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LTI (Klemperer)

Exkurs

LTI – „Notizbuch eines Philologen“ ist ein Werk von Victor Klemperer, das 1947 erschien. Der Romanist und Politiker jüdischer Abstammung befasst sich darin mit der Lingua Tertii Imperii befasst, der Sprache des Dritten Reiches.

Inhaltsverzeichnis zum Thema

Sprache verändert sich

Sprache dient vor allem der Kommunikation, denn mit ihr kannst du anderen deine Gedanken mitteilen. Die Bedeutung der Wörter, die du benutzt, ist oft nicht fest und unveränderlich, sondern arbiträr - also willkürlich - und wird durch die Gesellschaft festgelegt bzw. konventionalisiert. Zudem verändern sich Wortbedeutungen im Laufe der Zeit - z. T sogar ungeplant. Anders verhält es sich bei den ideologischen Sprachprägungen, die in autoritären Systemen vollzogen werden. Dieser Sprachwandel vollzieht sich nicht ungeplant: Stattdessen werden neue Worte verwendet oder ein Bedeutungswandel bereits vorhandener Worte angeordnet. Ein Beispiel für eine ideologisch geprägte Sprache ist die von Victor Klemperer untersuchte „Lingua Tertii Imperii“ (LTI), die Sprache des Dritten Reiches.

Wer war Victor Klemperer?

Victor Klemperer wurde 1881 in Landsberg an der Warthe geboren und verstarb 1960 in Dresden. Er studierte Germanistik, Romanistik und Philosophie. Ab 1920 war er Professor für Romanistik an der Technischen Hochschule Dresden. 1935 wurde er mit Inkrafttreten des Reichsbürgergesetzes in den vorzeitigen Ruhestand gesetzt, weil er aus einer jüdischen Familie stammte. Von diesem Moment an widmete er sich mehr dem Schreiben.

1947 wurde sein Werk „LTI - Notizbuch eines Philologen“ veröffentlicht. In diesem Werk setzte er sich sprachwissenschaftlich mit der Sprache des Dritten Reiches auseinander. Er sammelte dafür verschiedene, auch heute noch übliche, Begriffe zusammen und erklärt darin, was sie im Kontext des Dritten Reiches bedeuteten. Er kommt in seinem Werk zum Ergebnis, dass die Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus viel mehr durch die immer wieder gleichen, mit nationalsozialistischen Ideologien besetzten Begriffe geprägt und gelenkt wurden als durch Flugblätter oder Reden. Im folgenden Abschnitt findest du ein paar Beispiele und Erklärungen für Wörter, die im Dritten Reich entstanden oder instrumentalisiert wurden.

Beispiele für die Lingua Tertii Imperii

Strafexpedition. Die Nazis verfolgten das Ziel der Weltherrschaft, weshalb sie zahlreiche andere Völker unterwarfen. In diesem Kontext entstand der Begriff Strafexpedition. Er bezeichnete außenpolitische, militärische Aktionen und sogar Hinrichtungen, wenn ein Volk gegen die Besatzung protestierte.

Kohlenklau. In der Kriegszeit musste die deutsche Bevölkerung unter einem Mangel an Nahrungsmitteln und Rohstoffen leiden. Dabei entstand das Wort Kohlenklau, womit das unsachgemäße Schließen von Türen und Fenstern bezeichnet wird. Für die Nazis gilt dies als Diebstahl am gesamten Volk, da dadurch Wärme gestohlen wird.

Systemzeit. Das Dritte Reich folgte auf die Weimarer Republik, die von den Nazis als chaotisch und negativ verstanden wurde. Diese Zeit wurde als Systemzeit bezeichnet - eine Zeit ohne Führer oder Hierarchie. Sie wurde im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie als negativ verstanden. Eng verbunden ist damit das Wort gleichgeschaltet, womit ausgedrückt wird, dass das System vernichtet, ausgehöhlt wurde. Obwohl dieser Vorgang auf den nationalsozialistischen Staat zutrifft, wurde er dafür kaum benutzt.

Der Präfix ent-. Die Nazis verwendeten nicht nur neue Worte, sondern benutzten bereits bestehende und belegten sie mit ihren Vorstellungen. Ein Beispiel dafür ist das Verneinungspräfix ent-, mit dem das Gegenteil eines Vorganges ausgedrückt wird. Beispiele für die Verwendung des Präfixes sind die Wörter entrümpeln, entdunkeln oder entnazifizieren.

Sturm. Auch Wetterphänomene wie der Sturm wurden in der Sprache des Dritten Reiches umgedeutet. Bei den Nazis wird der Sturm als Zeichen des Angriffs verstanden, wenn SA und SS eine Operation einleiteten.

Weltanschauung. Ein Wort, das du heute noch verwendest, ist Weltanschauung. Die Weltanschauung bezeichnet die eigene und vor allem freie Sicht auf Welt und Dinge. Zu Zeiten des Nationalssozialismus war diese aber nicht frei, sondern bezeichnete das Befolgen der NS-Ideologie.

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