobbing sind oftmals Angst, Traurigkeit, Scham und ein Gefühl der Hilflosigkeit, bis hin zu Depressionen und Selbstmordgedanken.
Insbesondere Cybermobbing kann allgegenwärtig sein und über elektronische Kommunikationsmittel rund um die Uhr stattfinden. Häufig wissen die Opfer nicht, wie sie sich gegen Cybermobbing wehren oder vor Cybermobbing schützen können.

Deshalb ist es wichtig, sich Cybermobbing als Gesellschaft entschlossen entgegenzustellen und Betroffene zu unterstützen. Im Folgenden sehen wir uns an, was gegen Cybermobbing getan werden kann und gehen auf wichtige Handlungsmöglichkeiten ein, die verschiedene beteiligte Personengruppen ergreifen können. Zuerst fassen wir aber kurz zusammen, was der oder die Gemobbte tun kann:
Erste Hilfe gegen Cybermobbing:
- nicht totschweigen, nicht Schuld bei sich selbst suchen
- mit jemandem darüber reden
- Hilfe bei Eltern, Lehrkräften oder anderen Vertrauenspersonen holen
- eigenes Nutzerverhalten auf sozialen Netzwerken überprüfen
- Beweise für Cybermobbing sammeln (für mögliche rechtliche Schritte)
Aktiv gegen Cybermobbing – aus der Sicht der Opfer
Cybermobbing greift Persönlichkeitsrechte an und kann ein permanentes (ständiges) Gefühl von Unsicherheit hervorrufen. Oft wissen Gemobbte nicht, welche Maßnahmen sie gegen Cybermobbing ergreifen sollen und wer ihnen dabei helfen kann.
Auch wenn es schwerfällt: Es ist sehr hilfreich, sich einer anderen Person anzuvertrauen. Das kann zum Beispiel eine Freundin oder ein Freund, ein Elternteil, eine Lehrkraft oder eine andere Vertrauensperson sein. Von Cybermobbing zu berichten, ist kein Zeichen von Schwäche und es muss einem nicht peinlich sein.
Darüber hinaus kann man unter folgenden Nummern, auch anonym, Hilfe bekommen:
-
Nummer gegen Kummer Telefonnummer: 116111
-
147.ch macht dich stärker Telefonnummer: 147 (auch im Chat erreichbar)
Gemeinsam kann es leichter sein, Beweise zu sammeln und Lösungsmöglichkeiten zu suchen.
Screenshots von Chatverläufen, Nachrichten, Kommentaren oder Bildern sind wichtige Beweise, die dabei helfen können, Mobbing zu beenden. Unter Umständen können sie in der Schule, einer Schulkonferenz oder in schweren Fällen auch vor Gericht verwendet werden. Auch anonyme Profile lassen sich meist zurückverfolgen und die genannten Beweise des Cybermobbings können dabei helfen, die Schuldigen zu überführen.
Außerdem kann man sich an die Betreibenden der entsprechenden Internetseite oder des sozialen Netzwerks wenden und die Löschung der Beiträge verlangen. Die Verantwortlichen sind dazu verpflichtet, sich gegen unangemessene Beiträge auf ihrer Seite oder Plattform einzusetzen, ein Antrag auf Löschung ist somit gerechtfertigt und angemessen.
Selbst auf Cybermobbingbeiträge zu antworten, sollte vermieden werden. Oft erreicht man damit das Gegenteil und das Cybermobbing eskaliert weiter.
Wenn du gemobbt wirst, suche die Schuld nicht bei dir!
Du hast nichts falsch gemacht, was das Mobbing rechtfertigen würde, und du musst auch nicht dich oder dein Verhalten ändern.
Mobbende suchen sich oft willkürlich, wegen einer Kleinigkeit oder manchmal auch völlig zufällig ein „Opfer“ aus – und sie lassen sich nicht durch Argumente davon abbringen, denn sie brauchen das Mobbing, um sich selbst besser zu fühlen.
