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Weimarer Republik und Neue Sachlichkeit

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Inhaltsverzeichnis zum Thema

Einführung in die Epoche der Neuen Sachlichkeit

Hast du schon einmal den Begriff „Schwarzer Freitag“ gehört? Und nein, Freitag, der 13., ist damit nicht gemeint. Es handelt sich dabei konkret um Freitag, den 25. Oktober 1929 – den Tag des Börsencrashs in New York. Was folgte, war die Weltwirtschaftskrise, die Welt geriet aus den Fugen. Und das alles, obwohl die „Goldenen 20er Jahre“ (1924–1928) so vielversprechend waren! Du merkst sicherlich, wie turbulent die Zeit war. Kein Wunder, dass die Weimarer Republik zum Scheitern verurteilt war. Wie, glaubst du, haben die Schriftsteller auf die sich rasant verändernde Zeit reagiert? Eine literarische Reaktion auf diese strapaziöse Zeit ist die Epoche Neue Sachlichkeit (1920-1930). Wie der Name bereits verrät, ging es den Autoren um eine pragmatische, nüchterne Darstellung der Realität. Nicht das individuelle Schicksal war das Maßgebende, sondern das Schicksal der allgemeinen Masse. Objektiv wollte man sein, realitätsnah und vor allem kritisch.

Zeitstrahl

Zeitgeschichtliche Einordnung der Neuen Sachlichkeit

Historisch gesehen war die Zeit der Weimarer Republik eine Zeit der Turbulenzen. Das deutsche Kaiserreich verlor nach einem zermürbenden Stellungskrieg den Ersten Weltkrieg (1914–1918) gegen die Siegermächte Frankreich, England, Russland und USA. Die deutsche Wirtschaft lag am Boden, zudem mussten hohe Reparationskosten gezahlt werden. Zeitgleich sollte aus dem deutschen Kaiserreich eine Republik werden: Keine leichten Aufgaben für das kriegserschütterte Land. Während die Künstler des Expressionismus (ca. 1910–1925) das Individuum in den Vordergrund rückten und dem Ersten Weltkrieg zunächst weniger ablehnend gegenüber standen, ist diese Euphorie in der Neuen Sachlichkeit verflogen. Erben des Expressionismus bleiben der Bruch mit den Traditionen und die Problematiken der fortschreitenden Technisierung. Aufgrund des Zweiten Weltkrieges (1939–1945) erfolgt nach der Neuen Sachlichkeit ein harscher Bruch. Die nachfolgenden literarischen Entwicklungen setzen sich dann vor allem mit den neueren Kriegsgeschehnissen auseinander.

Bauhaus

Weltanschauung und Motive der Neuen Sachlichkeit

Interessierst du dich für Architektur? Vielleicht hast du in diesem Zusammenhang schon einmal etwas vom Bauhaus-Stil gehört. Er bezeichnet eine neue Art der Architektur, bei der man sich an klare, nüchterne Formen hält und die Gebäude stets nach dem Prinzip der Funktionalität errichtet. Diese Nüchternheit spiegelt sich auch in der Literatur wider. Die Texte der neuen Sachlichkeit sind realitätsnah und nüchtern. Die Arbeitswelt der Stadtbewohner sowie die Geschehnisse des Ersten Weltkrieges werden verarbeitet. Dabei bemühen sich die Schriftsteller um Objektivität in ihren Werken.

Wichtige Autoren und Werke der Neuen Sachlichkeit

Wie in anderen Epochen auch, bedienten sich die Schriftsteller der Neuen Sachlichkeit sämtlicher Gattungen. Man unterscheidet zwei verschiedene lyrische Tendenzen: Einerseits gab es den direkten Kontakt zum Publikum wie bei Gedichten von Bertolt Brecht oder Kurt Tucholsky, andererseits die Naturlyrik von Dichtern wie Oskar Loerke. Berühmte Dramen jener Zeit sind beispielsweise:

  • „Der Hauptmann von Köpenick“ von Carl Zuckmayer
  • „Mutter Courage und ihre Kinder“ von Bertolt Brecht
  • „Die Dreigroschenoper“ ebenfalls von Bertolt Brecht

Gerade in Brechts Werken tritt erstmalig der sogenannte Verfremdungseffekt (V-Effekt) zutage. Brecht wollte eine Identifikation mit seinen Figuren verhindern und den Zuschauern zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Dramenstoff zwingen. Fast noch wichtiger als Lyrik und Drama war die Prosa. Folgende Werke und Autoren solltest du dir daher einprägen:

  • „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin
  • „Der Mann ohne Eigenschaften“ von Robert Musil
  • „Der Steppenwolf“ von Herrmann Hesse
  • „Der Zauberberg“ von Thomas Mann

Es lassen sich vier verschiedene Typen Prosa der neuen Sachlichkeit ausmachen:

  • Der Angestelltenroman: Hier wird die Ausweglosigkeit und Hoffnung im Leben von Angestellten dargestellt.
  • Der Großstadtroman: Autoren wie Erich Kästner oder Alfred Döblin schildern das Leben der Menschen in deutschen Großstädten und den Kampf ums Überleben.
  • Der Industrieroman: Aufgrund der fortschreitenden Industrialisierung und Aufrüstung in der Weimarer Republik setzen sich Autoren wie Erich Reger mit der Propaganda der Krupp-Werke auseinander.
  • Der Antikriegsroman: Die Schrecken des Ersten Weltkrieges wirken nach wie vor auf die Menschen. Der wohl berühmteste Antikriegsroman „Im Westen nichts Neues“ stammt von Erich Maria Remarque und schildert das Sterben an der Front. Das Werk zeigt sie Sinnlosigkeit des Krieges und hat keinerlei Heldengeschichte.

Berlin

„Berlin Alexanderplatz“

Der Großstadtroman „Berlin Alexanderplatz“ von Alfred Döblin schildert den Lebensweg von Franz Biberkopf, der nach mehrjähriger Haftstrafe versucht, in ein normales Leben zurückzufinden. Er erfährt mehrere herbe Rückschläge, bis es ihm am Ende doch gelingt, ein anständiger Mensch zu werden. Döblins Roman zählt heute zu den Klassikern der Weltliteratur. Seine detailreichen Schilderungen der Arbeiter zur Zeit der Weimarer Republik und seine Montagetechnik gelten als meisterhaft. Döblin nutzte verschiedene Versatzstücke wie Auszüge aus Werbungen, wissenschaftlichen Arbeiten und Zeitungsartikeln, um ein authentisches Berlin-Bild zu erreichen.