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Sprachkritik

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Tim Weichselfelder
Sprachkritik
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Grundlagen zum Thema Sprachkritik

Sprachkritik in verschiedenen Disziplinen

Solange es Sprache als Konzept gibt, wird diese auch von den Sprechenden kritisiert. Dabei können heute insgesamt drei Schwerpunkte der Sprachkritik unterschieden werden:

  • Epistemologie
  • Soziologie
  • Sprachpflege

Diese sollen im Folgenden anhand von Beispielen näher erläutert werden.

Sprachkritik in der Epistemologie

Sprache befähigt uns als Menschen, über die Welt zu sprechen und Kategorien zu bilden. Damit sind wir in der Lage, über die Sprache zur Erkenntnis zu gelangen. Allerdings beleuchtet die Epistemologie als Lehre von der Erkenntnis die Grenzen der Sprache im Erkenntnisprozess.

Daher vertreten Epistemologinnen und Epistemologen die Auffassung, dass Sprache nur ein unvollkommenes Instrument zur Erfassung der Wirklichkeit ist. Da Sprache immer auch individuell ist, kann sie keine objektiven Wahrheiten schaffen. Aus diesem Grund rätseln Menschen seit jeher über Dinge und Konzepte wie Gott oder das Nichts.

Sprachkritik in der Soziologie

Die Soziologie betrachtet die Sprache und ihre Folgen für die Gesellschaft. Im Rahmen einer Gesellschaftskritik bemängeln Soziologinnen und Soziologen, dass Sprache zu sozialen Ungleichheiten führen kann und diese festschreibt.

Ein wichtiger Unterbereich in diesem Zusammenhang ist die feministische Sprachkritik, die beispielsweise untersucht, warum die maskulinen Formen in grammatischen Darstellungen immer an erster Stelle genannt werden. Auch das Thema gendergerechte Sprache, beispielsweise die Einführung femininer Berufsbezeichnungen (Bundeskanzlerin) oder das Gendersternchen (Bewerber*innen), fallen in diesen Bereich.

Sprachkritik und Sprachpflege

Die Sprachpflege wird jeden Tag in der Schule praktiziert, wenn Lehrkräfte die Texte ihrer Lernenden nach sprachlicher Korrektheit bewerten. Aber auch in anderen Zusammenhängen, wie z. B. im Verlagswesen oder in der Politik, kann die Sprachpflege zur Erhaltung der sprachlichen „Reinheit“ und Verständlichkeit eine Rolle spielen.

Unter anderem wird dabei Kritik an der Wortwahl geübt. Wenn eine Politikerin oder ein Politiker beispielsweise über eine Rentenreform spricht und damit eigentlich eine Rentenkürzung meint, handelt es sich um einen Euphemismus, denn dabei wird das negativ besetzte Wort Kürzung durch das besser klingende Wort Reform ersetzt. Auch herabsetzende Bezeichnungen wie Asylant statt Asylsuchender fallen in diesen Bereich der Sprachkritik. Ein Effekt solcher Betrachtungen ist, dass wir um eine möglichst politisch korrekte Sprache (political correctness) bemüht sind, um den Ausdruck von sozialen Ungleichheiten und Diskriminierungen zu vermeiden.

Ein weiteres wichtiges Feld der Sprachkritik im Zusammenhang mit Sprachpflege bildet die Verwendung von Anglizismen in der deutschen Sprache. Obwohl es teilweise gute Gründe dafür gibt, warum englische Wörter ins Deutsche übernommen wurden und werden, wird ihr häufiger Gebrauch im Alltag immer wieder von sogenannten Sprachpuristinnen und -puristen (Sprachpurismus = Sprachreinigung) kritisiert.

Zusammenfassung der drei Standpunkte zur Sprachkritik

Hier werden die drei Disziplinen und ihre Standpunkte zur Sprachkritik noch einmal zusammengefasst.