Aktiv gegen Cybermobbing – aus der Sicht der Eltern
Eltern können dabei unterstützen, die Schulleitung, Lehrkräfte oder gegebenenfalls eine Anwältin oder einen Anwalt hinzuzuziehen. Cybermobbing ist keine Kleinigkeit und erfordert strikte Interventionen (Eingreifen). Deshalb kann es helfen, Hilfe von verschiedenen Seiten in Anspruch zu nehmen.
Eltern spielen auch eine wichtige Rolle dabei, Mobbing zu erkennen, wenn sich der oder die Gemobbte nicht von sich aus mitteilt. Gemobbte Kinder und Jugendliche haben oft Angst davor, in die Schule zu gehen, fühlen sich ständig verunsichert und sind dadurch oft unkonzentriert, was sich auch auf die Leistungen in der Schule auswirken kann.
Wenn Eltern entsprechende Veränderungen im Verhalten ihres Kindes bemerken, sollten sie unbedingt das Gespräch suchen und nicht etwa schimpfen oder zusätzlichen Druck ausüben.
Aktiv gegen Cybermobbing – aus der Sicht der Lehrkräfte
Für Lehrkräfte gilt, ähnlich wie für Eltern, dass sie sehr sensibel darauf achten sollten, ob es Veränderungen oder ungewöhnliches Verhalten bei ihren Schülerinnen und Schülern gibt, die auf Mobbing schließen lassen.
Für eine wirksame Prävention (Vorsorge) gegen Mobbing sollte sich im gesamten Lehrerkollegium auf ein schulweit einheitliches Verhalten, bestimmte Regeln und Sanktionsmöglichkeiten gegen Mobbing geeinigt und regelmäßig darauf aufmerksam gemacht werden. In den Schulklassen sollte dieser Verhaltenskodex dann thematisiert werden – und in konkreten Fällen natürlich auch angewendet werden.
Lehrkräfte sollten außerdem im Unterricht den Umgang mit persönlichen Daten und Beiträgen in sozialen Netzwerken thematisieren, ein Unrechtsbewusstsein für Fehlverhalten befördern und verschiedene Möglichkeiten der Konfliktlösung aufzeigen. In dieser Hinsicht sollten die Lehrkräfte selbst als Vorbilder auftreten und abschätzige oder herabsetzende Kommentare im Unterricht unterbinden (und natürlich auch selbst unterlassen).
Lehrkräfte können außerdem sehr viel tun, wenn sie von Gemobbten angesprochen werden. Sie können einerseits dabei helfen, Gemobbte zu stärken, Beweise zu dokumentieren und über rechtliche Möglichkeiten aufklären. Andererseits können sie auch mit den Mobbenden in Kontakt treten (wenn es sich um Schüler/-innen handelt), als Vermittler auftreten und zur Konfliktlösung beitragen – sofern es einen Konflikt gibt, der das Mobbing ausgelöst hat.
Im Gespräch mit den Mobbenden sollte es dabei in erster Linie nicht um eine Schuldzuweisung oder eine direkte Konfrontation mit dem Opfer gehen, sondern darum, den Tätern ihre Verantwortung für das Unrecht, den angerichteten Schaden und mögliche Auswege und Lösungen aufzuzeigen.
In schwerwiegenden Fällen können auch Schulsozialarbeiter/-innen oder die Polizei hinzugezogen werden.
Aktiv gegen Cybermobbing – aus der Sicht Außenstehender
Schau nicht weg! Auch Außenstehende können Opfern von Cybermobbing helfen. Das Melden unangemessener Beiträge auf der entsprechenden Internetseite oder Plattform ist dabei ein wichtiger Schritt. Einerseits kann man so Hilfsbereitschaft und Unterstützung signalisieren, andererseits werden Beiträge auf diese Weise schneller gelöscht und man leistet so einen aktiven Beitrag gegen Cybermobbing.
