1856 stirbt im Irrenhaus von Endernich nahe bei Bonn, der Komponist Robert Schumann. Seine Musik ist der Inbegriff der deutschen Romantik. Der Tod ereilt den erst 46 Jährigen in tiefer Verzweiflung. Der Wahnsinn hat sich schon lange seines Geistes bemächtigt. In einem Zwist von Vernunft und Gefühl, zerrissen von der Unvereinbarkeit des Verlangens nach dem Unendlichen und der Wirklichkeit des menschlichen Lebens. Die Schatten fallen zu einem Zeitpunkt auf Schumanns Gemüt, als sein musikalischer Genius bereits sein Bestes gegeben hat. Bemerkenswert an Schumann ist, dass er schon in seinen ersten Schritten weit voran war auf dem Wege zur Perfektion. In den Kompositionen seiner Jugendzeit, etwa in “Papillons” aus den Jahren 1829 bis 1832, zeigt sich eine Vollkommenheit, die Künstlern für gewöhnlich erst nach einem langen und schwierigen Weg zuteilwerden. Schumann ist in Zwickau als Sohn eines musikliebenden Buchhändlers im Juni 1810 geboren. Obwohl er eigentlich Schüler Carl-Maria von Webers werden will, studierte er nach des Vaters Wunsch in Leipzig und Heidelberg Rechtswissenschaften. In Leipzig lernt er Friedrich Wieck kennen und beginnt zugleich mit dem Studium des Klaviers bei diesem Lehrer. Schumanns Kompositionen werden immer Einflüsse dieser Ausbildung zeigen. Er betreibt Studien der Theorie und Praxis des Kontrapunktes, sowie der Harmonie- und Fugenlehre. Die Pianistenlaufbahn muss er allerdings wegen einer Fingerlähmung aufgeben. Zwischen 1830 und ‘40 erlebt der Komponist trotzdem glückliche Jahre. Schumann komponiert “Carnaval“, die “Davidstänze“, die “Phantasiestücke“, symphonische Studien, Klavierromanzen und Lieder. Im Jahr 1834 gründet er die „Neue Zeitschrift für Musik“, die sich der Kritik der Werke von Chopin, Mendelsohn und Liszt widmen. Schumann unterrichtet am Konservatorium von Leipzig. 1840, nach zehn Jahren Kampf mit Wieck, heiratet er gegen dessen Willen die große Liebe seines Lebens, Clara. Sie ist die Tochter des Lehrers und ebenfalls eine begabte Pianistin. Clara gebiert ihm sechs Kinder. Aber die 16 Jahre Leben, die Schumann noch gegeben sind, werden schmerzhaft und bewegt, trübe und finster sein. Daran ist auch die Eifersucht Claras Schuld. Und zwar ihre Eifersucht als Künstlerin. Immer öfter überfallen Schumann Depressionen, Krisen und Melancholien, wenn er sich aufregt. In diesen Jahren schreibt er vor allem Kammermusik, die im Klavierkonzert a-Moll op. 54 einen Höhepunkt der Gattung erreicht. Die Oper “Genoveva“, die Ouvertüre “Manfred“ und zahlreiche kleinere Stücke. 1854 lässt er sich in Düsseldorf, wo er mit seiner Frau Clara lebt, in einer Nervenheilanstalt behandeln, weil ihn ein Anfall von Halluzinationen gequält hat. Nach zwei Wochen flieht Robert Schumann aus dem Spital und springt in den hochwasserführenden Rhein. Er wird gerettet und nach Endernich gebracht in ein privates Irrenhaus, wo er die letzten beiden Jahre seines Lebens verbringt, zwischen Anfällen von Wahnsinn und langen Pausen tiefster Ruhe.