Epistemologie Soziologie Sprachpflege
Kritik an Erkenntnisfähigkeit der Sprache Festsetzung sozialer Ungleichheiten durch Sprache Einhaltung sprachlicher „Reinheit“ und Verständlichkeit

Eine Sprachkritik kann also sehr unterschiedlich motiviert sein, wobei sich grundsätzlich drei Haltungen unterscheiden lassen:

  • konservativ: Kritik am Sprachverfall und Orientierung an der Sprache kultureller Größen
  • puristisch: Ablehnung von Fremdwörtern und Pflege der sprachlichen „Reinheit“
  • historisch: Berufung auf die Etymologie (Lehre von der Herkunft der Wörter)

Transkript Sprachkritik

Hi, ich bin’s, Tim. Sprache wird schon seit ewigen Zeiten immer wieder aus verschiedenen Richtungen kritisiert, denn sie ist alles andere als perfekt, und Menschen hatten immer wieder etwas an ihr auszusetzen. Das betrifft z.B. 1. die philosophische Epistemologie, die Sprache als unvollkommenes Instrument der Erkenntnis kritisiert, 2. die Soziologen, die Sprache kritisieren, weil sie soziale Ungleichheit festsetzt und reproduziert und die damit eine Gesellschaftskritik äußert und 3. die Sprachkritik als Sprachpflege, die sich um eine gewisse “Reinheit” und Verständlichkeit der Sprache bemüht. Auf zu neuen Taten, sehen wir uns den Bereich der Sprachkritik mal genauer an! Wenn wir Dinge erkennen, tun wir das nicht nur über unsere Augen, Ohren und andere Sinne. Wir synthetisieren und assoziieren, kategorisieren und kommunizieren unsere Eindrücke über Sprache und werden dadurch erst befähigt, die Welt zu begreifen. Die Epistemologie, also die philosophische Lehre von der Erkenntnis, beschäftigt sich daher mit der sprachlichen Strukturiertheit unseres Denkens. Sie kritisiert, dass Sprache ein sehr unvollkommenes Instrument zur Erfassung der Wirklichkeit ist, denn sie schafft zwar Gemeinsamkeit zwischen ihren Sprechern, ist aber bei Individuen sehr verschieden: Jeder nimmt Dinge anders wahr, weil er oder sie anders spricht und Objekte anders benennt und verknüpft. Die Epistemologie bestreitet somit, dass es sichere, sozusagen objektive Wahrheiten gibt, da diese immer sprachlich vermittelt sind und wir nur Ausschnitte der Objekte versprachlichen. Dinge, die wir nur schwer begreifen können wie z.B. “Gott”, das “Nichts” oder der “Tod”, bleiben uns also ein immer wiederkehrendes Rätsel, das wir ewig weiter interpretieren müssen. Da Worte wie “Gott” weitreichende Folgen für unsere Gesellschaft haben, wendet sich auch die Soziologie der Sprachkritik zu. Sie kritisiert, dass sich durch Sprache soziale Ungleichheiten festsetzen und reproduzieren, diese Ungleichheiten durch gleichbleibenden Sprachgebrauch also überleben können. In diesem Feld gibt es etliche Unterbereiche, von dem einen z.B. die feministische Sprachkritik darstellt. Diese Kritik sagt, dass Männer durch bestimmte Formen der Grammatik und des Vokabulars gegenüber Frauen bevorzugt werden. Dass wir bei der Aufzählung der grammatischen Personen immer “er, sie, es” und nicht “sie, er, es” oder sogar “sie, es, er” sagen, stellt die männliche Form bleibend an erste Stelle. Außerdem hatte die feministische Sprachkritik die Folge, dass wir beispielsweise Jobausschreibungen auch direkt an Frauen richten, damit sich nicht nur Bewerber, sondern auch Bewerberinnen, nicht nur Lehrer, sondern auch Lehrerinnen angesprochen fühlen. Die dritte Kategorie ist die Sprachpflege, und damit das, was wir in der Schule eigentlich unter Sprachkritik verstehen. Hier werden sprachliche Äußerungen im Detail bewertet. Diese Bewertung kann dabei eher positiv im Sinne einer Empfehlung oder eher negativ sein.

