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Team Zeitreise
1900 – es lebe das Jahrhundert
lernst du in der 6. Klasse - 7. Klasse - 8. Klasse - 9. Klasse

Grundlagen zum Thema 1900 – es lebe das Jahrhundert

Das Jahrhundert des technologischen Fortschritts und der geteilten Welt

Wenn man sich das vergangene Jahrhundert genauer anschaut, wird eine Fülle an geschichtlichen Ereignissen des 20. Jahrhunderts – gute und schlechte – sichtbar, die den Grundstein für die heutige Welt gelegt haben. Es ist die Epoche der Entwicklungen, der Gegensätze, der verschiedenen Ideologien und der Teilung der Welt. Das 20. Jahrhundert begann am 1. Januar 1901 und endete am 31. Dezember 2000. In diesem Lerntext erhältst du eine Zusammenfassung des 20. Jahrhunderts. Da die Geschichte des 20. Jahrhunderts komplexe Ausmaße annehmen kann, bekommst du hier das 20. Jahrhundert kurz und einfach erklärt.

In diesem Zeitstrahl zum 20. Jahrhundert sind einige der wichtigsten Ereignisse aufgelistet.

Zeitstrahl 20. Jahrhundert.svg

20. Jahrhundert – die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg

Die Welteinteilung im 19. Jahrhundert führte zu Auseinandersetzungen unter den europäischen Großmächten. Das Vereinigte Königreich (Großbritannien und Irland) beherrschte knapp ein Drittel der Welt, Frankreich besaß vor allem in Afrika und Asien Kolonien und Deutschland versuchte, seinen Machteinfluss durch eigene Kolonien zu vergrößern. Dass Deutschland mächtiger werden wollte, sahen Großbritannien und Frankreich nicht gerne und es kam zu Konflikten (Zweites Flottengesetz). Daher rüsteten alle Nationen auf. Aufrüsten bedeutet, das Militär zu vergrößern und mehr Waffen und Munition herzustellen.

20. Jahrhundert – der Erste Weltkrieg

Im Jahr 1914 brach der Erste Weltkrieg aus. Die Meinungsverschiedenheiten der europäischen Staaten hatten sich so dermaßen zugespitzt, dass es zum Kriegsausbruch gekommen war. Vier Jahre lang kämpften die Mitglieder der Triple Entente – also Großbritannien, Frankreich und Russland – und die Mitglieder des Dreibunds – Deutschland, Österreich und Italien – gegeneinander.

Der Krieg führte zu einem technologischen Fortschritt. Anfang des Jahrhunderts wurde durch die Gebrüder Wright das erste motorisierte Flugzeug hergestellt. Durch den Krieg kam es nun erstmals zu einer militärischen Verwendung des Flugzeugs. Sie wurden mit Waffen ausgestattet, sodass der Krieg auch in der Luft weitergeführt werden konnte.

Der Erste Weltkrieg endete im Jahr 1918 und resultierte in der Niederlage des Dreibunds. Die alleinige Schuld wurde aber von Deutschland getragen. So wurde es im Versailler Vertrag festgehalten. Das Ende des Kriegs bedeutete gleichzeitig eine komplette Neustrukturierung Europas. Deutschland verlor Teile seines Gebiets und Österreich-Ungarn wurde aufgelöst. In Russland hatte ein Jahr zuvor die Oktoberrevolution stattgefunden.

Da der Erste Weltkrieg und die Oktoberrevolution als direkte Auswirkungen des 19. Jahrhunderts gezählt werden, gibt es einige Forschende, die diese Ereignisse nicht zum 20. Jahrhundert zählen. Somit wird in diesem Zusammenhang das 20. Jahrhundert gelegentlich als kurzes Jahrhundert bezeichnet.

