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Der gute Mensch von Sezuan (Brecht)

Ist es möglich, ein guter Mensch zu sein und zugleich ein menschenwürdiges Leben zu führen? Dieser Frage geht Brechts berühmtes Theaterstück nach.

Inhaltsverzeichnis zum Thema

Entstehungsgeschichte

Bertolt Brecht gehört zu den bedeutendsten Dramatikern des 20. Jahrhunderts und gilt als Begründer des epischen Theaters. Exemplarisch für diese Theaterform ist das Stück „Der gute Mensch von Sezuan“. Es handelt sich dabei um ein Parabelstück, das heißt, die Umstände, die in Sezuan beschrieben werden, können auf alle Orte der Welt übertragen werden. Die Arbeit am Stück begann Brecht bereits in den 1920er Jahren, wesentliche Teile entstanden jedoch in den Jahren nach 1939 im Exil auf der Flucht vor den Nationalsozialisten. Als Vorlage für das Werk diente die Geschichte von Philemon und Baucis aus der Antike, welche die Götter Zeus und Hermes aufnehmen. Im Gegenzug dafür werden sie von einer Sintflut verschont.

Chinesische_Götter.jpg

Inhalt des Dramas

„Die Welt kann bleiben, wie sie ist, wenn genügend gute Menschen gefunden werden.“ So lautet der Auftrag der drei Götter, die sich zu Beginn des Stücks auf die Suche nach einem guten Menschen in einer kapitalistischen und egoistischen Welt machen. Sie glauben diesen Menschen in der Prostituierten Shen Te gefunden zu haben, welche die Götter trotz ihrer finanziellen Sorgen aufnimmt. Daraufhin erhält sie von den Göttern ein Vermögen, wodurch sie sich einen Tabakwarenladen kaufen kann. Im Gegenzug muss sie den Göttern jedoch versprechen, sich anderen Menschen gegenüber immer gut zu verhalten. Da sie nach kurzer Zeit wieder mit Existenzsorgen zu kämpfen hat, schlüpft sie in die Rolle ihres fiktiven Vetters Shui Ta, der zwar ihr komplettes egoistisches Gegenbild ist, aber dadurch ihre Existenz rettet. Sie hält den Flieger Sun Yang vom Selbstmord ab, in den sie sich verliebt, der jedoch die Hochzeit mit ihr scheitern lässt. Als sie schwanger wird, tritt sie wieder als Shui Ta auf, um für ihr Kind zu sorgen. Da sie mittlerweile fast durchgängig Shui Tas Existenz annimmt und ihre Person für Monate verschwindet, wird Shui Ta des Mordes an ihr angeklagt. Als Richter fungieren die Götter, denen Shen Te ihre Doppelexistenz enthüllt und denen sie erklärt, dass der Anspruch, gut zu sein, in dieser egoistischen Welt nicht erfüllt werden kann. Die Erkenntnis stößt bei den Göttern auf Ignoranz. Am Ende des Stücks entschwinden die Götter, die ebenfalls keine Lösung für die Probleme der Menschen haben. Der Zuschauer wird somit mit der offenen Frage nach Güte und Menschlichkeit allein gelassen.

Der_gute_Mensch_von_Sezuan

Personenkonstellation

Hauptfigur des Stückes ist die Prostituierte und Außenseiterin Shen Te und ihr Alter Ego, ihr Vetter Shui Ta. Während Shen Te gutmütig, mitfühlend und hilfsbereit ist, handelt der hinterlistige, kaltherzige Shui Ta egoistisch und strategisch, um sich in der kapitalistischen Welt zu behaupten und dadurch auch Shen Tes Existenz zu retten. Die Armen bilden als Schmarotzer die unterste Schicht der Gesellschaft. Zu ihnen gehören unter anderem die achtköpfige Familie oder der arbeitslose Flieger Yang Sun, der die Gutmütigkeit Shen Tes ausnutzt. Die Reichen bzw. Besitzenden, zu denen die Hausbesitzerin Mi Tzü und der Barbier Shu Fu zählen, beuten die anderen aus, um dadurch ihren Wohlstand zu vergrößern. Zwischen den armen und reichen Menschen gibt es eine Kluft, bei der ein Aufstieg nur durch verbrecherische Mittel möglich ist.

Rezeption

Interpretationsansatz und Rezeptionsgeschichte

Im Stück wird der Ursprung des Bösen und die Fähigkeit des Menschen zur Güte thematisiert. Brecht – der überzeugte Kommunist – kritisiert mit seinem Stück die Ausbeutung des Menschen und die Grundsätze des Kapitalismus. Zugleich soll es den Zuschauer eine Veränderbarkeit der gesellschaftlichen kapitalistischen Verhältnisse begreifen lassen und zu politisch-marxistischen Aktivitäten aufrufen. Das Stück ist eine Parabel, das heißt eine lehrhafte Erzählung, die menschliche Verhaltensweisen aufzeigt und bewertet. Charakteristisch für das epische Theater ist, dass im Stück Verfremdungseffekte genutzt werden, die den Zuschauer dazu bringen, eine Distanz zum Geschehen aufzubauen. Statt mit den Figuren mitzufühlen, werden die Zuschauer motiviert, Analogien zwischen der Dramenhandlung und den gesellschaftlichen Verhältnissen aufzubauen und die Notwendigkeit der Veränderung zu realisieren. Das Stück wurde zwar 1943 bereits in Zürich uraufgeführt, avancierte aber erst nach dem zweiten Weltkrieg zu Brechts meistgespieltem Stück.