Die sprachpflegerische Kritik geht dabei auf verschiedene sprachliche Phänomene ein. Darin enthalten ist die Wortwahl, denn wir verwenden alle ein mehr oder minder unvollkommenes Vokabular, um die Wirklichkeit zu beschreiben. Kritisiert werden dabei vor allem Worte aus Wortfeldern, die die Macht haben, die Realität zu verdecken. Dazu gehören z.B. Neologismen, ideologische Beschreibungen, Stereotype und Euphemismen. Ein Beispiel für einen zu kritisierenden Euphemismus ist das politische Schlagwort der “Rentenreform”, für das “Rentenkürzung” viel angemessener wäre. Eine “Kürzung” ist zwar auch eine Änderung und daher eine Umformung, die Verschlechterung der finanziellen Situation wird hier aber ausgeblendet und durch das positiv konnotierte Wort “Reform” ersetzt.

Weiterhin kommen uns immer wieder Beschwerden über den inflationären Gebrauch von Anglizismen in der deutschen Sprache zu Ohren. Anglizismen werden entweder eingeführt, weil es keine gute Übersetzung gibt, sie im internationalen Raum also notwendig zur Kommunikation sind oder weil sie als Modeerscheinungen, z.B. in der Werbung, Zuschauer “catchen”, also fangen wollen. Hier setzt die Sprachkritik an, die auch von moralischer Seite her rügt, dass Zuschauer durch teilweise unbekannte, jedoch modern klingende Anglizismen überrumpelt und verlockt werden sollen.

Die Sprachkritik betrachtet außerdem auch Techniken der Abwertung und Diffamierung, z.B. herabsetzende Bezeichnungen wie “Softi” oder “Weichei” für nicht vollkommen harte Männer, “Penner” und “Schnorrer” für eigentlich “Arme” und “Asylant” statt “Asyl-Suchendem”, wenn gleichzeitig die lautliche Verbindung zu “Querulant” und “Simulant” hervorgerufen wird. Die meisten Schimpfwörter fallen unter diese Kategorie.

Wie jede Kritik kann auch Sprachkritik durch verschiedene Faktoren motiviert sein, sei es aus Angst oder anderen ideologischen Motiven. Dabei können wir drei verschiedene Haltungen beobachten: 1. die konservative Haltung. Man beschwert sich über den Sprachverfall und bevorzugt die “hohe” Sprache großer und längst dahingeschiedener Deutscher, wie die Luthers oder Goethes. 2. die puristische Haltung. Man lehnt die Übernahme und Benutzung von Fremdwörtern ab, da sie die “Reinheit” der deutschen Sprache herabsetzen. Zum Glück kann man einwenden, dass die deutsche Sprache schon immer auf anderen, auch älteren Sprachen basiert. und 3. die historische Haltung. Sie beruft sich auf die Etymologie, also die Herkunft, der Worte. Denn manchmal verwenden wir Ausdrücke wie z.B. “neu renovieren”, obwohl das “neu” schon in “renovieren” enthalten ist. Andere Fehler sind logischer Art, wie z.B. “das Einzigste”: eine Steigerung von einem “einzigen” gibt es nicht, da “einzig” schon die kleinste Einheit darstellt.

Zuletzt will ich noch auf die Effekte der Sprachkritik zu sprechen kommen, hier vor allem im Bezug auf die “Political Correctness”: Wie ich schon sagte, setzen sich soziale Ungleichheiten und Diskriminierungen in Sprache fest. Um das zu vermeiden, benutzen wir als Resultat der ausgeübten Sprachkritik bei heiklen Themen eine möglichst politisch korrekte Sprache. So verwenden wir die Bezeichnungen “Afroamerikaner” oder “Menschen mit Migrationshintergrund”. Inwiefern diese Neologismen aber wirklich etwas ändern können und nicht nur Euphemismen werden, bleibt ungewiss.

Fassen wir also noch mal zusammen: Sprachkritik findet sich in den Bereichen - der Epistemologie, also der Kritik an der Erkenntnisfähigkeit der Sprache, 2. der Soziologie, da Ungleichheiten der Gesellschaft in der Sprache kritisiert werden, und 3. der Sprachpflege, wobei Neologismen, ideologische Beschreibungen, Stereotype, Euphemismen, Anglizismen und Abwertungen in unserer Sprache kritisiert werden. Dabei gibt es verschiedene berechtigte Haltungen zu diesem Thema, nämlich die konservative, die puristische und die historische, die jeweils ihre eigenen Ideologien verfolgen. Das war’s soweit, wir sehen uns wieder! Ciao!