20. Jahrhundert – die Goldenen Zwanziger

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs begann das erste Aufleben der Gesellschaft des 20. Jahrhunderts. Auch die Wirtschaft erlebte einen Aufschwung und die Erfahrungen der vorherigen Jahre wurden überlagert. Die alte Monarchie in Deutschland wurde abgeschafft und es entstand die erste Demokratie – die Weimarer Republik. Das Leben war für die reichere Gesellschaft frei und ungezwungen, es gab eine große Anzahl an Nachtklubs, in denen die Menschen nächtelang feierten. Die Sexualität des 20. Jahrhunderts erlebte ebenfalls einen neuen Aufschwung. Die Mode im 20. Jahrhundert wurde vor allem durch das Nachtleben in den Klubs geprägt. Wer es sich leisten konnte, trug farbenfrohe Kleidung, die mit verschiedenen Verzierungen ausgestattet war.

Für das Arbeitervolk war es jedoch nicht so rosig. Sie arbeiteten oft den ganzen Tag, um zu überleben. Die Kinderarbeit war auch zu diesem Zeitpunkt allseits präsent.

Die USA brachten mit dem Jazz eine neue Art der Musik des 20. Jahrhunderts nach Europa. In dieser Zeit wurden die Amerikaner zu einer weltpolitischen Großmacht, die sich aber mehr auf sich selbst konzentrierte.

Das sollte sich mit der Weltwirtschaftskrise des Jahres 1929 ändern, wodurch es zu massiven sozialen Problemen kam. Menschen wurden von heute auf morgen arbeitslos und ihre Existenz war stark bedroht. Die Gesellschaft der Weimarer Republik spaltete sich immer weiter.

20. Jahrhundert – Faschismus in Europa

Ein direktes Resultat der Weltwirtschaftskrise war das Aufkommen des Faschismus in Europa. Italien wurde durch Mussolinis Marsch auf Rom im Jahr 1922 faschistisch. Mit der Machtergreifung Hitlers vom 30. Januar 1933 sollte die Zeit in Deutschland bis 1945 von Hass, Unterdrückung, Krieg und Leid geprägt sein. Durch das Naziregime wurden auch viele bekannte Künstlerinnen und Künstler sowie Komponistinnen und Komponisten des 20. Jahrhunderts verboten, verfolgt und ermordet. Die, die konnten, verließen Deutschland und wanderten in andere Länder aus. Die Gemälde und Malerei des 20. Jahrhunderts, die durch diese Künstlerinnen und Künstler entstanden sind, wurden als Entartete Kunst abgestempelt und verboten. Die Avantgarde, einer der Kunststile, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufkam, durfte nicht mehr gezeigt werden. Auch Philosophinnen und Philosophen erlitten eine Zensur (staatliche Kontrolle/Überprüfung ihrer Werke). Jüdische und linke deutsche Philosophen im 20. Jahrhundert erlitten dasselbe Schicksal wie die Künstlerschaft.

Das Leben, das in den 20er-Jahren von Toleranz und Freizügigkeit geprägt war, hatte durch das Naziregime einen vollkommenen Wandel durchlaufen.

20. Jahrhundert – der Zweite Weltkrieg

Der bedeutendste aller Kriege des 20. Jahrhunderts sollte der Zweite Weltkrieg sein.

Am 1. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg in Europa mit dem Überfall auf Polen. In den folgenden sechs Jahren kamen rund 60 Millionen Menschen ums Leben. Mehr als 50 Nationen der Welt waren an diesem Krieg beteiligt, auch weit über die Grenzen Europas. Der Krieg in Europa endete am 8. Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands. In Asien sollte es noch bis in den Herbst 1945 weitergehen. Das Ende des Kriegs wurde erst mit den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki in die Wege geleitet. Am 2. September 1945 kapitulierte Japan.

Der Zweite Weltkrieg zählt für viele als das wichtigste Ereignis des 20. Jahrhunderts – nicht nur wegen der ungeheuren Ausmaße des Kriegs, sondern auch wegen der Auswirkungen auf die Welt nach dem Krieg.

