Im September 1932 wird in Albany im amerikanischen Bundesstaat Georgia Ray Charles Robinson geboren. Er ist heute als Sänger, Komponist und Pianist die einflussreichste Persönlichkeit der bluesorientierten Popmusik. Ray hat eine harte Jugend. Mit fünf Jahren beginnt er das Augenlicht zu verlieren. Der Prozess ist unaufhaltsam und bald ist er vollkommen blind. Mit 15 wird Ray noch dazu Vollwaise. In einer Blindenschule in Florida lernt er Maschinenschreiben in Brailleschrift und außerdem das Spiel auf Klavier und Klarinette. Nachdem er seine Abschlussprüfung gemacht hat, gründet Ray das Maxin Trio, eine Rhythm & Blues-Gruppe. Am Anfang singt er im schmeichelnden intimen Stil von Nat King Cole, allerdings nicht lange. Rückblickend sagt er, “Ich habe mich an einem Punkt entschlossen, entweder zu verlieren oder zu gewinnen. Die Welt musste den wahren Klang meiner eigenen Stimme akzeptieren“. 1954 verbindet Ray Charles bei einer Plattenaufnahme zum ersten Mal die bis dahin unvereinbaren Stilmittel von Blues und Spiritual. Aus dem Kirchenlied “My Jesus Is All The World To Me“ macht er den sehr weltlichen Hit “I Got A Woman“. Ray nennt die Art wie er spielt und singt Soul-Musik, das heißt Musik der Seele. Das Wichtigste im Jazz, sagt er, ist, dass man den Glauben hört und zwar in der Musik. Im Jahr 1959 singt er mit größtem Erfolg “Georgia Is On My Mind“. Im Jahr 1961 schreibt ein Kritiker, dass die Idole der leichten Musik, wie immer sie heißen mögen, vom vielfachen Talent eines einzigen Mannes, nämlich Ray Charles, in den Schatten gestellt werden. Sein Album “Modern Sounds in Country & Western Music“ wird in Millionenauflagen verkauft, ebenso das Lied “I Can't Stop Loving You“, in dem seine rauhe und vibrierende Stimme voll zur Geltung kommt. Sein Vertrag mit ABC Records sieht Tantiemen vor, die dreimal so hoch sind wie die irgendeines anderen Sängers. Im Jahr 1964 beginnt Ray Charles eine Tournee, die ihn rund um die Welt führt. Er zeigt sich 90 Mal vor mehr als einer halben Millionen Menschen. Der Erfolg kann den Star jedoch nicht korrumpieren. 1961 weigert sich Charles als erster schwarzer Sänger in der Geschichte der amerikanischen Unterhaltungsmusik, in Memphis vor einem Publikum zu singen, das aus Anhängern der Rassentrennung besteht. Ray ist mit der Spritual-Sängerin Adella verheiratet und hat mit ihr drei Kinder, lebt aber nur selten im Kreise der Familie. Seine Organisation besitzt ein Flugzeug mit 50 Sitzplätzen, einen Pullman-Autobus und hat 70 Mitarbeiter. Die Saturday Evening Post schrieb über den blinden Sänger, “Die Brillen verbergen seine Augen, aber sie verbergen nicht den Schweiß, wenn er singt, wenn er bis zur äußersten Erschöpfung singt. Sie verbergen auch nicht den Schmerz und die Freude, die sich in seinem Gesicht zeigen, ebenso wenig die Sicherheit eines Menschen, der weiß, dass er seiner Zeit nicht entfliehen kann.“