3 Kommentare
3 Kommentare
  1. super

    Von Lev, vor etwa einem Jahr
  2. Hervorragend !

    Von Alexandersuleiman, vor etwa 7 Jahren
  3. Sicher ein gut gemachtes Video. Wäre nur schön, wenn man das in einfacher Sprache für Schüler einer 8. oder 9. Klasse und zwar nicht an einem Gymnasium nutzen könnte.

    Von Ulli Clausen, vor fast 8 Jahren

Sprachkritik Übung

Du möchtest dein gelerntes Wissen anwenden? Mit den Aufgaben zum Video Sprachkritik kannst du es wiederholen und üben.
  • Nenne die Forschungs- und Praxisbereiche, in denen Sprachkritik eine Rolle spielt.

    Tipps

    Sprache konstruiert Wirklichkeit und reproduziert soziale Ungleichheit. Welche Wissenschaften könnten sich daher für Sprachkritik interessieren?

    Lösung
    • Sprachkritik findet sich in der Philosophie der Erkenntnis, der Epistemologie, wieder. Denn Sprache wird benutzt, um Wissen zu schaffen und weiterzugeben. Die Epistemologie geht davon aus, dass wir nur begreifen können, was wir begrifflich machen, was wir also mit Wörtern benennen und verbinden können. Sprache macht also Erkenntnis möglich und begrenzt sie zugleich.
    • Die Soziologie deckt z. B. auf, welche Ungleichheiten zwischen Menschen politisch oder kulturell produziert werden. Diese Ungleichheiten finden sich auch in der Sprache. In vielen sprachlichen Akten und Wortschöpfungen werden z. B. Frauen unterdrückt und Männer bevorzugt. Die feministische Sprachkritik findet sich hier wieder.
    • Drittens kann man Sprache als Instrument zur Verständigung betrachten. Dieses Instrument muss gereinigt, gewartet und gepflegt werden, weil sie sonst durch Sprachentwicklungen (z. B. Aufnahme von Anglizismen, Jugendsprache etc.) unverständlich wird. Die Sprachpflege hilft dabei, die Sprache verständlich zu halten.
  • Beschreibe die verschiedenen Haltungen, die Vertreter der Sprachpflege einnehmen.

    Tipps

    Übersetze dir die Namen der Haltungen falls bekannt ins Deutsche. Mit dem Namen kannst du auf den Inhalt der Kritik schließen.

    Lösung

    Die deutsche Sprachpflege nimmt drei Haltungen ein, die unterschiedlich motiviert sein können:

    • Die konservative Haltung ist häufig elitär. Sie kritisiert den von ihr wahrgenommenen Sprachverfall der Deutschen, der durch SMS-, Medien- und Computersprache eingeleitet wurde. Ihre Norm ist dabei die hohe Sprache deutscher Dichter, Philosophen und Theologen wie z. B. Goethe oder Luther, also Personen, die das Deutsche stark beeinflusst und geprägt haben.
    • Die puristische Haltung ist häufig nationalistisch. Ihre Annahme beruht auf dem Glauben, dass es eine abgeschlossene und reine deutsche Sprache geben könnte, die keine Wörter (also Fremdwörter oder Lehnwörter wie z. B. Anglizismen) von außen aufgenommen hat. Da aber auch das Deutsche historisch gesehen auf anderen Sprachen fußt, die wiederum von anderen beeinflusst wurden, und weil Sprachen wie Kulturen am lebendigsten sind, wenn sie sich vermischen, ist diese Annahme illusorisch.
    • Die historische Haltung der Sprachpflege will unnötige und unlogische Verwendungen der Wörter vermeiden, indem sie auf die Sprachwurzel des Wortes zurückkommt. Neu renovieren ist z. B. eine Verdoppelung, weil in renovieren das neu bereits enthalten ist.
  • Bestimme, welcher Fachbereich welche Aspekte der Sprache kritisiert.

    Tipps

    Die marxistische Theorie beschäftigt sich mit Klassengegensätzen und einem mangelnden Bildungs- und Ressourcenzugang unprivilegierter Klassen.