20. Jahrhundert – die Teilung der Welt

Nachdem Deutschland 1945 kapituliert hatte, wurde das Land in vier Zonen geteilt: Frankreich, Großbritannien, die USA und die Sowjetunion hatten jeweils ihre eigene Zone. Die Weltmächte USA und Sowjetunion waren politische und gesellschaftliche Gegensätze. In den USA war die Wirtschaft durch den Kapitalismus zum Blühen gebracht worden. In der Sowjetunion herrschte der Kommunismus. Beide Nationen waren Verbündete während des Kriegs, aber nun wurden aus Freunden Feinde.

Die Spannungen zwischen den beiden Ländern waren so hoch, dass 1962 ein neuer Krieg kurz vor dem Ausbruch stand. In der Kubakrise wäre beinahe die Situation eskaliert. Diese Eskalation wäre verheerend gewesen, da sowohl die USA als auch die Sowjetunion Atomwaffen besaßen. Die Erfahrungen von 1945 haben gezeigt, wie viel Leid durch diese Waffen verübt werden konnte. Doch die modernen Atomwaffen wären weitaus stärker gewesen. Stattdessen fand der Vietnamkrieg als sogenannter Stellvertreterkrieg statt.

Diese Spannungen und Auseinandersetzungen werden als Kalter Krieg bezeichnet – kalt, weil die Situationen nicht eskaliert waren, aber die Zeit sehr prekär gewesen ist.

20. Jahrhundert – Deutschland und Europa

Mit der Verkündung des Grundgesetzes am 23. Mai 1949 entstand aus den westlichen Besatzungszonen die Bundesrepublik Deutschland (BRD). Im Oktober desselben Jahres wurde die Deutsche Demokratische Republik (DDR) gegründet. Beide Länder wurden durch die ehemaligen Besatzer nachhaltig geprägt. Die BRD wurde durch die Hilfe der westlichen Staaten, allen voran durch die USA, wieder aufgebaut und in die Weltpolitik integriert. Die DDR wurde in die östliche Gesellschaft eingebunden und stand unter großem Einfluss der Sowjetunion. Die Differenzen zwischen den Supermächten hatten auch Folgen in Deutschland. 1961 wurde die Berliner Mauer durch die DDR errichtet. Westberlin wurde fast vollständig von Westdeutschland abgeschnitten. Nur auf fünf sogenannten Transitstrecken war Westberlin noch zugänglich. Die Reise auf diesen Straßen dauerte sehr lange, da an den DDR-Zollstationen die Fahrzeuge sehr genau durchsucht wurden, was zu beträchtlichen Staus führte.

In Westeuropa wurden ab 1950 Institutionen gegründet, die eine Zusammenarbeit in vielerlei Hinsicht begünstigen sollten. Aus diesen ging beispielsweise in den 1990er-Jahren die Europäische Union hervor. Die Einführung des Europäischen Gerichtshofes für Menschenrechte stellte erstmals eine juristische Instanz dar, die nicht auf die Grenzen eines Landes beschränkt war.

In den 1980er-Jahren waren die kommunistische Gesellschaft mit einem großen Problem konfrontiert: Die Wirtschaft konnte nicht mehr mit den Anforderungen der Menschen mithalten. Die Produktion war nicht effektiv genug, was die Lebensqualität des Volkes verschlechterte. Die DDR war dabei keine Ausnahme. Viele ihres Volkes flüchteten in den Westen, andere protestierten für neue Reformen. Dies führte zu einer Instabilität des Systems. Im November 1989 fiel die Mauer. So wurden die Rufe nach einer Wiedervereinigung beider deutscher Nationen immer lauter. Im Jahr 1990 brach schließlich die DDR zusammen und es entstand ein vereinigtes Deutschland.

20. Jahrhundert – die neue Technik

In den 70er-Jahren fand eine Modernisierung der Technologie statt. Diese Industrialisierung im 20. Jahrhundert wird auch als dritte Industrialisierung betitelt. Der Produktionsprozess, der zuvor manuell gesteuert wurde, erhielt Hilfe in Form der Computertechnik. Der Computer ist eine der wichtigsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts. Die Auswirkungen, die der Computer gebracht hatte, veränderten die Gesellschaft und das Leben des 20. Jahrhunderts sowie vieles darüber hinaus.