Wer Cybermobbing zwar bemerkt, aber ignoriert oder sich sogar heimlich darüber amüsiert, kann dazu beitragen, Opfern von Cybermobbing schweren Schaden zuzufügen. Denn ein solches Verhalten fördert Cybermobbing und macht es Täterinnen und Tätern leichter, mit ihren Beleidigungen oder Bedrohungen weiterzumachen.
Mobbende brauchen immer die Bestätigung, Unterstützung oder zumindest die vermeintliche Zustimmung der Unbeteiligten, denn der Hauptgrund für ihr Verhalten ist meist nicht die Schädigung des Opfers, sondern die Anerkennung, die sie sich dadurch von der Gruppe erhoffen.
Wenn sich mehrere Mitglieder der Gruppe offen gegen das Mobbing aussprechen, ist das ein sehr wirksames Mittel gegen Mobbing, denn es signalisiert den Mobbenden, dass ihr Verhalten sie (und nicht das Opfer) zu Außenseitern macht.
Prävention von Cybermobbing
Zu den Maßnahmen gegen Cybermobbing gehört auch eine vorausschauende Prävention (Vorsorge).
Aufklärung ist das wichtigste Mittel, um ein Bewusstsein für die schlimmen Folgen von Cybermobbing zu schaffen.
- Mögliche Täterinnen und Täter müssen die Konsequenzen ihres Verhaltens einschätzen können und sich darüber im Klaren sein, dass es auch sie jederzeit treffen kann, wenn die Gemeinschaft zerstört ist.
- Mögliche Opfer müssen wissen, an wen sie sich wenden können, welche Möglichkeiten sie haben, gegen das Mobbing vorzugehen und vor allem, dass das Mobbing nicht ihre Schuld ist und sie nicht allein sind.
Wie bereits erwähnt, sollten Maßnahmen zur Prävention und Aufklärung vor allem von Seiten der Schulleitung und dem Lehrerkollegium ausgehen.
Ergänzend dazu haben wir einige Tipps, die für Einzelpersonen insbesondere gegen Cybermobbing hilfreich sein können:
Vorsichtsmaßnahmen gegen Cybermobbing |
– achtsam mit persönlichen Daten wie der E-Mail-Adresse oder der Handynummer umgehen |
– vorsichtig bei der Veröffentlichung, dem Teilen oder Verschicken von Fotos und Videos sein |
– das eigene Profil in sozialen Netzwerken auf privat stellen |
– Nutzerinnen und Nutzer blockieren, von denen man keine Nachrichten erhalten will |
– private Probleme oder Erlebnisse nicht oder nur für sorgfältig ausgewählte Nutzerinnen und Nutzer im Internet veröffentlichen |
Zusammenfassung zum Thema Schüler aktiv gegen Cybermobbing
- Weder der/die Gemobbte, noch (vermeintlich) Unbeteiligte sollten Mobbing ignorieren oder kleinreden – Mobbing hat schlimme Folgen und sollte immer angesprochen werden.
- Wenn du gemobbt wirst, hab keine Scham oder Angst davor, dir Hilfe zu holen. Sei es ein(e) Freund(in), ein Elternteil, eine Lehrkraft, eine andere Vertrauensperson oder eine Kontaktstelle im Internet – du bist nicht allein, dir kann auf jeden Fall geholfen werden!
- Wenn du Opfer von Cybermobbing bist, nutze die Funktionen, die Apps und soziale Netzwerke bieten, um deine Daten zu schützen, deine Uploads und Postings privat zu halten und schädliches Nutzerverhalten anderer zu melden und zu blockieren.
- Mitläufer/-innen und Unbeteiligte spielen eine viel größere Rolle beim Mobbing, als sie vielleicht annehmen. Alles, was den Mobbenden das Gefühl gibt, ihr Verhalten würde akzeptiert oder sogar unterstützt, verschlimmert die Situation der Gemobbten und zerstört die Gemeinschaft.
- In der Schule sind Aufklärung, klare Regeln zur Konfliktlösung und einfach zugängliche Anlaufstellen wichtige Mittel zur Prävention von Mobbing.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Aktiv gegen Cybermobbing
Was kann man gegen Cybermobbing tun?