    Ziel der postkolonialen Sprachkritik ist es, Begriffspaare zu dekonstruieren, um das damit ausgedrückte Machtgefälle aufzulösen.

    Lösung
    • Die Gender-Theorie kritisiert sexistische Sprache, die Geschlechter abwertet und diskriminiert.
    • Die postkoloniale Theorie kritisiert eurozentrische Konzepte wie Orient und Exotik in der Sprache, weil sie Theorien und Wahrnehmungsformen entstammen, bei denen das europäische Abendland als absolute kulturelle und politische Bezugsgröße gesetzt wird. Andere Gruppen von Menschen werden aufgrund ihrer kulturellen Differenz anders bewertet und in Verbindung gebracht mit Irrationalität und fehlender Zivilisiertheit.
    • Die Erkenntnistheorie kritisiert Begriffe der Philosophie, in denen eine bestimmte Weltsicht und Ideologie stecken, sowie Sprache ganz allgemein aufgrund ihrer unzureichenden Perfektion zur Abbildung der Wirklichkeit.
    • Die marxistische Theorie beschäftigt sich mit Klassengegensätzen und einem mangelnden Bildungs- und Ressourcenzugang unprivilegierter Klassen.
    • Die Rhetorik deckt Strategien der Beeinflussung in Werbung und Politik auf und kann Neologismen als Euphemismen enttarnen.
    • Die Sprachpflege beschäftigt sich mit Wörtern und Ausdrücken, die die Sprache unverständlich machen und die eigentlich nicht notwendig sind.
  • Bestimme einige der Wortfelder, die aufgrund ihrer reduzierenden oder abschätzigen Funktion kritisiert werden.

    Tipps

    Stereotype generalisieren eine Gruppe, indem sie ein oder mehrere Merkmale als konstituierend für die Gruppe herausstellen.

    Diffamierungen sind Verleumdungen von Gruppen und Personen in Form von Schimpfwörtern und Begriffen mit eindeutig negativer Wertung.

    Stereotype Wörter können je nach Interpretation auch diffamierend verstanden werden, z. B. ist „Zigeuner“ zugleich die Reduktion einer Gruppe auf ein bestimmtes Merkmal (Stereotyp) und es wird als Schimpfwort benutzt (Diffamierung). In der Aufgabe soll es als Stereotyp markiert werden.

    Lösung

    Diffamierungen, Euphemismen und Stereotypen sind einige Wortfelder, die durch die Sprachpflege kritisiert werden. In der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland wurde die Sprache verstärkt genutzt, um bestimmte Gruppen von Menschen zu diskriminieren und menschenverachtende Methoden zu verharmlosen. Daher lassen sich in der Sprache dieser Zeit verstärkt diese Wortfelder beobachten:

    • Diffamierungen sind dabei am einfachsten zu erkennen, denn sie machen meist sehr offensichtlich, dass jemand herabgewertet wird. Das passiert so z. B. bei „Schnorrer“, „Penner“ oder beim nationalsozialistischen Terminus „Schwarze Schmach“.
    • Stereotype hingegen generalisieren eine gesamte Gruppe, indem sie ein oder mehrere Merkmale als konstituierend für den gesamten Menschen hinstellen. Menschen, die Anhänger der jüdischen Religion sind, werden so nur noch als Juden gesehen, obwohl sie eventuell auch Arbeiter, Professoren, Briten etc. sind. Auch beim Begriff „Zigeuner“ wird eine bestimmte kulturelle Verhaltensweise hervorgehoben. Der Begriff wird zugleich oftmals diffamierend, also abwertend, genutzt.
    • Mit Euphemismen werden eigentlich negative Sachverhalte und Handlungen positiv ausgedrückt. Sie sind sehr häufig in der Politik anzutreffen, denn hier geht es um Ideologie, um verschiedene Weltsichten, und daher um verschiedene Bezeichnungen ein- und derselben Sache. Die Begriffe „Endlösung“, „Volksgemeinschaft“ oder „Rassenhygiene“ gehören dem Wortfeld der Euphemismen an. Auch „Umsiedlungen“ klingt weitaus besser als das, was es eigentlich für die betroffenen Menschen bedeutete: unter anderem den Transport in Vernichtungslager.