20. Jahrhundert – eine neue Welt

Der Zusammenbruch der Sowjetunion hatte starke Auswirkungen auf die Weltpolitik. Aus den Sowjetrepubliken entstanden nun eigene, autonome Staaten. Die Zweiteilung der Welt endete.

1993 wurde die Europäische Union gegründet, ein weiterer Schritt für die europäische Zusammenarbeit. Mittel- und osteuropäische Staaten traten in die Union ein und sind bis heute Mitglied.

20. Jahrhundert – tabellarische Übersicht

Wenn du zum Beispiel ein Referat zum 20. Jahrhundert halten möchtest, kann diese Übersicht zum Zeitabschnitt des 20. Jahrhunderts in einer Tabelle hilfreich sein.

20. Jahrhundert Fakten
Zeitraum 1. Januar 1901 bis 31. Dezember 2000
Erster Weltkrieg 1914–1918

Auswirkung: Neustrukturierung Europas
Weimarer Republik erste Demokratie in Deutschland
Weltwirtschaftskrise 1929

Auswirkung: Arbeitslosigkeit und Aufkommen von Faschismus
NS-Staat 1933–1945

Auswirkung: Zweiter Weltkrieg, Verfolgung und Massenmord von Jüdinnen und Juden, Auswanderung von Künstlerinnen und Künstlern, Philosophinnen und Philosophen, Musikerinnen und Musikern
Zweiter Weltkrieg 1939–1945
Besetzung Deutschlands 1945–1949

Auswirkung: Teilung Deutschlands, Gründung der BRD und DDR
Europäische Zusammenarbeit ab 1950
Errichtung der Berliner Mauer 1961
Zweiteilung der Welt Supermächte: Sowjetunion und USA
Dritte Industrialisierung 1970er-Jahre

Auswirkung: Einführung des Computers
Zusammenbruch der Sowjetunion und Wiedervereinigung Deutschlands 1989/1990
Gründung der Europäischen Union 1993

Häufig gestellte Fragen zum Thema 20. Jahrhundert

Wann begann das 20. Jahrhundert?
Wann ist der Anfang des 20. Jahrhunderts?
Was geschah im 20. Jahrhundert?
Wie nennt man das 20. Jahrhundert?
Welche Revolutionen gab es im 20. Jahrhundert?
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Transkript 1900 – es lebe das Jahrhundert