Als Gemobbter oder Gemobbte ist man der Situation nicht so hilflos ausgeliefert, wie es auf den ersten Blick scheint. Der erste Schritt sollte immer sein, mit einer Person, der man vertraut, darüber zu reden und sich Hilfe zu holen.
Es sollte nicht versucht werden, das Mobbing einfach „auszuhalten“ oder die Schuld bei sich zu suchen und zu versuchen, ein vermeintliches Fehlverhalten abzustellen – denn das hält die Mobbenden nicht auf.
Sowohl aus der Sicht der oder des Gemobbten als auch aus der Sicht der anderen Beteiligten gibt es einige weitere Schritte, die gemacht werden können – wie wir oben ausgeführt haben.
Was können Opfer von Cybermobbing tun?
Opfer von Cybermobbing sollten zuallererst zwei Dinge tun:
1. Mit einer Person, der sie vertrauen, darüber reden.
2. Das Cybermobbing unterbinden, indem sie die Mobbenden melden, blockieren oder ihre eigenen Profileinstellungen in den Apps oder sozialen Medien so verändern, dass sie nicht mehr belästigt werden können.
In schwerwiegenden Fällen ist es hilfreich, Beweise des Cybermobbings gesammelt und gespeichert zu haben, um die Mobbenden später zur Rechenschaft ziehen zu können.
Mit Lehrkräften, Sozialarbeitenden oder auch mithilfe der Polizei können die Mobbenden dann ermittelt und sanktioniert (bestraft) oder ein Weg zur Konfliktlösung erarbeitet werden.
Wie können Eltern bei Cybermobbing helfen?
Eltern sind einerseits wichtige Vertrauenspersonen, an die sich gemobbte Kinder oder Jugendliche wenden können, andererseits können sie auch Fälle von Mobbing erkennen, wenn diese nicht direkt von den Kindern angesprochen werden.
Das ist besonders wichtig, wenn sich das gemobbte Kind bereits verängstigt und hilflos fühlt und sich schwer damit tut, sich selbst Hilfe zu holen.
Die Eltern können dann ein Gespräch mit weiteren Vertrauenspersonen anstoßen und ihrem Kind auch beim Datenschutz und den Profileinstellungen in Apps und sozialen Netzwerken helfen, um weitere Angriffe und Belästigungen zu verhindern.
Was kann man als Außenstehender gegen Cybermobbing tun?
Als Außenstehender ist man nicht wirklich unbeteiligt! Die Mobbenden setzen ihre Angriffe in der Regel nur dann fort, wenn sie sich von der Gemeinschaft bestätigt, unterstützt oder zumindest geduldet fühlen.
Wenn man als Außenstehender klar und offen anspricht, dass das wahrgenommene Mobbing unrecht, falsch und nicht akzeptabel ist, trägt man viel dazu bei, die Situation des oder der Gemobbten zu verbessern und zukünftiges Mobbing zu unterbinden.
Es macht für den oder die Gemobbte(n) einen sehr großen Unterschied, wenn er oder sie von einem Außenstehenden angesprochen und unterstützt wird.
Wie können Lehrerinnen und Lehrer gegen Cybermobbing vorgehen?
Lehrerinnen und Lehrer – im Prinzip das gesamte Lehrerkollegium einer Schule – ist insbesondere bei der Prävention von Mobbing gefordert. Die Lehrkräfte sollten sich auf ein einheitliches Vorgehen zur Aufklärung über Mobbing im Unterricht einigen, um ein Unrechtsbewusstsein seitens der Schülerschaft zu fördern und entsprechende Anlaufstellen bekannt zu machen. Es sollten außerdem klare Regeln im Umgang mit Mobbing und zur Konfliktlösung im Allgemeinen festgelegt werden.
Lehrkräfte sollten zudem sensibel und aufmerksam genug sein, um Mobbingfälle in ihren Klassen rechtzeitig erkennen zu können, um als Vertrauensperson oder Vermittler/-in aktiv werden zu können.