  • Bestimme die Punkte, mit denen sich die philosophische und soziologische Sprachkritik befassen.

    Tipps

    Was ist der Unterschied zwischen Wahrnehmen und Erkennen? Welche Aufgaben für das Denken übernimmt die Sprache?

    Mit welchem Gegenstand beschäftigt sich die Soziologie vor allem? Anhand welcher Ideale kritisiert sie bestimmte Beziehungen?

    Lösung

    Sprachkritik findet sich u.a. in der Epistemologie und in der Soziologie:

    • In der epistemologischen Lehre von der Erkenntnis bekommt Sprache die Funktion, die Erkenntnis zu leiten – ohne Sprache gibt es also kein Erkennen. Wahrnehmen kann man hingegen sehr gut ohne Sprache, denn Wahrnehmung hat noch nichts mit Bedeutung zu tun. Erst wenn man etwas erkannt hat, also wiedererkennt, greifen wir auf die Sprache zurück – zum Vergleichen, Zusammenfügen, Einordnen, Speichern, Abrufen oder Erinnern.
    • Die Soziologie ist problemorientierter. Sie ist an Idealen wie der Gleichheit und Gerechtigkeit ausgerichtet und unternimmt unter dieser Führung den Versuch, Ungleichheiten auch in der Sprache auszugleichen. Denn häufig haben mächtigere Personen auch mehr Macht zur Definition – und jeder weiß, wie schlimm und ausgrenzend es sein kann, wenn man beleidigt oder abgewertet wird.
    • Ein Unterbereich der Soziologie ist die feministische Sprachkritik. Die Diskriminierung von Frauen spiegelt sich auch in der Sprache wider. Beim Gebrauch der Sprache reproduzieren und verstärken wir Ungleichheiten, geben also sprachlich unsere Zustimmung zur ungerechten Grenzziehung zwischen Geschlechtern. Sprachkritik ist jedoch nicht das einzige Mittel zur Schaffung von gerechteren Verhältnissen – rein durch Sprache kann nicht alles gelöst werden; allzu häufig sind auch andere Handlungen nötig.

  • Nenne die politisch korrekte Version der Wörter.

    Tipps

    Überlege, welche negativen Bezeichnungen du im Alltag, in Zeitungen oder in der Schule zu den Gruppen von Menschen gehört hast.

    Lösung

    Diskriminierende und marginalisierende Sprachstrukturen müssen dekonstruiert werden, denn sie reproduzieren soziale und politische Ungleichheit. Die Verwendung von Sprache muss dort kritisiert und verändert werden, wo bestimmte Gruppen von Menschen durch sie ausgegrenzt oder abschätzig bewertet werden. „Politisch korrekte Sprache“ könnte eigentlich auch als „neutrale“ oder „gleichberechtigte“ Sprache verstanden werden.

    • Manche Begriffe zeigen eine große Nähe zu Beleidigungen, Asylant ist zum Beispiel sehr ähnlich zu Querulant oder Simulant ist; stattdessen verwendet man das Wort Asylsuchender.
    • Bei der Verwendung der Wortgruppe Mensch mit Migrationshintergrund statt Ausländer/Einwanderer wird die Perspektive verschoben. Ausländer/Einwanderer nimmt die die Perspektive des Einwohners eines nationalstaatlich oder ähnlich begrenzten Gebildes auf Menschen ein, die in dieses Land gekommen sind. Es verstärkt die Abgrenzung zwischen Einheimischen und Ausländern. Mensch mit Migrationshintergrund bedeutet, dass ein Mensch seine Familie in einem anderen Land hat oder dass er/sie aus anderen Ländern in ein neues Land gereist ist. Migration wird dabei neutral gewertet, als natürliche kulturelle Praxis.
    • Neger/Mohren/Farbige sind Bezeichnungen aus eindeutig rassistischen Diskursen. Stattdessen verwendet man die Begriffe nicht oder bezieht sich auf die Herkunft eines Menschen, z. B. Afro-Amerikaner oder Afro-Europäer/Afro-Deutsche. Aber Achtung!: Auch diese Begriffe schaffen Unterschiede zwischen Menschen, die nicht begründet sind.