An der Schwelle zur neuen Zeit wachsen die Träume in den Himmel. Jahrhundertwende in Paris. Ungeheurer Glaube an die Zukunft: „Es war wie ein Abkommen zwischen den Völkern. Von nun an wollten sie das Gute und Schöne am Leben genießen.“ Sehnsucht nach Freiheit. Wer sie nicht in der alten Welt findet, sucht sie in der neuen. „Die Leute, die hier ankamen, spürten: Jetzt wird alles anders. Sie fühlten sich befreit.“ Das neue Jahrhundert. Eine, die es in Berlin begrüßt hat und den Abschied noch erleben darf, erinnert sich an den Beginn: „Wir mussten nachmittags immer schlafen, richtig. Und dann wurden wir erst zum Abend geweckt und dann gab es dann Pfannkuchen. Und dann bekamen wir Himbeersaft, glaube ich, zum Trinken und so weiter. Und dann durften wir – wir hatten ja geschlafen – durften wir aufbleiben bis 12 Uhr.“ Es lebe das Jahrhundert. Aufbruch soll es sein, in eine bessere und hellere Epoche. Sie beginnt mit Wunderkerzen für die Kinder, die erleben werden, wie es wirklich sein wird. „Wir durften die ja gar nicht anfassen. Hatte der Vater oder Mutter in der Hand. Man konnte sich, ja, wenn man nicht ganz aufpasst, da konnte schon was sein, wenn man so klein war. In die Hand, haben die Eltern dann gemacht.“ Silvester 1899. Hohe Zeit für Grammophone und Revuen. „Unser Wunsch, ja heut' ist der, dass so glücklich wie bisher, nun auch weiterhin der Welt die Sonne lacht. Dass der Sekt im Glase klingt, das uns Glück und Wohlstand bringt und dass jedermann die neue Zeit bezwingt. Und mein Rat, oh Publikum, für das neue Säkulum: Wartet froh, was die Zukunft bringt.“ Als Welthauptstadt der Zukunftsträume gilt Paris, Bühne neuer Lebenslust. Auf dem Land herrschen alte Sitten. Bilder aus der Bretagne zur Jahrhundertwende. „Auf dem Land lebten wir in einer sehr beengten Welt. Doch in Paris war man am Puls der Zeit.“ Weltausstellung 1900. Paris präsentiert die neuesten Errungenschaften. Fortschritt für alle. Doch wenigen ist er vergönnt. Wer ihn jetzt schon zuhause hat, der wird bestaunt. „Ach, bei der Osel das Telefon. Mein Vater war Verlagsbuchhändler. Wir waren doch mit dem Geschäft verbunden, mit seinem Verlag, und da gab es elektrische Schlicht, Heizung gab es. Alles hatten wir.“ In den Hinterhöfen des Fortschritts hatten viele nichts. Die Arbeitssklaven des Wohlstands, das Proletariat. „Mein Vater war Weber in einer Fabrik und hatte dieses Leben satt. Also ging er mit uns nach Amerika.“ Amerika. Millionen Menschen suchen zu Beginn des Jahrhunderts hier ihr Glück. Fortschritt heißt für sie, das altgewordene Europa verlassen. Auswandern. „Allen, die mit uns hierher gekommen waren, allen ging es hier besser.“ Hoffen auf das Neue. Die alte Welt genießt, wer es sich leisten kann. Monte Carlo, Tummelplatz der Reichen und mitunter Schönen. Europa fühlt sich als Nabel der Welt. Für den Nachschub hat man Kolonien. Die meisten haben Briten und Franzosen. „Die Kolonien fand ich als Junge faszinierend. Die Leute, die da waren, haben spannende Dinge erzählt, wie man da leben kann.“ Doch das exotische Idyll ist keines. In China regt sich Widerstand gegen die Fremden im eigenen Land. Boxeraufstand. Die Kolonialherren, es sind auch Deutsche, unterdrücken ihn mit allen Mitteln. Bluttaten im Zeichen imperialen Größenwahns. „Wir waren patriotisch. Wir hatten ja den Kaiser. Kaiser Wilhelm II, König von Preußen. Und wir waren Preußen. Bitte, ja natürlich, da waren wir alle stolz darauf." Der Kaiser begrüßt das neue Jahrhundert mit säbelrasselndem Pathos. Deutschland habe noch nicht den Platz in der Welt, der ihm gebührt. Pioniere werden hofiert. Graf Zeppelin wird Volksheld, denn er bringt mit seinen phantastischen Plänen Deutschland nach oben. Über seine fliegenden Zigarren staunt die Welt. Fortbewegung in der Luft. Ein Menschheitstraum wird Wirklichkeit. „Luftfahrt war eine tolle Sache, denn von da oben konnte man viel besser sehen, was sich auf der Erde alles veränderte. Da kann ich mich noch sehr gut dran erinnern.“ Eine andere Erfindung bewegt die Menschen noch weit mehr: das Automobil. So kräftig wie sechs Pferde schafft es 40 km/h. Ein lärmendes Vehikel, damals eine Rarität. „Dann blieben wir stehen…jetzt dann. Ach ne, unsere Straße war eine Willensstraße. Da kam überhaupt nichts lang." Das neue Jahrhundert wird verrückt nach Autos. Bald sorgen sie für Tempo und Chaos in den Städten. Ein Jahrhundert nimmt Fahrt auf. „Das war das neue dieser Zeit – die Geschwindigkeit.“ Es wird ein Jahrhundert, das die Menschen immer schneller mit immer Neuem überrollt. „Ich muss unbedingt noch ein paar Jahre leben, damit ich sehen kann, was die Menschen im nächsten Jahrhundert aus all dem machen.“